Gorleben-Chronik
2020 - Gorleben ist raus!
Im "Corona-Jahr" wird Gorleben Ende September aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.

1. Januar: Das Verantwortung für das Zwischenlager für schwach- und mittelaktiven Atommüll (Fasslager) geht - gegen Geld - an den Staat über. Die Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) ist künftig Betreiber.
Frühjahr: Die Corona-Pandemie sorgt in vielen Lebensbereichen, so auch im Widerstand, für den Ausnahmezustand. Demos und Konferenzen können nicht stattfinden, das BI-Büro als auch der Gorleben Archiv schließen über Wochen für den Besucherverkehr.
Mit fast zweijähriger Verspätung einigen sich Bundestag und Bundesrat am 13. März auf Personalien und das Nationale Begleitgremium (NBG) kann vollständig besetzt werden. Neben sechs zufällig ausgewählten Bürger*innen sind nun zwölf "anerkannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens", wie es im Gesetz heißt, ins NBG berufen worden.
Ende März: Der erste Rücktransport mit hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield sollte stattfinden, das Ziel: Biblis. Auch Aktivist*innen aus dem Wendland beteiligen sich an Protesten. Der Termin wird aber von Innenminister Horst Seehofer wegen der Corona-Infektionsgefahr für die 6.500 Begleit-Polizist*innen abgesagt.
23. Mai: Wir trauern um Birgit Schiemann. Birgit war in schwierigen Castor-Zeiten eine große Stütze: In der Vorstandsarbeit und im BI-Büro und darüber hinaus. Ihre Kreativität und ihr Mut haben uns beschwingt.
Wegen der Corona-Pandemie fällt die Kulturelle Landpartie 2020 aus. Damit fällt auch die Kulturelle Widerstandspartie in Gorleben am Pfingstfreitag, 29. Mai, aus. Stattdessen veröffentlicht die BI Umweltschutz eine Videobotschaft:
Der Bundestag verabschiedet am 29. Juni nach heftigen Debatten wenige Monate vor Veröffentlichung des Zwischenberichtes der BGE das vom Bundeswirtschaftsministerium über Jahre hinweg verschleppte Geologiedatengesetz (GeolDG). Das GeolDG soll die Rechtsgrundlage für die Veröffentlichung aller im Standortauswahlverfahren verwendeten privaten Geodaten liefern. Diese sind durch Eigentums- und Urheberrechte geschützt und können nicht ohne Einwilligung der Rechteinhaber*innen veröffentlicht werden. Das Gesetz erfüllt die Erwartungen jedoch nicht. Die Geheimhaltungsinteressen der Rohstoffindustrie haben sich weitgehend durchgesetzt. Große Datenmengen bleiben vorerst und vermutlich zum Teil für immer verschlossen. Lediglich ein durch das NBG berufenes Expert*innen-Gremium darf die gesperrten Daten unter Geheimhaltung sichten und prüfen. Der Transparenzanspruch des StandAG scheitert vollends.
Anlässlich des 40. Jahrestages des "Gorleben-Trecks" nach Hannover berichtete die Ausstellung "Trecker nach Honnover" von diesem großen Demonstrationszug und ordnet ihn in die AKW-Debatte jener Jahre ein. Sie zeigte auch die Entwicklung im Wendland bis in unsere Tage – zwischen Furcht vor atomaren Gefahren, breiter Protestkultur und neuem Selbstbewusstsein. Seit September ist diese analoge Ausstellung in eine digitale Form überführt worden und kann auf der Website: www.gorleben.hm-hannover.de abgerufen werden.
Gorleben ist raus!
28. September: Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) gibt bekannt, dass der Salzstock in Gorleben nicht als Standort für ein deutsches Endlager für hochradioaktiven Atommüll infrage kommt:
"Der Salzstock Gorleben ist nach Anwendung der geowissenschaftlichen Abwägungskriterien gemäß § 24 StandAG kein Teilgebiet geworden. Damit greift die Regelung des § 36 Abs. 1 S. 5 Nr.1 StandAG wonach der Salzstock Gorleben aus dem Verfahren ausscheidet", heißt es im Zwischenbericht der BGE, der bundesweit 90 weiter zu prüfende Gebiete ausweist.
Es ist vorbei. Lüchow-Dannenberg bleibt aber auch ohne Gorleben ein mögliches Teilgebiet für die Endlagerung hochradioaktiver Abfälle.
29. September: Das Erkundungsbergwerk Gorleben soll dauerhaft geschlossen werden, teilt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit. Eine andere Verwendung etwa zur Lagerung von Abfällen plant die BGE für Gorleben nicht. Es werden nun ein sogenannter Abschlussbetriebsplan erstellt.
"Wir haben Geschichte geschrieben"
Nach dem Ausscheiden Gorlebens bei der weiteren Endlagersuche feiern am 4. Oktober rund 2.000 Menschen, umrahmt von vielen Traktoren der Bäuerlichen Notgemeinschaft, den politischen Erfolg an den Atomanlagen in Gorleben.
„In den über 40 Jahren hat sich gezeigt, wie fundamental wichtig außerparlamentarisches Engagement ist, sagte Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. „Erst kippten die Pläne, eine Plutoniumfabrik im Wendland, schließlich in der BRD zu errichten, der Atomausstieg ist so gut wie besiegelt. Die Castortransporte sind gestoppt und nun hat die Wissenschaft gepunktet, das Endlagerprojekt hätte schon längst aufgeben werden müssen. Wir haben Geschichte geschrieben. Wissenschaftsbasiert ist nun der bisherige Standort aus dem Endlagersuchverfahren ausgeschieden.“
Der Bundestag stimmt am 10. Oktober der Verordnung über die Anforderungen an die Sicherheit eines künftigen Endlagers für hochradioaktive Abfälle zu. Sie enthält die Kriterien für die Durchführung von vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen im Rahmen des Standortauswahlverfahrens. In diesen Untersuchungen wird in jeder der drei Phasen des Suchprozesses geprüft, ob ein mögliches Endlager in den untersuchten Gebieten die Sicherheitsanforderungen einhalten würde.
Mitte Oktober findet die Dannenberger Fukushima-Mahnwache zum 500. Mal in Folge statt. Seit der Katastrophe im japanischen AKW treffen sich wendländische Atomkraftgegner/-innen regelmäßig jeden Montag im Zentrum der Stadt.
Vertreter der Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) informieren am 21. Oktober auf einer Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und atomare Angelegenheiten in der Samtgemeinde Gartow über die Umsetzung der Projekte im Zwischenlager Gorleben. Dr. Klaus-Jürgen Brammer berichtete über die Fortschritte der geplanten Klimatisierung des Abfallzwischenlagers Gorleben (AZG): "Das Überwachungs- und Klimatisierungskonzept wurde mit unserer Aufsichtsbehörde, dem Nieder-sächsischen Umweltministerium, abgestimmt. Wir liegen im Zeitplan und setzen die einzelnen Maßnahmen wie vorgesehen um."
Am 21. Oktober findet in den Trebeler Bauernstuben ein Ratschlag statt: "Endlagersuche - Was wird aus Gorleben?". Nach einer Präsentation der Ergebnisse von der Auftaktveranstaltung der Fachkonferenz Teilgebiete durch BI-Sprecher Wolfgang Ehmke bleibt Raum für die Formulierung von Eindrücken von der Konferenz durch die Zuhörer/-innen.
Am 27. Oktober startet im britischen Sellafield der erste Castortransport mit hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung, der eigentlich für Gorleben bestimmt war. Ziel ist das Zwischenlager im hessischen Biblis, das am 4. November erreicht wird. Ein großes Polizeiaufgebot begleitet die Fracht, die inmitten eines zweiten Corona-Lockdowns durch Deutschland rollt. Die Proteste fallen verhalten aus.
"Das ist mehr als ärgerlich, weil Vattenfall nun mit der raschen Abschaltung der Pannenreaktoren Brunsbüttel und Krümmel Geld machen will", kommentiert die BI Umweltschutz am 12. November die Forderung des Atomkonzerns, höhere Ausgleichszahlungen für den deutschen Atomausstieg zu bekommen.
Die wendländische Anti-Atom-Aktivistin Kerstin Rudek wird am 21. November zur "Stromrebellin 2020" gekürt. Die ehemalige Vorsitzende der BI Lüchow-Dannenberg wird für ihren "mutigen Widerstand sowie ihr grenzüberschreitendes Engagement" ausgezeichnet. Bereits 1982 demonstrierte Rudek als Jugendliche gegen das geplante atomare Endlager in Gorleben.
16. Dezember: Die CDU im Ostkreis Lüchow-Dannenbergs strebt eine Nachnutzung des Endlagerbergwerks in Gorleben an. Von einem Heilstollen unter Tage bis hin zu einem Wasserstofflager reichen die Vorschläge. Nach Ansicht der CDU sollten die in Gorleben getätigten Ausgaben nicht umsonst gewesen sein.
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.

1973
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.

1974
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.

1975
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.

1976
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)

1977
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.

1978
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.

1979
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.

1980
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.

1981
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.

1982
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.

1983
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.

1984
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.

1985
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.

1986
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.

1987
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.

1988
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.

1990
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.

1991
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.

1995
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.

1998
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.

1999
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.

2000
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.

2001
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.

2002
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.

2003
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.

2004
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.

2005
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.

2006
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.

2007
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.

2008
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.

2009
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.

2010
Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerung sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.

2011
Bundesweite Anti-Atom-Proteste nach dem Fukushima-GAU, neuer Atomausstieg, gorleben365 und ein „Rekord-Castor“ – der letzte, der nach Gorleben rollte.
2012
Das „Wendejahr“ mit zahlreichen Werksblockaden unter dem Motto „gorleben365“ und der zentralen Forderung zur Endlagersuche auf der „weißen Landkarte“: Der Fleck Gorleben muss weg!
2013
Mit der „Beluga“ stellt Greenpeace in Gorleben ein Mahnmal auf, der Widerstand läuft Matrathon gegen das neue Standortauswahl-Gesetz.
2014
Die „neue Endlagersuche auf der weißen Landkarte“ beginnt – mit einem dicken Fleck: Gorleben. Immer wieder Proteste gegen die „Atommüllkommission“ der Regierung und tausende Unterschriften gegen weitere Castoren.
2015
Tausende feiern im Sommer an den Atomanlagen, Erfolg vor dem Bundesverfassungsgericht: der „Kessel von Harlingen“ war rechtswidrig.
2016
Für 23 Milliarden Euro entledigen sich die Atomkonzerne dem Atommüll, der ab sofort uns allen „gehört“. Zahlreiche Aktionen an den Atomanlagen gegen die Endlagerpläne der Bundesregierung.
2017
Auch 40 Jahre nach der Standortbenennung ist der Widerstand „lebendig“, Betreiber der Atomanlagen wird der Bund, Castoren auf dem Neckar und letzte Befahrung des Gorleben-Schachts.
2018
Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des „Nationalen Begleitgremiums“.
2019
30 Jahre Kulturelle Landpartie, 40 Jahre nach dem Treck nach Hannover. Abriss der Schutzmauer um das Bergwerk.

2020
Im „Corona-Jahr“ wird Gorleben Ende September völlig unerwartet aus der weiteren Suche nach einem Atommülllager ausgeschlossen. Nach über 40 Jahren Protestgeschichte ist es vorbei. Im Herbst rollt der erste Castor durch Deutschland, der eigentlich nach Gorleben sollte.
2021
10 Jahre nach Fukushima hat die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff, nur wenige öffentliche Aktionen finden statt. Viel Kritik an Online-Veranstaltungen zur Endlagersuche. Im Sommer der vierte Kreuzweg von Gorleben nach Lützerath. Im Herbst das Versprechen: der Salzstock wird verfüllt.