Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des "Nationalen Begleitgremiums".
Januar
Nach einer Intervention durch die BI berichtigt das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) im Januar die Beschreibung der Aufgaben der Pilot-Konditionierungsanlage Gorleben in die Vergangenheitsform.
"Die PKA Gorleben mit ihrer Genehmigungspalette präjudiziert eindeutig die Endlagerwahl, weil das nationale Entsorgungsprogramm NAPRO die Konditionierung der hochradioaktiven Abfälle direkt am Endlagerstandort vorsieht", so Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI. Auch durch die Korrektur sei "der Fall noch lange nicht erledigt".
Am traditionellen Neujahrsempfang der BI an den Atomanlagen nehmen am 1. Januar etwa 100 Menschen teil. Falko Berkemeier stellt den Plan vor, ein Segment der Bergwerksmauer mit den Anti-Atom-Graffitis stehen zu lassen, als Mahnmal für die verkorkste Endlagersuche, aber auch als "Denkmal-Nach".
20.01.2018
Weit über 20 000 Menschen demonstrieren am 20. Januar am Rande der "Grünen Woche" und einer internationalen Agrarministerkonferenz in Berlin: Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten Mit dabei unter der Wendlandfahne sind rund 40 Trecker und zahlreiche Demonstrant*innen aus dem Wendland.
25.01.2018
Am 25. Januar kritisiert die BI Angaben im Tätigkeitsbericht des niedersächsischen Umweltministeriums (NMU): Es gebe fehlende und falsche Angaben zu den Wandstärken der Zwischenlagerhalle in Gorleben. Es müsse auch zwischen "Sicherheits-" und "Sicherungfunktion" unterschieden werden. In einem Artikel in der Elbe Jeetzel-Zeitung vom 30. Januar schreibt das NMU dann, dass die Halle ein "Witterungsschutz" sei.
27.01.2018
Nachdem das schwedische Umweltgericht das geplante Konzept der schwedischen Atommüllgesellschaft Svensk Kärnbränslehantering (SKB) für nicht genehmigungsfähig hält, macht die BI am 27. Januar auf Parallelen zu Gorleben aufmerksam. Dort wurde sich schon sehr früh auf ein Konzept - Atommüll in Kupferkapseln - festgelegt, das nun gescheitert sei. In Deutschland habe man auf Salz und Gorleben gesetzt.
"Die Notwendigkeit von Rücksprüngen drängt sich nach dem schwedischen Desaster auf, auch für die Endlagersuche in der BRD", so BI-Pressesprecher Wolfgang Ehmke. "Sie sind aber nirgendwo gesetzlich oder verfahrenstechnisch geregelt, geschweige denn festgeschrieben. Nicht einmal dem Nationalen Begleitgremium, das zwischen Bundestag, Behörden und der interessierten Öffentlichkeit vermittelt, wurde das Recht zugesprochen, Rücksprünge einzufordern."
30.01.2018
Mit einer satirischen Expertise wendet sich das "Untergrundamt der Freien Republik Wendland, 3131 Gorleben-Solleben, Postfach 1004" am 30. Januar an die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Die Behörde der Freien Republik Wendland habe "einiges zusammengetragen, um Amtshilfe leisten und Ihre Entscheidungen erleichtern zu können", heißt es in einem Schreiben. Die BGE hatte bundesweit sechzig Behörden angeschrieben, um geowissenschaftliche Daten zusammen zu tragen, die helfen sollen, in einem ersten Schritt Regionen von der Endlagersuche auszunehmen. Der Fokus liegt dabei auf Seismik und Vulkanismus.
Februar
Anfang Februar
Anfang Februar fordern bereits 304 Initiativen, Verbände und Parteien die sofortige Stillegung der Brennelementefabrik und des Atomkraftwerks in Lingen, darunter die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
03.02.2018
Bei einem Bürger*innen-Dailog des Nationalen Begleitgremiums (NBG) am 3. Februar unterbreitet Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI, den Vorschlag, das NBG solle sich um eine "fachliche Expertise zum Problem Salz und Eiszeiten" kümmern. Man habe kein Vertrauen in die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) von 2009 ("Eiszeitliche Rinnensysteme und ihre Bedeutung für die Langzeitsicherheit möglicher Endlagerstandorte mit hochradioaktiven Abfällen in Norddeutschland"). Diese sei "sehr einseitig auf Gorleben hin erarbeitet worden". Das Impulsreferat für die Geschichtsdebatte hält Birgit Huneke vom Gorleben Archiv. Rund 120 Menschen aus Behörden, Instituten und interessierte Bürger*innen nehmen in der ehemalige Jerusalemkirche teil.
06.02.2018
Insgesamt 150 Menschen von mehreren Anti-Atomkraft-Initiativen, Anti-Braunkohle-Initiativen und Umweltverbänden protestieren am 6. Februar vor der Düsseldorfer Staatskanzlei gegen den schwachen und unverbindlichen Deal der Groko-UnterhändlerInnen zum Atomausstieg, zum Braunkohle-Ausstieg und zum Klimaschutz. Darunter Aktivist*innen der BI Umweltschutz.
09.02.2018
Es gibt keine Atomenergie mehr, so könnte man glauben, als der neue niedersächsische Umweltminister Lies (SPD) 9. Februar in einer Erläuterung seiner künftigen Politik vor dem Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags mit keinem Wort auf Atompolitik eingeht.
Das sei ein wirklicher Rückfall, denn immer noch würde auch in Niedersachsen in Grohnde und Lingen Atomstrom produziert, und die bundesweite Debatte um die Atommülllagerung bedürfe einer starken und korrigierenden niedersächsischen Haltung, moniert die BI Lüchow-Dannenberg.
18.02.2018
"Aktiviert euch" heißt es in der Einladung zu einem Vernetzungs-Treffen am 18. Februar im Gasthof Wiese in Gedelitz. Die Auseinandersetzung um die Atomkraft und die Atommülllagerung haben das Wendland geprägt. Immer noch ist "der Widerstand" gefragt, auch wenn keine Castor-Transporte mehr nach Gorleben rollen.
22.02.2018
Am 41. Jahrestag der Standortbenennung Gorlebens, am 22. Februar, findet die Premiere von Helmut Kochs Film "Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie!" im Lüchower Kino statt. Zwischen 1978 und 1980 hielt der damalige Wendland-Neuling Helmut Koch seine Kamera auf die Landschaft, die Folklore und den beginnenden Widerstand.
22.02.2018
Am 22. Februar wird der besetzte Wald bei Bure, dem französischen Atommülllager-Kandidaten, durch ein Großaufgebot von 500 Polizisten geräumt. 1 ½ Jahre war der Wald Bois Lejuc besetzt und verhinderte so die Bauarbeiten für das Projekt.
24.02.2018
Am 24. Februar protestieren rund 400 Menschen in Lüchow gegen einen Infostand der „MVgida“ – einem Ableger der rechtsextremen „Pegida“.
Am 4. März findet in den Trebeler Bauernstuben die Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative Umweltschutz statt. 70 Mitglieder*innen wählten Martin Donat (Vorsitzender), Elisabeth Hafner-Reckers (Stellv. Vorsitzende), Wolfgang Ehmke (Pressesprecher), Klaus Longmuss (Schatzmeister) und als weitere Vorstandsmitglieder: Jutta von dem Bussche, Torben Mävers und Lia Jahrens (fehlt auf dem Foto). Auf der Mitgliederversammlung wird über das französische Endlagerprojekt Bure informiert, solidarische Grüße gingen per Gruppenfoto an die Aktivist*innen in Frankreich.
Am 5. März folgen 120 Menschen dem Aufruf der Dannenberger Mahnwache, der Bäuerlichen Notgemeinschaft und der Bürgerinitiative Umweltschutz zu einer Kundgebung auf dem Dannenberger Marktplatz und trotzen dem Dauerregen, eskortiert von Traktoren und zu den Klängen der Sambagruppe Xamba. Anlass ist der Jahrestag der Fukushima-Katastrophe.
08.03.2018
Mit der Fertigstellung des Endlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle im "Schacht Konrad" bei Salzgitter ist nicht vor dem ersten Halbjahr 2027 zu rechnen. Dies gibt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bekannt, die sich dafür auf ein Gutachten stützt, das sie auf Wunsch des Bundesumweltministeriums beim TÜV Rheinland in Auftrag gegeben hatte. Quelle: ENERGIE-CHRONIK, udo-leuschner.de
10.03.2018
Seit dem 10. März ist die Fotoausstellung "Große Geschichten in kleinen Rahmen" von Ingrid und Werner Lowin im Wendlandmarkt in Lüchow zu sehen.
15.03.2018
Am 15. März formulieren Anti-Atomkraft- und Anti-Braunkohle-Initiativen aus NRW und Niedersachsen sowie mehrere Umweltverbände Forderungen zum "Neustart in der Klima- und Atompolitik" der neuen Bundesregierung:
"Weitere wichtige Baustellen sind die Beschleunigung des Atomausstiegs einschließlich der umgehenden Abschaltung der AKW Lingen und Grohnde sowie ein verbindlicher Verzicht auf die gescheiterten Atommüll-Endlagerprojekte Gorleben und Schacht Konrad. Atompolitisch ist deshalb auch ein frühzeitiges Spitzentreffen der Umweltministerin mit den Ländern NRW und Niedersachsen sehr wichtig", so Kerstin Rudek von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
April
03.04.2018
Schriftlich fordert am 3. April der BI-Vorsitzende Martin Donat das Nationale Begleitgremium (NBG) auf, das es eine Studie in Auftrag geben möge, in der die geologischen Daten aller Salzstöcke Deutschlands, also auch des Salzstocks Gorleben-Rambow, nach den 1995 geltenden und angewandten Kriterien verglichen und bewertet werden. Das Bundesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hatte damals eine Studie erarbeitet, in der mögliche Salzlagerstätten auf ihre Eignung als nukleares Endlager für hochradioaktiven Müll ausgewiesen wurden. Das Ergebnis war Gorleben.
11.04.2018
Am 11. April findet die 5. Nuclear Energy Conference statt, die jährlich abwechselnd in Prag und in Linz ausgetragen wird. 116 Teilnehmende aus 12 Ländern hören sich Kurzvorträge der Referent*innen an und diskutierten über tiefengeologische Lagerung abgebrannter Brennelemente, darunter auch die BI-Gesandten Kerstin Rudek und Günter Hermeyer.
12.04.2018
Am 12. April unterstreicht Wolfram König, Chef des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE), dass aus Sicht der zuständigen Genehmigungsbehörde die deutschen Atommüll-Zwischenlager "sicher" seien und bis zum Bau eines Endlagers weiterbetrieben werden sollen. „Ich kenne keinen einzigen Fall, wo wir derzeit Unsicherheiten haben“, so König. Die einstige Begrenzung der Genehmigungen für die zwölf dezentralen Zwischenlager auf nur 40 Jahre habe keine Sicherheitsgründe gehabt, sondern sei ein politisches Signal gewesen. In der neuen BfE-Broschüre "Zwischenlager für hochradioaktive Abfälle: Sicherheit bis zur Endlagerung" wird eingeräumt, dass es Nachprüfungen für eine Genehmigungsverlängerung geben müsse.
Auf den verbleibenden Zeitraum, bis ein Endlager zur Verfügung stehe und die Zwischenlager geräumt werden könnten, sagt die BI: „Die sich abzeichnende schwierige Lage wird schöngeredet, gefordert sind aber Handlungskonzepte.“
13.04.2018
Auf einer Veranstaltung der niedersächsischen Grünen zur Zwischenlagerung am 13. April in Hannover bestärkt Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI, das Nationale Begleitgremium, die Diskussion um die Zwischenlagerung weiter voranzutreiben. Sie sei schließlich "eng mit der Endlagerfrage verknüpft".
"Wir fordern regionale Zwischenlagerkonferenzen, um über die Sicherheitsfragen zu debattieren, die sich aus dem unstimmigen Fahrplan bei dem Umgang mit den 1.900 Castorbehältern ergeben", so Ehmke.
18.04.2018
Am 18. April findet in Platenlaase eine Infoabend "Kein Atomklo in Bure, der Kampf um das französische Gorleben" statt.
BGZ will Aus für Pilot-Konditionierungsanlage
20.04.2018
Am 20. April findet ein Fachworkshop "Wem gehört der Atommüll?" des "atommüllreports", an dem auch die BI mitarbeitet, in Hannover statt. Im Fokus steht die Übernahme der zwölf kraftwerksnahen Zwischenlager durch die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) zum 1. Januar 2019. Dafür würden Dienstleistungsverträge mit den AKW-Betreibern geschlossen werden - und so Mittel aus dem staatlichen Atommüllfonds, in den die AKW-Betreiber eingezahlt haben, wieder an sie zurückfließen. Am Rande auf die Zukunft der Pilot-Konditionierungsanlage Gorleben angesprochen erklärt Dr. Hans-Jürgen Brammer (BGZ), dass gegenwärtig Konzepte mit dem Ziel erarbeitet würden, "diese kostspielige Anlage atomrechtlich loszuwerden". Das Ziel, so Brammer, sei die Stilllegung.
25.04.2018
Erneut mahnt die BI am 25. April den Umgang mit den Rostfässern im Abfalllager Gorleben an: Nicht nur die Einzelfässer sollten unter die Lupe genommen werden sollten, gerade die sogenannten "konradgängigen" Container müssten stichprobenartig überprüft werden. Weil die Genehmigung für die Lagerung von 1.309 Fässern 2019 ausläuft, sollen diese in das Zwischenlager Ahaus transportiert werden. "Die Umlagerung nach Ahaus ist nichts anderes als der bekannte Atommülltourismus", kritisiert die BI. Es sei unverständlich, dass die Atomaufsicht in Niedersachsen von der Betreiberin Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) kein schlüssiges Konzept für den Umgang mit den Fässern verlangt.
Mai
02.05.2018
Anfang Mai laufen aus dem Leck im belgischen Meiler Doel-1 6.000 Liter Wasser aus. Am 2. Mai fordern Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände, darunter die BI, von der belgischen Regierung die sofortige Stilllegung des Reaktors. Zugleich fordern sie von der Bundesregierung in Berlin die sofortige Einstellung aller Lieferungen von Brennelementen aus dem emsländischen Lingen sowie von angereichertem Uran aus dem westfälischen Gronau nach Belgien.
08.05.2018
Auf einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für atomare Angelegenheiten des Samtgemeinderats Gartow am 8. Mai in Meetschow sorgt die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) für "Ungereimtheiten": Nicht nur die "bekannten" 1.309 Einzelfässer, deren Lagerungsgenehmigung ausläuft, müssten aus dem Abfalllager Gorleben ausgelagert und in Jülich nachkonditioniert werden. Auch alles andere "muss raus", weil die sogenannten "konradgängigen" Container nicht mehr dem den Einlagerungsbedingungen für Schacht Konrad entsprechen. Außerdem seien neue Einlagerungen von Mosaikbehältern mit mittelaktiven Abfällen anvisiert.
"Der Atommülltourismus geht also weiter", konstatiert die BI.
Die Kulturelle Landpartie findet zwischen dem 10. und 21. Mai statt. Am Freitag vor Pfingsten strömen wieder tausende nach Gorleben, wo auf Einladung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) zwischen den Nuklearkomplexen Zwischenlager und Endlagerbergwerk informiert und demonstriert wird.
Ein "Klimarundling", informative Treckerrundfahrten der Bäuerlichen Notgemeinschaft um das Endlagerbergwerk, Diskussionsrunden auf der großen Bühne zur aktuellen Atompolitik prägen den Nachmittag. Tausende versammelten sich schließlich am Mobilen Musikkampfwagen der BI, der "kleinen Bühne mit der dreckigsten Aussicht" am Endlagerbergwerk und ziehen mit der Warnung des BI-Sprechers Wolfgang Ehmke in den Ohren um die Mauern herum, der Kampf für den Klimaschutz, gegen Atom und Kohle müsse weitergehen.
Mitte Mai
Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen geht Mitte Mai hervor, dass die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) weiterhin an Gorleben verdient. Die DKW ist heute eine "Postkastenfirma", deren Aktenbestände von der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) verwaltet werden. Die DWK hatte für den gepkanten Bau des "Entsorgungsparks Gorleben" Ende der 70er Jahre ein Gelände von 650 Hektar Wald erworben. Für die Salzrechte wurden der DWK im Jahr 2015 vom Bund als Einmalzahlung 277 697,20 Euro überwiesen. Für die 37 Hektar, auf denen die Atomanlagen und das Bergwerk stehen, kassiert die DWK jährlich 43.041,68 Euro – unbefristet, zumindest solange, wie Gorleben als mögliches Endlager vorgehalten wird.
"Gorleben ist für die Steuerzahler ohnehin ein Fass ohne Boden. Die Arbeiten unter Tage werden bis zum Rückbau eines Erkundungsbereiches jährlich mit 40 Mio. Euro veranschlagt, der dann folgende Offenhaltungsbetrieb schlägt immer noch mit 30 Mio. Euro zu Buche", kritisiert BI- Sprecher Wolfgang Ehmke. "Und das alles, weil die Politik nicht bereit war, konsequent unter Gorleben einen Schlussstrich zu ziehen."
Mitte Mai
Knapp zwei Drittel der niedersächsischen Bevölkerung sprechen sich für einen Lieferstopp deutscher Brennelemente an ausländische Atomreaktoren aus. Darüber hinaus befürworten ebenso viele Menschen die Stilllegung der Atomfabriken in Gronau und Lingen. Das ist Mitte Mai das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Umweltinstituts.
30.05.2018
Ist die Endlagersuche nur Behördensache?, fragt die BI am 30. Mai. Derzeit trägt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) geologische Datenaus aus geologischen Landesämter und – sollten diese unvollständig erscheinen, auf wissenschaftliche Einrichtungen zusammen und will in einem ersten Schritt Regionen ausschließen, die den gesetzlich festgelegten Mindestanforderungen für die Errichtung eines nuklearen Endlagers für insbesondere hoch radioaktive Abfälle nicht entsprechen. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) beharrt darauf, dass auch aus der Zivilgesellschaft derartige Daten an die BGE übermittelt werden können.
"Wir werden jetzt an das niedersächsische Umweltministerium herantreten mit der Aufforderung, der BGE unser Wissen zu historischen Tiefbohrungen aus der Zeit des Kalifiebers vor 100 Jahren zu übermitteln, denn gerade im Bereich Vietze und Brünkendorf gab es Tiefbohrungen ins Salz, die nicht korrekt oder gar nicht verschlossen wurde. Das gleiche gilt für Gasbohrungen im Raum Lenzen zu Zeiten der DDR", so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. „Zusammen mit der Tatsache, dass es einen Einbruchsee auf der anderen Elbseite gibt, der über dem Salzstock Gorleben-Rambow liegt, wird hoffentlich auch klar, dass Gorleben schon im ersten Schritt rausfallen muss.“
Nach Herzversagen stirbt Francis Althoff und wird am 13. Juni auf dem Salinas-Gelände in Gorleben gefunden, wo er am Vortag eine Besuchergruppe empfangen hatte. Francis übernahm viele Jahre Funktionen im Vorstand der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, u.a. als Pressesprecher. Er war einer, der von Anfang an sich gegen Gorleben, die Atomkraft, aber auch für einen anderen Lebensstil engagierte. Als Anfang Mai 1980 sich eine vielköpfige Menge mit Trecker, Sack und Pack auf den Weg machte, um die Bohrstelle 1004 zu besetzen, wo dann das legendäre Hüttendorf, die "Republik Freies Wendland", wuchs, war Francis schon da, er hatte sich schon vorher mit dem Zelt dort niedergelassen, um der Polizei zuvor zu kommen.
18.06.2018
Für die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) scheint die erste Phase der Endlagersuche gut voranzugehen: 500.000 Hinweise auf Vulkanismus, Seismik, ehemaligen Bergbau und Bohrungen etc. würden derzeit gesichtet, heißt es am 18. Juni auf der Tagung des Tagung des Nationalen Begleitgremiums (NBG) im Congresszentrum Hannover.
29.06.2018
Am 29. Juni findet im Verdo Hitzacker die Veranstaltung "Buen Vivir – Alternativen zur Wachstumsgesellschaft" mit Alberto Costa der Grupo Sal sowie Niko Paech statt. Organisiert haben den Abend unter dem Motto "Gutes Leben im Wendland" die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Wendland (ANU), die WachstumsWende Wendland und die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Juli
Mitte Juli
Mitte Juli befasst sich die neue Gorleben Rundschau schwerpunktmäßig mit der Frage, welche Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung es bei der weiteren Endlagersuche geben kann oder geben müsste.
27.07.2018
Am 27. und 28. Juli findet das Open-Air in Ventschau statt, eine Benefiz-Veranstaltung für die Kinder von Fukushima und Tschernobyl. Am Freitag spricht Jochen Stay unter dem Titel "Ene, mene, muh … der Staat sucht ein Atommüll-Lager" zur aktuellen Standortsuche. Samstag ist Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, zu Gast und informiert über die Risiken einer langfristigen Zwischenlagerung. Die BI begleitet die Veranstaltung mit einem Infostand.
August
Anfang August
Anfang August ist es im Wendland anhaltend heiß und auch die Nächte bringen kaum Abkühlung. Ein Grund für die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) mit Blick auf die Aufbewahrungsgenehmigung des Castorlagers Fragen an das niedersächsische Umweltministerium (NMU) zu richte: "Wenn aber die eintretende Luft heiß ist und nicht mehr kühlt, was dann?" fragt BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. "Die anhaltenden hohen Außentemperaturen haben keinen Einfluss auf die sichere Zwischenlagerung der Behälter im TBL Gorleben", antwortet das NMU.
03.08.2018
In einem Offenen Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze und die Ministerpräsident*innen von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz stellen am 3. August zahlreiche Anti-Atom-Initiativen und Verbände, darunter die BI, fest, dass es bezüglich der belgischen Rissereaktoren Tihange 2 und Doel 3 "keinerlei Grund zur Entwarnung" gäbe. Bei der zuletzt von der Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) vorgelegten Stellungnahme handele es sich "um keinen Sicherheitsnachweis", sie treffe keine Aussage über die Unbedenklichkeit der Risse in den Druckbehältern der Reaktoren. Diesbezüglich blieben "weiterhin zahlreiche Fragen offen".
06.08.2018
Am 6. August treffen sich Anti-Atom-Aktive zur Fukushima-Mahnwache auf dem Marktplatz in Dannenberg und gedenken am 73. Jahrestag von Hiroshima der Atombombenopfer.
Mitte August
Mitte August besucht eine eine japanische Delegation das Wendland: Shiori Uchida, Takeshi Nishinou und Ikuo Kimura, Generalsekretär der Eisenbahnergwerkschaft Doro Mito, erklettern mit Kerstin Rudek und Dieter Schaarschmidt eine Windkraftanlage, hören Widerstandsgeschichten im BI Büro und Gorleben Archiv und an den Gorlebener Atomanlagen.
21.08.2018
Am 21. August macht die BI in einer Presseerklärung darauf aufmerksam, dass der Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth auf einer Veranstaltung in Lüchow im Juli 2014 versprochen habe, dass der Rückbau im Endlagerbergwerk unter Tage und auf dem Gelände "in zwei Jahren vollzogen" sei – jetzt sei das für November 2018 "versprochen". "Wer daraus Schlüsse ziehen mag, wielange es dauert, ein Endlagerstandort zu finden und ein neues Bergwerk zu errichten, der mag hier einen Fingerzeig bekommen. Es sei denn, der Standort heißt weiter Gorleben", so die BI.
22.08.2018
Am 22. August unterzeichnen die Chefs der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und der Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Prof. Dr. Ralph Watzel, eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Bereich der Standortauswahl bei der Endlagersuche und bei den bisherigen Endlager-Projekten Asse, Konrad und Morsleben. Die Zusammenarbeit erfolgt auf Grundlage der Rolle der BGR als zentrale Institution der Bundesregierung auf dem Gebiet der Geowissenschaften und der durch die BGE gesetzlich normierten wahrzunehmenden Aufgaben des Bundes nach dem Standortauswahlgesetz und dem Atomgesetz.
"Die bisherige Rolle der BGR in Sachen Gorleben bedarf einer umfassenden Aufarbeitung und Klärung. Eine Kooperation ohne die Aufarbeitung dieser Altlasten lässt darauf schließen, dass der umstrittene Salzstock Gorleben-Rambow weiter als heimlicher Favorit gehandelt wird", warnt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Es war die BGR, die jahrzehntelang die „Salzlinie“ bei der Endlagersuche favorisierte. Jahrelang hat die BGR – oft im Verbund mit der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) – an geologischen Expertisen gearbeitet, die die Eignungshöffigkeit des Salzstocks Gorleben-Rambow als nukleares Endlager belegen sollen. Diese Arbeit gipfelte gar in einer Eignungsaussage.
27.08.2018
"Ist das Abfalllager Gorleben gegen Flugzeugabsturz gesichert?" fragt die BI am 27. August. Hintergrund sind die Planungen für eine Schutzmauer für die Castorhalle, das benachbarte Abfalllager erhalte aber keine zusätzlichen Schutz. In einem TÜV-Gutachten von 1980 werde darauf verwiesen, dass es keine Überflüge gebe, weil der Standort in der Flugüberwachungszone (ADIZ) liege. "Das war einmal, seit der Wiedervereinigung gibt es diese Überwachungszone nicht mehr und regelmäßig fliegen Militärmaschinen die Atomanlagen in Gorleben an und nutzen diese als Wendepunkt", kritisiert die BI und fordert eine Neubewertung des Risikos.
29.08.2018
Mit einer Soli-Botschaft unterstützt die BI Umweltschutz am 29. August die Proteste im Hambacher Wald, den Umweltschützer*innen aus Protest gegen seine Rodung für Bruankohleabbau besetzt halten. Es reiche nicht, nur von Klimaschutz und dem Ausstieg aus der dreckigen Braunkohleverstromung zu reden, die Kohlekommission muss handeln und das tut sie nur, wenn der Protest anhält. so die BI.
30.08.2018
Am 30. August findet eine Mahnwache vor dem Eingang des Bundesumweltministeriums (BMU) in Bonn statt. Anlass ist die verharmlosende Reaktion des BMU auf eine fragwürdige Stellungnahme der Reaktorsicherheitskommission (RSK) zu den beiden belgischen Pannen-AKW Tihange 2 und Doel 3. Mehrere Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände, darunter die BI Umweltschutz, hatten dazu aufgerufen.
15.000 Menschen demonstrieren am 8. September in Hannover gegen das geplante niedersächsische Polizeigesetz. Darunter auch eine Delegation aus dem Wendland.
Mitte September
In der Gorleben Rundschau Ausgabe September / Oktober umreisst Dieter Schaarschmidt die Idee, dass aus dem Endlagerbergwerk in Gorleben eine "Salztherme" und ein Erlebnisbad werden könnte. Sein Vorschlag: es solle eine Nachnutzung geben, bevor statt Atommüll dort beispielsweise Giftmüll eingelagert wird. Unter dem Stichwort "Salztherme Gorleben" haben Schaarschmidt, der sich nach eignen Angaben schon seit 20 Jahren mit den gesundheitsfördernden und heilenden Fähigkeiten von Kristallsalz beschäftigt, und eine Handvoll Mitstreiter:innen eine erste Projektskizze angefertigt. Denkbar sei demnach eine Kombination von Erlebnistourismus und untertägigem Heilstollen.
16.09.2018
Am 16. September startet die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" eine neue Offensive gegen den Atommüllstandort in Nordrhein-Westfalen. Über 360 Menschen nehmen an einer Kundgebung teil und beginnen mit der Unterzeichnung der „Ahauser Erklärung“. Auch die BI Umwelschutz Lüchow-Dannenberg unterschreibt.
Oktober
"Auf meinem Grundstück nicht!" - Unter diesem Schlagwort sprechen sich Anfang Oktober mehr als 40 Grundeigentümer in Schletau/Lemgow gegen jegliche Maßnahmen zur Vorbereitung und möglicher Bohrung nach Erdöl/Erdgas im sogenannten "Aufsuchungsfeld Prezelle" aus. Dort plant eine Firma "GEO EXPLORATION TECHNOLOGIE" aus Mainz erste Untersuchungsbohrungen.
02.10.2018
Am 2. Oktober zeigt die polit-ökologische Filmreihe der BI in Platenlaase "beyond the red lines" über die Klimagerechtigkeits-Bewegung.
05.10.2018
Am 5. Oktober berichten im Ratskeller Lüchow Marianne Neugebauer und Thomas Erbe aus dem Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad über aktuelle Entwicklungen in den Atommülllagern ASSE-2 und Schacht Konrad.
06.10.2018
Am 6. Oktober fahren Aktivist*innen aus dem Wendland mit einem Reisebus in den Hambacher Wald und schließen sich 50.000 Menschen an, die gemeinsam für den Erhalt des Waldes und einen schnellen Kohleausstieg protestieren.
12.10.2018
Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) fährt "schweres Geschütz gegen die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) auf", heißt es in einer Pressemitteilung der BI am 12. Oktober. Durch einen Beitrag in der Gorleben Rundschau und zwei Artikeln auf der BI-Homepage sieht sich der Präsident des BfE, Wolfram König, verunglimpft. Das BfE fordert eine Unterlassungserklärung und die Veröffentlichung "umfassender Richtigstellungen". Zweiterem stimmt die BI nicht zu. Daraufhin reicht das BfE Klage ein.
Am 20. Oktober führt ein Anti-Atom-Treck im "Weltatomarbe Braunschweigerland" vom Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter zum neu für die Endlagersuche zuständigen Bundesgesellschaft für Entsorgung in Peine. Mit einem Bus reisen Wendländer*innen an, ein Themenwagen tuckert ebenfalls im kilometerlangen Treck aus Fahrrädern, Motorrädern, Autos und Traktoren mit. Insgesamt etwa 1000 Menschen nehmen teil. Gefordert wird die schnellstmögliche Rückholung des Atommülls aus der Asse und keine Einlagerung in Schacht Konrad.
28.10.2018
Am 28. Oktober umrunden Frauen und Männer seit 9 Jahren das Gelände des Erkundungsbergwerks, wie immer und ohne eine Unterbrechung sonntags um 13 Uhr.
November
Anfang November
Für das Abfalllager für schwach- und mittelaktive Abfälle in Gorleben gibt es keinen belastbaren Sicherheitsnachweis für den Fall eines Flugzeugabsturzes. Das räumt das niedersächsische Umweltministerium (NMU) Anfang November in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen ein. Ohne Sicherheitsnachweis muss jeder weitere Einlagerungsbetrieb sofort unterbunden werden, fordert die BI. Zu prüfen sei, ob die schwach- und mittelaktiven Abfälle zwischenzeitlich in die Castorhalle verbracht werden müssen.
06.11.2018
Gemeinsam mit anderen Organisationen erarbeitet die BI im Rahmen der Atommüllkonferenz ein Positionspapier zur Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle und stellt es am 6. November der Öffentlichkeit vor. Ein umfangreicher Forderungskatalog zielt auf grundlegende Änderungen und Zugeständnisse durch die Politik ab. Die zentralen Forderungen lauten, alle Sicherheitsnachweise in Neugenehmigungen sollten sich auf eine Größenordnung von 100 Jahre Zwischenlagerung beziehen.
07.11.2018
"Auf dem Weg zum präventiv-autoritären Sicherheitsstaat": Am 7. November organisieren BI Umweltschutz, Redaktion anti atom aktuell und der Ermittlungsausschuss Gorleben im Café Grenzbereiche, Platenlaase eine Veranstaltung zur geplanten Verschärfung des niedersächsischen Polizeigesetzes mit Dr. Rolf Gössner (Internationale Liga für Menschenrechte).
12.11.2018
Rund zwei Dutzend Menschen treffen sich am 12. November zur 400. Fukushima-Mahnwache auf dem Marktplatz in Dannenberg. Einen Kuchen mit der Zahl 400 spendiert die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) und anerkennende Worte findet angesichts des langen Atems der Atomkraftgegner*innen auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU).
15.11.2018
Vom 15.11. bis Ende März 2019 findet in Hamburg "Lesen ohne Atomstrom" statt. Namhafte Schriftsteller und Persönlichkeiten lesen und diskutieren unter dem Motto "Protest und Widerstand".
Mitte November
Nach langer Verspätung legt das Wirtschaftsministerium Mitte November einen Referentenentwurf für die gesetzliche Grundlage, um die Bohr- und Erkundungsergebnisse von Privatunternehmen für die Endlagersuche nutzen zu können, vor. Laut der Bundesgesellschaft für Entsorgung verfehlt diesem Entwurf jedoch die Anforderungen für die Standortsuche, die zügig und transparent von statten gehen müsste: Setze das Haus von Peter Altmaier (CDU) diese Pläne tatsächlich um, wäre "das Ziel des Standortauswahlverfahrens gescheitert", warnt die BGE in dem Papier.
21.11.2018
Am 21. November fordert ein breites Bündnis aus Umweltverbänden und Anti-Atomkraft-Initiativen, darunter die BI Umweltschutz, die Regierungen der Länder dazu auf, einem Bundesrats-Antrag zuzustimmen, der einen Exportstopp von Brennelementen an grenznahe Atomkraftwerke (AKW) vorsieht.
Dezember
Im Dezember unterzeichnet der Kreistag Lüchow-Dannenberg einstimmig (!) das Positionspapier zur Zwischenlagerung hochradioaktiver Abfälle, welches im Rahmen der Atommüllkonferenz, einem regelmäßigen bundesweiten Treffen von Initiativen, Umweltverbänden und kritischen WissenschaftlerInnen entstanden ist.
07.12.2018
Nach einem Brand im nuklearen Teil der Brennelementefabrik Lingen am 7. Dezember fordern zum wiederholten Male mehr als 300 Initiativen die sofortige Schließung der Anlage.
Aktivist*innen der Initiative "Don’t nuke the climate", darunter welche aus dem Wendland, übergeben am 12. Dezember im polnischen Katowice mehrere tausend Unterschriften an die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Die Forderung: "Stop the false promises that delay energy transition to 100% renewables. Stop subsidies for nuclear power. Do not support pro-nuclear statement at COP24."
31.12.2018
Während andere schon beim Raclette sitzen, treffen sich am Silvesterabend, 31. Dezember, Atomkraftgegner:innen auf dem Marktplatz in Dannenberg zur "Fukushima Mahnwache".
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
BI fordert Transportestopp ins Fasslager und Neubau des Zwischenlagers.
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