Im März 1979 findet der legendäre "Treck nach Hannover" statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
Im Januar führen Gorleben-GegnerInnen im Vorfeld erster Baugrunduntersuchungen (Flachbohrungen) in den betroffenen Wäldern eine „Mobile Waldwache“ durch.
Februar
08.02.1979
Am 8. Februar empfangen 115 Trecker und Mähdrescher die Teilnehmer des Bundesausschusses für Forschung und Technologie in Gartow. Das Thema: Informationspolitik zu Gorleben.
Die Veranstaltung beginnt mit der Überreichung einer Resolution des Gartower Landvolk-Bezirksvorsitzenden Horst Schulz an den Vorsitzenden des Ausschusses und CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Albert Probst und mit einem Fragenkatalog, ausgehändigt von Marianne Fritzen. Probst stellt schon bald fest, dass der Dialog zwischen den örtlichen Gemeinden, dem Bund und Land verbesserungsbedürftig sei. Ja, die Informationspolitik. Sie muss verstärkt werden. Nach stundenlangem Schwätzen beklagt der Schriftsteller Nicolas Born die Verquickung von Politik und Atomlobby. Und ein junger Landwirt aus Teichlosen erklärt: "Wir sind auf die Straße gegangen, weil wir Angst haben. Aber so wie ich Sie habe reden hören, machen Sie mir noch mehr Angst!" Reinhard Ueberhorst nannte das Gespräch eine Ouvertüre für einen längeren Dialog, in dem gemeinsam ein Modell zur Lösung der Probleme gefunden werden soll. (Birgit Huneke, Gorleben Rundschau, Nov./Dez. 2016)
09.02.1979
Oberkreisdirektor Klaus Poggendorf ist sehr zufrieden. Er geht ans Rednerpult während der Sitzung des Kreistages im Lüchower Ratskeller und verkündet: "Der Bund hat alle unsere Forderungen akzeptiert." In Bonn setzen Bundesinnenminister Gerhard Baum und Niedersachsens Finanzminister Walter Leisler-Kiep ihre Unterschriften unter das erste Abkommen, mit dem die Zahlung der umstrittenen "Gorleben-Gelder" beginnen. Quelle: Gorleben Millionen – Wie man mit Steuergeldern Zustimmung kauft, Kassel / Rehbein
11.02.1979
In Braunschweig findet am 11. und 12. Februar eine Bundeskonferenz der Anti-Atom-Bewegung mit rund 1.300 Teilnehmer:innen statt. Zentrales Thema ist der Widerstand gegen die Atomanlagen bei Gorleben. Landwirte aus Lüchow-Dannenberg schlagen einen "Treck" aus dem Wendland nach Hannover vor, zeitgleich zum "Gorleben-Hearing" der Landesregierung. Nach anfänglicher Skepsis befürwortet eine eine große Mehrheit die Aktion. Eine Minderheit, vor allem Autonome, befürchten, dass der Widerstand so vom Baugelände weggeführt wird. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
März
März / April - Beginn der hydrogeologischen Untersuchungen. Erste Bohrtrupps für Baugrunduntersuchungen werden durch Sitzblockaden behindert.
Im März bittet Marianne Fritzen, Vorsitzende der Bürgerinitiative, den Papst schriftlich um Unterstützung gegen die Atomlobby:
"Ein Wort des Heiligen Vaters kann die Menschheit noch retten. Rufen sie es aus in alle Welt."
Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
In Hamburg-Altona protestieren am 14. März Atomkraftgegner*innen gegen den Baubeginn in Gorleben.
14.03.1979
Beginn der Nachbohrungen zur Baugrunduntersuchung in Gorleben. An diesem und den folgenden Tagen laufen im Wendland, aber auch in vielen anderen Städte Demonstrationen, Kirchenbesetzungen, Blockaden und andere Behinderungsaktionen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
17.03.1979
Auto-Konvois aus ganz Norddeutschland starten Richtung Gorleben. Auf dem Bohrgelände demonstrieren am Nachmittag 2.000 AKW-Gegner:innen. 1.200 Menschen beteiligen sich am Abend an einem Fackelmarsch durch Lüchow. Vor dem AKW Grafenrheinfeld demonstrieren 3.000 gegen das Atomprogramm. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Am 19. März blockieren Bauern die Bohrfahrzeuge in ihrem Depot, der Genossenschaft (LBAG) in Lüchow, mit Traktoren. Sitzblockaden werden von der Polizei aufgelöst. "Wasserwerfer" kommen zum Einsatz. Es entsteht das legendäre Foto von Marianne Fritzen vor der Polizeikette.
"Marianne Fritzen war 55 Jahre als sie 1979 zum ersten Mal an einer Straßenblockade teilnahm. Ihr war mulmig, und die Aktion, Bohrfahrzeuge an der Erkundung des Salzstockes in Gorleben als Atomendlagerlager zu hindern, wurde als Straftat geahndet. Ein Foto, das die kleine Frau mit der Strickmütze vor der Polizeikette zeigt, lief über die Nachrichtenagenturen und machte Marianne Fritzen und die Protestbewegung in Lüchow-Dannenberg überregional bekannt." (aus: frauenORTE Niedersachsen - Marianne Fritzen, 2021)
19.03.1979
Aus Protest gegen die Bohrungen in Gorleben und das Atommüllzwischenlager Ahaus blockieren AKW-Gegner:innen am 19. März die deutsch-niederländische Grenze bei Gronau für mehrere Stunden. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
24.03.1979
Es ist der Abend vor dem großen Treck nach Hannover, als einige Bauern in der Gastwirtschaft "Santelmann" in Gedelitz bei einem Bier zusammen sitzen. Sie stellen fest, dass sie für diese Reise zwar Transparente an ihren Treckern haben, jedoch keine Fahne. Auf einem Bierdeckel malt Norbert Brocks (Tjarro) eine Sonne, dem Morgenstern nachempfunden. Noch in der Nacht durchsucht Brigitte Wittenburg aus Gedelitz ihre Stoffkiste, findet grünen und orangenen Stoff und näht eine große Fahne. Am nächsten Tag macht der Treck der Bauern an der Kreisgrenze halt und die Republik Freies Wendland wird ausgerufen. Das alte Landkreisschild wird mit dem neuen Wappen, der Wendlandsonne, überhängt.
24.03.1979
In Offenbach protestieren 5.000 Menschen aus Hessen und Rheinland-Pfalz vor dem Sitz der Kraftwerke-Union (KWU) gegen den geplanten Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Gorleben. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
"Albrecht, wir kommen!" - Treck nach Hannover
25.03.1979
Vom 25. bis zum 31. März ziehen Gegner*innen des Gorleben-Projekts in einem Treck aus Traktoren und anderen Fahrzeugen aus dem Wendland in die Landeshauptstadt Hannover. Anlass ist ein Hearing vom 26. bis 31. März in Hannover, zu dem über 60 Fachwissenschaftler*innen aus aller Welt eingeladen waren. Sie sollen der Niedersächsischen Landesregierung letzte Klarheit über die Sicherheit der geplanten Anlagen in Gorleben verschaffen.
"Der „Gorleben-Treck“ steht für den Beginn einer bedeutenden Protestbewegung im Nachkriegsdeutschland. Sie führte zu einem neuen Demokratieverständnis und veränderte auch überregional Rechtsprechung und Atompolitik." (Historisches Museum Hannover)
"Wir Bewohner des Landkreises Lüchow-Dannenberg haben uns entschlossen, einen Protest-Treck nach Hannover durchzuführen, weil wir es nicht hinnehmen, daß unser Landkreis durch die Errichtung einer Atomfabrik zerstört werden soll. Wir Bewohner des Landkreises Lüchow-Dannenberg sind empört darüber, daß die Betreiberfirma mit Billigung der Landes- und Bundesregierung mitten in einem Naturschutzgebiet gegen den Willen der Bevölkerung mit den Baugrunduntersuchungen begonnen hat. Baugrunduntersuchungen sind Baubeginn.
Wir Bewohner des Landkreises Lüchow-Dannenberg haben in den letzten Monaten - aber ganz besonders seit Beginn der Baugrunduntersuchungen - einen Polizei- und Bundesgrenzschutzeinsatz in geradezu gigantischen Ausmaßen erlebt. Indem der Staat das unrechtmäßige Vorgehen der Betreiber schützt, begeht er selber Unrecht. Seit Monaten müssen wir uns entwürdigende Paßkontrollen, Bespitzelungen und Überwachungen gefallen lassen. Auf Kosten der Steuerzahler wird hier im Kreis auf allen Ebenen ein Staat im Staate installiert und finanziert, der die Bevölkerung einschüchtert und gefügig machen soll.
Wir Bewohner des Landkreises Lüchow-Dannenberg fordern daher:
1. Abzug aller Bohrfahrzeuge und Einstellung der Baugrunduntersuchungen.
2. Kein schleichender Baubeginn, d.h. keine weiteren bauvorbereitenden Maßnahmen.
3. Abzug der Kriminalpolizei, der Bereitschaftspolizei und des Bundesgrenzschutzes.
4. Keine Kriminalisierung von Atomkraftgegnern im Landkreis Lüchow-Dannenberg und anderswo.
Wir erwarten von Herrn Dr. Albrecht, daß er mit einer großen Anzahl von Lüchow-Dannenbergern diese Forderungen am 31.3.79 in Hannover erörtert.
Die Bevölkerung des Kreises Lüchow-Dannenberg, im März 79."
Am 25. März startet der Treck in Gedelitz, beim Eintreffen zu einer Kundgebung in Lüchow bildete er einen fünf Kilometer langen Konvoi mit etwa 350 Traktoren und rund 100 Pkw sowie Fahrradfahrern.
25.03.1979
Schon am Abend des ersten Trecktages in Lüchow wurden die Erwartungen übertroffen: Rund 5000 Menschen, d.h. 10 % der Landkreisbevölkerung, trafen sich zur abendlichen Kundgebung, eingerahmt von 380 Traktoren. Selbstverständlich wurden es auf den nächsten Treckstationen nach Waddeweitz, Hösseringen und Uelzen weniger – es war schließlich eine normale Arbeitswoche und die Bauern mussten ihre Frühjahrsbestellung ausbringen. Quelle: revista Nr. 42, März/April 2009
Am nächsten Treck-Tag, den 27. März, besucht eine Abordnung die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Bergen-Belsen. In Anwesenheit der Presse wird folgende Erklärung verlesen: "Der Anti-AKW-Treck nach Hannover gedenkt der Opfer des Nazi-Regimes. Unser Kampf gegen den Atomstaat ist auch ein Kampf gegen das Wiederaufleben des Faschismus." Der Rest der Trecker reagiert auf dem Weg von Hermannsburg nach Celle auf einen bekannt gewordenen Skandal: Niedersachsens Justizminister Hans-Dieter Schwind hatte in der JVA Salinenmoor vorsorglich Platz für Demonstranten geschaffen, indem 100 Häftlinge verlegt worden waren. 80 Gefängniszellen standen jetzt für AKW-GegnerInnen bereit. In einer von der Begleitpolizei mehr oder minder geduldeten Aktion pflanzen sie einen Baum vor der Gefängnismauer. Beim Einzug des Trecks in Celle "marschieren gegen Abend dann etwa 80 der Trecker mit gefesselten Händen mit." Quelle: revista Nr. 42, März/April 2009
28.03.1979
Am 28. März ereignet sich im amerikanischen Atomkraftwerk Harrisburgh ein Kernschmelz-Unfall. Im Block 2 des Kraftwerks fallen in der Nacht zwei Pumpen aus, das Sicherheitssystem reagiert, um die Kettenreaktion im Kern zu stoppen. In den dann folgenden Stunden führen technisches und menschliches Versagen dazu, dass unbemerkt Kühlwasser entweicht. Die Temperatur im Inneren des Reaktors steigt, die Brennstäbe überhitzen und es kommt zur sogenannten teilweisen Kernschmelze. Glücklicherweise bleibt der Reaktorbehälter intakt, doch ein erheblicher Teil des Reaktorkerns ist zerstört. Radioaktiv verseuchte Gase werden in die Luft abgegeben um eine Explosion zu verhindern.
28.03.1979
Am Mittwoch, den 28. März, trifft der Treck in Hermannsburg ein, wo sich rund 1000 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung auf dem Marktplatz versammelt haben:
"Hermannsburger BI-Mitglieder und Sympathisierende hatten bereits um 17 Uhr den Treck, dessen Route über Unterlüß führte, im Ortsteil Misselhorn empfangen und ihn durch das Spalier der Zuschauer und Anwohner durch die Straßen Hermannsburgs geleitet. Die überwiegend jüngeren Menschen waren oft erst unterwegs auf den Treck gestoßen, um, wie gesagt wurde, stellvertretend für die Bauern im Kreis Lüchow-Dannenberg, die ja an ihrer Arbeit bleiben mußten, nach Hannover zu marschieren. Im Namen der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg und der Treckleitung bedankte sich Frau Fritzen und Herr Mombauer für die bekundete Anteilnahme und die Aufnahme in den Quartieren. Sie erwähnten auch die großartige Gemeinschaft der Treck-Teilnehmer, die sich in dem gemeinsamen Anliegen schnell zusammengefunden hätten. [...] Die Veranstaltung wurde untermalt von den munteren Klängen der Bavener Blaskapelle, die die Treck-Teilnehmer am liebsten nach Celle mitgenommen hätten." (Celler Zeitung, 31.03.1979)
Quelle: revista Nr. 42, März/April 2009
28.03.1979
Zeitgleich zu dem Protest-Treck findet in Hannover vom 28. März und 4. April das "internationale Gorleben-Symposium" auf Initiative der niedersächischen Landesregierung statt. Es findet eine "Rede - Gegenrede" statt, auch 25 kritische Wisschenschaftler:innen sind eingeladen.
"Es wäre natürlich möglich weiterzumachen, ohne Kriterien festzusetzen. Ein Vorgehen in dieser Weise garantiert, daß man die Kriterien erfüllen wird: Denn es ist genauso, als wenn man bei einem Schießwettbewerb zunächst auf die blanke Wand schießen, dann zu der Wand hingehen und das Ziel jeweils um die Stellen herum einzeichnen würde, wo die Schüsse hingetroffen haben." Der schwedische Atomexperte Professor Abrahamson zu den Auswahlkriterien für das geplante Atomendlager Gorleben.
"Es war ein Wagnis", sagt Albrecht im Interview mit dem NDR.
29.03.1979
In Celle versammeln sich am späten Nachmittag des 29. März rund 600 Menschen auf dem Großen Plan. Die Cellesche Zeitung war etwas verblüfft, dass nur vier Traktoren dabei waren – und beschränkte ihr Berichterstattung auf wenige Zeilen:
„In Celle versammelten sich gestern abend ungefähr 600 Personen auf dem Großen Plan zu einer Kundgebung, die bei den Einwohnern offensichtlich wenig Aufmerksamkeit fand. Die noch recht jugendlich aussehenden Demonstranten blieben weitgehend unter sich. Nach Angaben eines Celler Polizeiführers waren es zu einem großen Teil junge Leute aus den Großstädten Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover und Braunschweig, vereinzelt auch um welche aus Süddeutschland. Obwohl ein Polizeiaufgebot zum Schütze der Kundgebung zur Stelle war, gelang es unerkannt gebliebenen Tätern, an einer beträchtlichen Anzahl abgestellter Demonstrantenfahrräder die Reifen zu zerstechen.“ (Cellesche Zeitung, 30.3.1979)
Hauptattraktion der Abendveranstaltung war sicherlich Walter Mossmann, ein politischer Liedermacher, der aus Freiburg stammend schon den dortigen Widerstand gegen das AKW Whyl begleitet hatte und mit dem „Lied vom Lebensvogel“ den wohl besten Song zu Gorleben geschrieben hatte. Als brisanter sollte sich die Information erweisen, die am Abend die Runde machte: Im AKW Three Mile Island im US-amerikanischen Harrisburg hatte es einen Unfall gegeben.
Die Städte und Gemeinden, in denen der Zug nächtliche Ruhepausen einlegt, hatten es durchweg abgelehnt, Schulen oder Turnhallen als Quartiere zur Verfügung zu stellen. In Celle wurden dem Treck sogar unverschämte Auflagen erteilt; nicht nur wurden bestimmte Straßen zur Benutzung vorgeschrieben, sondern „vor Betreten der Stadt“ wurde „Entwaffnung“ angeordnet. Man befürchtete, die Bauern könnten mit „Mistgabeln und Sensen [...], Jauche und Dung“ Unheil anrichten. Ebenso wurden „Tarnmittel“ (z.B. das Anmalen der Gesichter) verboten. (Vgl. HAZ, 28.03.1979) Quelle: revista Nr. 42, März/April 2009
30.03.1979
Am 30. März wird die Bevölkerung um das havarierte US-AKW Harrisburgh zunächst über Radio zur Evakuierung aufgefordert, dies aber 2 Stunden später wieder rückgängig gemacht. Lediglich schwangere Frauen und Kinder unter sechs Jahren sollten aus einem Umkreis von 15 km evakuiert werden. Es kommt zu einem absoluten Chaos, bei dem mehr als 100.000 Menschen aus der Umgebung des AKW fliehen.
Am 31. März kommt der Treck in Hannover an. Unter dem Eindruck des GAUs in den USA wächst der „Gorleben-Treck“ auf ca. 100.000 Menschen an, die zu Fuß, mit Fahrrädern und auf hunderten Traktoren (bis zu 500) unterwegs sind. Es handelt sich damit um die bis dahin größte Protestveranstaltung in der Geschichte der Bundesrepublik. Auf dem Klagesmarkt in der Innenstadt findet im Regen eine Kundgebung statt.
Von der Kundgebung dürfte den meisten Heinrich Pothmer, ein damals junger Landwirt aus dem wendländischen Teichlosen, im Gedächtnis geblieben sein, der jeden seiner Sätze mit der Anrede begann: "Mein lieber Herr Albrecht ..." – und der mit den Sätzen endete: "Wi wult dien Schiet nich hebben. Nicht für uns und auch nicht anderswo. Niemals!"
Auf dem Weißekreuzplatz, gegenüber des Kulturzentrums Pavillon, wird ein aus dem Wendland mitgebrachter, etwa 500 kg schweren Findling als Mahnmal aufgestellt.
Am Rande der Demo empfängt Ministerpräsident Albrecht 200 Wendländer:innen zu einem Gespräch, das allerdings schnell wieder abgebrochen wird.
April
Im gesamten Bundesgebiet finden im April Protestaktionen statt: Harrisburgh und Gorleben sind die bestimmenden Themen. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Im April gehen im Wendland die Behinderungen der Flachbohrungen weiter. 25.000 von 45.000 Einwohner:innen des Landkreises tragen sich in Unterschriftenlisten gegen die Atomanlagen ein. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
17.04.1979
Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) beginnt am 17. April mit hydrologischen Bohrungen im Rahmen des übertägigen Standorterkundungsprogramms am Standort Gorleben. Die geowissenschaftliche Betreuung liegt in den Händen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Gorleben-Gegner:innen blockieren Baufahrzeuge, ein Großeinsatz für die Polizei.
Mai
05.05.1979
Bei der Bundeskonferenz der Anti-Atom-Bewegung in Göttingen am 5. und 6. Mai gibt es Streit über den Vorschlag, mit einer Großdemonstration in Bonn die Stilllegung aller Atomanlagen zu fordern. Alternativ werden Massenaktionen gegen die anstehenden Tiefbohrungen in Gorleben diskutiert. Eine Zweidrittel-Mehrheit stimmt schließlich für eine Bonn-Demonstration im Herbst und eine größere Aktion in Gorleben drei Wochen nach Tiefbohr-Beginn. Vor allem Autonome, aber auch viele andere Initiativen lehnen eine Aktion in der Bundeshauptstadt ab, weil sie von Gorleben wegorientieren. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
WAA politisch nicht durchsetzbar
16.05.1979
Am 16. Mai gibt die niedersächsische Landesregierung in einer Regierungserklärung überraschend bekannt, dass auf die Errichtung einer Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Gorleben verzichtet werden soll:
Das Projekt sei "zur Zeit politisch nicht realisierbar." (Ministerpräsident Albrecht)
An den Plänen für ein Endlager und ein Langzeit-Zwischenlager in Gorleben soll festgehalten werden und eine endgültige Entscheidung über die WAA solle fallen, "wenn Klarheit über die energiepolitische Zukunft besteht".
Juni
13.06.1979
Am 13. Juni stimmt der Kreistag Lüchow-Dannenberg mehrheitlich für die Tiefbohrungen rund um Gorleben. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Juli
04.07.1979
Am 4. Juli sagt Ernst-Albrecht in der Energiedebatte vor dem Deutschen Bundestag, die niedersächsische Landesregierung sei nicht bereit, "auf verängstigte Menschen zu schießen", damit die Anlage in Gorleben gebaut werden könne, die zwar wünschenswert, aber im Augenblick nicht notwendig sei.
August
Während der ganzen Sommermonate laufen spektakuläre Widerstandsaktionen im Wendland. Auswärtige und einheimische AKW-Gegner:innen blockieren Bohrlöcher, Zufahrtswege, Depots der beteiligten Firmen. Bauern kippen nächtens Mist und Gülle vor Einrichtungen der Atomlobby ab. Die rechte Presse und die CDU-Politiker toben. Die Bürgerinitiative Umweltschutz widersteht dem Druck, sich von den "Chaoten" aus den Städten zu distanzieren. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
30.08.1979
Am 30. August beantragt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens für die Endlagerung radioaktiver Abfälle in der Schachtanlage Asse-2.
September
10.09.1979
In Gorleben beginnen die Tiefbohrungen. 400 Demonstranten setzen sich auf die Straße und vor die Bäume, sie werden allerdings schnell von Polizei und Bundesgrenzschutz weggeräumt. In den kommenden Tagen wird an der Bohrstelle 1003 erbittert um jeden Baum gerungen. Im gesamten Landkreis blockieren AKW-Gegner:innen Straßen, es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
11.09.1979
Am 11. September wird die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe mbH (DBE) gegründet, die u.a. die Standorterkundungsarbeiten im Auftrage der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) übernimmt.
5.000 Demonstraten drängen am 15. September auf das Gorlebener Bohrgelände. Die Polizeiketten weichen, ein Lichtmast kippt, Hunderte schaufeln die Gräben zu. Die Demonstrationsleitung gerät in Panik und bricht die Aktion ab. Quelle: Lieber aktiv als radioaktiv II, LAIKA-Verlag
28.09.1979
Im "Entsorgungsbeschluss" der Regierungschefs von Bund und Ländern vom 28. September heisst es, daß "die Erkundung und bergmännische Erschließung des Salzstockes Gorleben (...) zügig vorangeführt" werden soll. Eine deutsche WAA solle gebaut werden und ein Systemvergleich zwischen Wiederaufarbeitung und direkter Endlagerung erfolgen. Spätestens Ende der 90er-Jahre soll ein Bundesendlager betriebsbereit sein. Als Entsorgungsvorsorgenachweis für den Weiterbetrieb von AKWs gilt der Nachweis über den Verbleib der abgebrannten Brennelemente für sechs Jahre im Voraus.
Oktober
Im Oktober liegen erste Ergebnisse im Rahmen des Standortuntersuchungsprogramms für die obertägige Erkundung des Salzstocks Gorleben vor.
Im Oktober wird im Wendland die "Bäuerliche Notgemeinschaft" gegründet, ein Zusammenschluss von Landwirten aus der Region.
02.10.1979
Erboste wendländische Bauern laden vor dem Infobus der Deutschen Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) einen Fuder Mist ab. Quelle: Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv II, LAIKA-Verlag
Am 6. Oktober wird in Lüchow der 60. Niedersachsentag gefeiert. Atomkraftgegner:innen begleiten die Feierlichkeiten mit Protesten gegen die Gorleben-Pläne. Die Polizei riegelt das damalige Rathaus am Marktplatz ab.
12.10.1979
Am 12. Oktober beginnen vor dem Uelzener Amtsgericht die sogenannten "Bauern-Prozesse" gegen sieben Landwirte aus dem Wendland, die sich mit ihren Treckern an Blockadeaktionen beteiligt hatten. Die meisten Verfahren enden mit Geldstrafen.
150.000 fordern in Bonn Stilllegung aller Atomanlagen
14.10.1979
Am 14. Oktober protestieren 150.000 Atomkraftgegner*innen in Bonn für die Stilllegung aller Atomanlagen. Am politischen Erfolg der zahlenmäßig größten Demonstration der Anti-AKW-Bewegung gibt es jedoch Zweifel: Die Politiker in Bonn und viele Medien beachten die Aktion nicht. Viele Initiativen fallen nach der kräftezehrenden Mobilisierung in eine Art Winterschlaf.
November
Im November erklärt der DWK-Vorsitzende Scheuten, das erste Brennelementezwischenlager werde nicht in Ahaus, sondern in Gorleben gebaut, da die sozialdemokratische NRW-Landesregierung mit ihrem Junktim - erst sichere Endlagerung, dann die Genehmigung für den Bau eines Zwischenlagers in Ahaus - den Fortgang der Fertigstellung des Zwischenlagers behindere. Quelle: ahaus - das Buch zum Castor, Verlag Klemm und Oelschläger
14.11.1979
Protestierende Landwirte düngen den Bohrplatz und bedauern einzig alleine dass es wegen der kühlen und feuchten Witterung nicht zur vollen Entfaltung des Geruchs kommen konnte. Bei der zweiten Aktion kann die Polizei die Jauchewägen nur noch auf dem Rückweg stoppen.
Im Dezember finden zwischen Trebel und Gorleben Salzspiegelbohrungen statt.
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.
1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.
1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.
1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)
1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.
1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.
1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.
1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.
1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.
1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.
1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.
1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster hochradioaktiver Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.
1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.
1997
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.
2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.
2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.
2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.
2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.
2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.
2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.
2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.
2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.
2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.
2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.
2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.
2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.
2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.
2022
Das dritte Corona-Jahr beginnt mit einem Schicksalsschlag: völlig unerwartet stirbt Jochen Stay. Mit einem großen Festival feiern Anfang Juni tausende Menschen in Gorleben das Endlager-Aus und den Atomausstieg. Doch zum Jahresende die Ernüchterung: Die AKW-Abschaltung wird verschoben.
2023
Doch kein Atomausstieg zum 31.12.2022 – drei Atomkraftwerke laufen über das Jahr hinaus. Der Protest geht weiter.
2024
Die BI fordert einen Transportestopp ins Fasslager und den Neubau der Zwischenlagerhalle aus Sicherheitsgründen, denn die Castoren werden noch lange hier bleiben müssen. Der „Rückbau“ des verhinderten Endlagers wird immer teurer, Ende November beginnt dann endlich das Zuschütten: 400.000to Salz kommen zurück unter die Erde. Ein Meilenstein.
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