GORLEBEN-CHRONIK

Das Jahr 2019

Ein Jahr voller Jubiläen

30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.

Januar

Im Januar stirbt Marianne von Alemann, die eine besondere Persönlichkeit für den Gorleben-Widerstand war. Jahrelang hat sie ihre Stimme für eine strahlenfreie Zukunft erhoben.

Januar: Viele Jahrelang hatten die Widerständler nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen gegen Terrorangriffe gefragt und erst jetzt sollen die Zwischenlager der ersten Generation in Ahaus und Gorleben "nachgerüstet" werden.

01.01.2019

Am 1. Januar versammeln sich an den Gorlebener Atomanlagen etwa 100 Menschen zum "Neujahrsempfang" der BI.

01.01.2019

Mit dem Jahreswechsel übernimmt die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlager (BGZ) die Standortzwischenlager an den Atomkraftwerken - bis auf das in Brunsbüttel. Dort braucht es ein neues Genehnigungsverfahren.

"Die staatlichen Einrichtungen betonen, alles sei im grünen Bereich, und verweisen auf neue Genehmigungsverfahren, die in Gorleben und Ahaus irgendwann notwendig werden, weil die Lagergenehmigungen in den 30er Jahren auslaufen. Es bleibt also alles beim Alten. Wir aber sind sicher, dass die erste Generation der Zwischenlager wie in Ahaus und Gorleben mit ihren dünnen Wänden schon heute nicht mehr genehmigungsfähig wären", so BI-Pressesprecher Wolfgang Ehmke.

08.01.2019

Zum Jahresbeginn startete die Öko-/Politfilmreihe der Bürgerinitiative Umweltschutz am 8. Januar mit einem mutmachenden Film: "Climate Warriors" - die Energiewende ist technisch möglich. Und doch wird sie nicht umgesetzt. Menschliche Gier und ungerechte Machtverhältnisse stehen ihr im Weg.

11.01.2019

In der WDR Lokalzeit Münsterland vom 11. Januar berichtet der WDR von einem Antrag der Betreibergesellschaft des Brennelemente Zwischenlagers in Ahaus, den schwach- und mittelradioaktiven Atommüll bis 2057 dort zu belassen. Das sind 37 Jahre mehr als bisher genehmigt.

15.01.2019

Am 15. Januar reichen die Anwälte der BI eine Klageerwiderung beim Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) ein. Hintergrund ist die Debatte um die Frage, ob die Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle über die genehmigten 40 Betriebsjahre hinaus problemlos weiter betrieben werden können. Durch einen Beitrag in der Gorleben Rundschau und zwei Artikel auf unserer Homepage sieht sich der Präsident des BfE, Wolfram König, verunglimpft. Wegen der Abmahnung fordert der Anwalt des BfE bereits über 1.300 Euro von der BI.

"Die Härte, mit der hier die Bundesbehörde gegen uns als Bürgerinitiative vorgeht, können wir nur dahingehend deuten, dass man uns mundtot machen will. Schließlich sind wir am Standort Gorleben doppelt betroffen und gefordert: Gorleben ist Zwischenlagerstandort und immer noch ein Favorit, wenn es um die Festlegung auf einen Endlagerstandort geht", so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.

Februar

22.02.2019

Die Aktion "fridaysforfuture" ist im Wendland angekommen. In Lüchow und Dannenberg versammeln sich Hunderte von Schüler:innen und gehen auf die Straße um für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Zehntausende in Deutschland tun dasselbe.

25.02.2019

Der Archäologie-Doktorand Atilla Dészi präsentiert in Platenlaase Fundstücke seiner Grabungen auf dem Gelände des ehemaligen Atomprotest-Hüttendorfes 1004 bei Gorleben.

März

40 Jahre Hannover-Treck

26.03.2019

Am 26. März wird im historischen Museum in Hannover die Ausstellung "Trecker nach Hannover. Gorleben und die Bewegung zum Atomausstieg." eröffnet. In Zusammenarbeit mit dem Gorleben Archiv zeigt das Historische Museum eine Ausstellung, die mit dem Institut für Didaktik der Demokratie und Studenten des historischen Seminars der Leibniz-Uni Hannover erarbeitet wurde. Das Gorleben Archiv stellt dafür Bilder, Schriftstücke und Gegenstände aus seinem Fundus zur Verfügung.

31.03.2019

Und am 31. März findet im Kreishaus Lüchow die Eröffnung der Ausstellung „Gorlebentreck – 40 Jahre danach“ statt. Zwei Dutzend Zeitzeugen erinnern sich an das Wendland vor dem Treck, an den Treck selbst und berichten von den Veränderungen, die das Wendland und sie selbst an sich erfahren haben. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni in Lüchow zu sehen und soll dann als Wanderausstellung an anderen Orten gezeigt werden.

April

15.04.2019

Am Montag den 15. April wird ein Teil des Metallzauns um das Endlagerbergwerk symbolisch abgerissen. Eine letzte Fahrt in das Endlagerbergwerk markiert ein Etappenziel: von nun an wird das Bergwerk in einen Stand-By-Betrieb überführt, denn Gorleben ist bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktive Abfälle laut Gesetz weiter gesetzt. Das Wendland bleibt also weiter "auf der Hut".

Mai

26.05.2019

Am 26. Mai findet der 500. Sonntagsspaziergang statt. Pünktlich um 13:00 Uhr umrunden rund 60 Spaziergänger:innen die Mauer des Erkundungsbergwerkes Gorleben. Im Anschluss stößt man auf diejenigen die auf dem Weg zum Gorlebener Gebet sind, welches ebenfalls "nullt" und auf 30 Jahre ununterbrochene Treffen zusteuert.

31.05.2019

Am 31. Mai gibt die BGE bekannt dass es im Schacht KONRAD am 14. Mai zu einem Brand unter Tage an den alten Holzeinbauten gekommen ist.

Juni

30 Jahre Kulturelle Landpartie

07.06.2019

Die Kulturelle Landpartie feiert ihren 30. Geburtstag und im Rahmen der KLP findet auch am 7. Juni wieder der "Gorlebentag" statt. Tausende von Menschen kommen zu polit-talks, gutem Essen, Musik und Treckerfahrten ums Erkundungsbergwerk um gemeinsam für den Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu kämpfen. Begrüßt werden die Besucher mit einer Modenschau der KLP und später geht es weiter mit einem Protestmarsch ums Erkundungsbergwerk. Klar ist: Die Frage nach einem sicheren Atommülllager ist noch nicht geklärt. Klar ist auch: Gorleben ist nicht sicher und dennoch noch immer nicht vom Tisch.

13.06.2019

Im April wurde ein Teil des Metallzauns um das Erkundungsbergwerk symbolisch abgerissen. Eigentlich dachte man, jetzt würde alles schnell gehen - doch bis zum kompletten Abriss der Mauer wird noch Zeit vergehen. Die BGE teilt am 13. Juni mit, dass sie noch mit den vorbereitenden Maßnahmen beschäftigt sei. Ziel sei es jedoch, die Mauer bis Ende des Jahres abzureißen.

Mitte Juni

Mitte Juni wird bekannt, dass die bislang zeitlich auf 40 begrenzte Zwischenlagerung von Atommüll in Ahaus verlängert werden soll.

17.06.2019

Thomas Schwark, Direktor des Historischen Museums Hannover, macht Reklame für die Veranstaltung des BfE, welche am 17. Juni im Historischen Museum Hannover stattfinden soll. Betreff: Nukleares Endlager gesucht. Der BI und dem Gorleben Archiv wurde eine Veranstaltung zu diesem Thema nicht erlaubt, weil politische Themen dort "nicht erwünscht seien": "Wir sind gehalten, keine Veranstaltungen mit einem aktuellen politischen Diskurs vor dem Termin der Europawahl bei uns im Haus durchzuführen oder stattfinden zu lassen. Es ist mir aber auch nicht möglich, Ihnen während der Laufzeit einen anderen Termin nach dem 26.05. anzubieten."

19.06.2019

Etliche Umweltorganisationen, darunter auch die BI Umweltschutz, zeigen sich solidarisch mit der Partnerorganisation Ecodefense, gegen die der russische Staat am 30. Mai fünf Strafverfahren eingeleitet hat. Hintergrund des Verfahrens sind angeblich nicht erfüllte Auflagen im Rahmen des umstrittenen "Auslandsagenten"-Gesetzes. Der Geschäftsführerin der russischen NGO Ecodefense droht nun eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren, weshalb sie in Deutschland politisches Asyl beantragt hat.

23.06.2019

Für den am 30. April verstorbenen Martin Lemke, Freund und Anwalt der Gorleben und Anti-Atom Protest-Bewegung wird am 23. Juni in Meuchefitz ein Apfelbaum gepflanzt.

29.06.2019

Zukünftig will sich das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) ihre Auskünfte zur Atompolitik an die BI bezahlen lassen. "So wird die Erteilung einer schriftlichen Auskunft mit einem Bearbeitungsaufwand von mind. einer halben Stunde dem Auskunftsersuchenden mit 25 bis 500 Euro Kosten in Rechnung gestellt", so die Pressestelle des NMU am 29. Juni.

Juli

20.07.2019

Vom 20. Juli bis zum 3. August ist die Tour de Natur wieder unterwegs – dieses mal widmen sich die rund 150 Teilnehmer:innen auch dem Thema "Atommüllpolitik" und besuchen das Wendland.

August

Im August wird die Schutzmauer rund um das Erkundungsbergwerk Gorleben abgerissen. Die Anlage ist nun nur noch eingezäunt.

November

19.11.2019

Die Lüneburger Anti-AKW-Initiative "Donnerstagsgruppe" bringt am 19. November auf dem Lüneburger Bahnhofsvorplatz sechs Hinweisschilder an, um darauf aufmerksam zu machen, dass der Atomausstieg auch 2022 noch längst nicht vollzogen sein wird. Jedes der Schilder weist auf einen Standort in der Umgebung Lüneburgs hin, an dem sich noch auf Jahre hinaus eine radioaktive Anlage oder ein Lager mit Atommüll befinden wird.

Dezember

02.12.2019

Mitglied Günter Hermeyer vertritt die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg während der Klimakonferenz in Madrid vom 2. bis 13. Dezember im internationalen Bündnis "Don’t nuke the Climate".

14.12.2019

Die Bürgerinitative Lüchow-Dannenberg (BI) ist am 14. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt am Gartower Schlosses vertreten, informiert zur Endlagersuche und verkauft gebrannte Mandeln.

Mitte Dezember

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung hält Mitte Dezember die "Tage der Standortauswahl" in Braunschweig ab. Neben vielen wissenschaftlichen Beiträgen gibt es – auch für BI-Vertreter/-innen – die Möglichkeit, Fragen zu stellen und durch Redebeiträge kritisch die Stimme zu erheben. Erkenntnisse aus solchen Treffen, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, fließen regelmäßig in Diskussionen, Pressemitteilungen und Artikel der BI-Medien ein. Auch ist es wichtig, gegenüber den "Machern" der Endlagersuche Präsenz zu zeige.

18.12.2019

Am 18. Dezember billigt die Bundesregierung den Entwurf eines "Geologiedatengesetzes", das es den Behörden erleichtern soll, vor allem private Daten über den tiefen Untergrund zu erlangen. Es vereinheitlicht auch die Vorgaben für eine Veröffentlichung solcher Daten.

"Eine Prüfung der Qualität des neuen Gesetzes steht allerdings noch aus", heißt es von der BI.

28.12.2019

Widerstandsgruppen aus dem Wendland gedenken am 28. Dezember am Bahnhof Hitzacker dem im November 2004 während eines Castortransports nach Gorleben tödlich verunglückten französischen Aktivisten Sebastien Briat. Sie stellen einen Gedenkstein am Bahnhof auf und befestigten eine Gedenktafel an der Fassade des Gebäudes.

31.12.2019

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) schaltet auch den zweiten Block des Atomkraftwerks Philippsburg endgültig ab. Damit sind jetzt in Deutschland nur noch sechs AKW am Netz.
Quelle: ENERGIE-CHRONIK, udo-leuschner.de

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