Gorleben-Chronik
1990 - PKA-Bauplatz- und Turmbesetzung
"Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann...", als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
Bei den Abteufarbeiten wird am 10. Januar im Schacht Gorleben I in 256 Metern Tiefe der Salzstock erreicht.
Am 12. Januar beantragen BürgerInnen aus der DDR, das Bürgerbeteiligungsverfahren für die geplante Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) Gorleben nach § 4 Atomverfahrensordnung wieder aufzunehmen. AnwohnerInnen aus der DDR tauchen als Betroffene der Anlage wegen der bis 1989 existierenden Staatsgrenze im Sicherheitsbericht der PKA gar nicht auf. Das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) lehnt diesen Antrag wenig später ab.
Auf einer Tagung im Kernforschungszentrum Karlsruhe wird am 17. Januar bekannt, dass die Überwachung von Spaltmaterial in der PKA nicht im vermuteten Umfang gewährleistet werden kann. Angegeben wird eine Messgenauigkeit von 12 Prozent. Ministerialrat Fricke vom NMU fragt nach Einflüssen auf das laufende Genehmigungsverfahren.
Am 31. Januar erteilt das Niedersächsischen Umweltministerium die erste atomrechtliche Teilgenehmigung (1. TG) für die Pilot-Konditionierungsanlage Gorleben und ordnet den Sofortvollzug an. Die 1. TG beinhaltete im Wesentlichen den Rohbau des Konditionierungsgebäudes. Der Landkreis Lüchow-Dannenberg erteilt daraufhin die Baugenehmigung für die Anlage. Die ursprüngliche Planung geht von der Inbetriebnahme im Jahr 1999 aus.
Protest-Hütten im PKA-Wald
Am 1. Februar besetzen am frühen Morgen mehrere 100 Gorleben-GegnerInnen den Wald, auf dem die PKA gebaut werden soll und beginnen Hütten zu bauen.
"Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann...".
Am 02. Februar erheben fünf BRD- und vier DDR-BürgerInnen vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg Klage gegen die erste Teilgenehmigung. Über diese Klage ist in der Sache zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht entschieden. Gleichzeitig wurde die Aufhebung des Sofortvollzuges gefordert, was einem Baustopp entsprochen hätte.
Am 3. Februar findet gegen die geplante PKA eine erste gemeinsame Demonstration von AtomkraftgegnerInnen aus Ost- und Westdeutschland statt. Ca. 5.000 Menschen kommen nach Gorleben und laufen zum Bauplatz der PKA. Im Vorfeld dieser Demonstration hat es einen Informationsaustausch zwischen BRD- und DDR-Sicherheitsbehörden gegeben.
Am 6. Februar wird das "Hüttendorf" im PKA-Wald von einer Übermacht von 2.000 Polizisten geräumt. Am 07. Februar beginnen die Bauarbeiten für die PKA, das Gelände wird planiert und ein Metallgitterzaun errichtet.
Am 9. Februar übergeben Mitglieder des "Neuen Forums" (DDR) dem NMU 1.423 Einwendungen gegen den Bau der PKA von DDR-BürgerInnen aus Gemeinden, die an den Landkreis Lüchow-Dannenberg angrenzen.
Am 19. Februar kommt es erneut zu Protesten: ca. 200 Menschen blockieren ab 5.30 Uhr die Zufahrten zum Zwischenlager und der PKA-Baustelle. Am Nachmittag räumt die Polizei die Blockierer "sehr gewalttätig" von der Straße.
Am 8. März weist das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) die Revision von drei Klägern zurück, die gegen die weiteren Arbeiten im Endlagerbergwerk geklagt hatten. Das BVG bestätigt in seinem Urteil, dass die Erkundung von Gorleben auf der Grundlage des Bergrechtes zulässig ist.
Das BVerwG verneint die Anwendung des Atomrechts, weil mit der Erkundung noch "nicht die Errichtung und der Betrieb eines Endlagers" bezweckt würde. Nach Atomrecht wäre Öffentlichkeitsbeteiligung zur Pflicht geworden.
An einem Waldspaziergang um die PKA-Baustelle beteiligen sich am 10. März 250 Projekt-GegnerInnen. Es kommt zu Beschädigungen am Bauzaun.
Am 27. März lehnt das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg lehnt den Antrag auf Baustopp für die PKA bis zur Hauptsacheentscheidung ab.
Aus Protest gegen das OVG-Urteil ketten sich einen Tag später (28. März) 15 Menschen an die Tore des Zwischenlagers.
Im April legt das Bundesamt für Strahlenschutz eine Bewertung der übertägigen Erkundungsergebnisse für das Atommüll-Endlager auf Grund einer "erweiterten Datenbasis" vor. Darin werden die Ergebnisse von 1983 und damit die "Eignungshöffigkeit" Gorlebens bestätigt.
Am 17. April organisiert die Bürgerinitiative eine "Frühstücksblockade" gegen die PKA, die von der Polizei geräumt wird.
Mit Hilfe von Leitern und Treppen klettern 50 AktivistInnen am 6. Mai über die Sicherungsanlagen um die PKA-Baustelle.
Ab dem 7. Mai, ein Montag, finden ab sofort jeden Montag Blockaden vor den Gorlebener Atomanlagen statt. Das Motto wechselt von Woche zu Woche.
Wunde.r.punkte Wendland
Zwischen dem 04. und 15. Mai (Himmelfahrt und Pfingsten) findet die erste "Kulturelle Landpartie" im Wendland statt. Unter dem Namen „Wunde.r.punkte Wendland“ rufen eine kleine Anzahl AtomkraftgegnerInnen die Veranstaltung ins Leben und wollen damit sowohl die „wunden“, aber auch die „wunderbaren“ Punkte im Wendland veranschaulichen. An 10 Tagen finden an verschiedenen Orten, darunter Mützingen, Ausstellungen, Vorträge, Kunsthandwerk oder Workshops statt.
"13 Jahre Kampf gegen die Atomanlagen in Gorleben haben dem Land und seinen Bewohnern eine Vielzahl 'wunder' Punkte beigebracht. Nicht alle sind für den Außenstehenden wahrnehmbar. Behalten Sie den ernsten Hintergrund im Kopf, wenn Sie jetzt losfahren, losradeln, loswandern um, die 'wunderbaren' Punkte dieser Region zu erkunden!"
Aus dem ersten "KLP-Reisebegleiter", 1990
13. Mai: Landtagswahlen in Niedersachsen
Auch wenn im Wahlbereich Lüchow-Dannenberg der CDU-Kandidat Kurt-Dieter Grill gewinnt, regiert erstmal eine Koalition aus SPD und Bündnis 90 / Die Grünen den Landtag in Hannover. In den rot/grünen Wahlversprechen auch das Aus für die Gorleben-Anlagen. Beim Widerstand gegen Gorleben ziehen die Bundes-SPD und die roten Länderchefs mit: Die Atomindustrie solle nach einem "geeigneteren Müllplatz" suchen.
In einem Brief an das Umweltministerium schreibt das Bundesamt für Strahlenschutz am 22. Mai: "Im Rahmen des Erwerbs der Nutzungsrechte an den Salzabbauberechtigungen am Salzstock Gorleben sind bisher die Verhandlungen mit fünf Eigentümern gescheitert. [...] Eine Enteignung ist somit unumgänglich." Neben Andreas Graf von Bernstorff wären davon die ev.-luth. Kapellengemeinden Meetschow, Gorleben, Gartow und Trebel betroffen.
Die designierte Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) und Hannes Kempmann (Die Grünen) erklären auf einer Veranstaltung in Gorleben am 12. Juni die niedersächsische Vorstellung vom Atomausstieg. Die Gorleben-GegnerInnen bleiben skeptisch. "Die Wende kommt nur aus dem Wendland!", so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
In den Koalitionsvereinbarungen einigen sich SPD und Bündnis 90/Die Grünen am 19. Juni darauf, "alle rechtlichen Möglichkeiten aus(zu)schöpfen, die erste Teilerrichtungsgenehmigung (der PKA) zurückzunehmen oder zu widerrufen und weitere Genehmigungen nicht zu erteilen".
Turmbesetzung
Am 21. und 22. Juni besetzen 14 AktivistInnen beide Endlagerschächte des Bergwerks Gorleben. Anlass ist der Antritt der ersten rot/grünen Regierung in der Geschichte Niedersachsens. Die Forderung der BesetzerInnen: Ministerpräsident Gerhard Schröder soll sein Versprechen zum dauerhaften Gorlebenstop einlösen. Durch die Aktion werden die Bergbauarbeiten (kurzfristig) eingestellt. Im Nachgang verklagt die Bundesregierung die AktivistInnen auf 100.000 DM Schadensersatz.
Einen Tag später (23. Juni) beginnen ca. 70 Gorleben-GegnerInnen unter dem Motto "Irgendwann fällt jede Mauer" mit Hammer und Meißel den Abbruch der Mauern um das Endlagerbergwerk. Als die Polizei nach einer halben Stunde kommt, ist bereits alles vorbei.
Am 6. August hebt das staatliche Gewerbeaufsichtsamt die Beschlagnahmung der 1.222 in Gorleben lagernden Atommüllfässer auf. Damit ist ein Abtransport für eine Neukonditionierung möglich. Alle 1.222 Fässer werden in 34 Auslagerungschargen von 1992 bis 1998 hauptsächlich in das Forschungszentrum Jülich gebracht, um dort den Inhalt zu bestimmen.
Am 8. August erwähnt der damalige Leiter der Brennelementlager Gorleben GmbH (BLG), Reinhard König in einem Gespräch, daß alle laufenden Projekte der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen mbH (DWK) mit Wirkung vom 01.01.90 von der Gesellschaft für Nuklearservice (GNS) übernommen worden sind.
Am 29. August stellt die Sonderkommission der Polizei, bestehend aus 40 Kriminalbeamten, ihre Arbeit im Landkreis Lüchow-Dannenberg ergebnislos ein: Nach monatelangen Beobachtungen, Verhören und Überprüfungen von über 2.000 Personen kann der Verdacht der "Bildung einer kriminellen Vereinigung" nicht erhärtet werden.
Mit einer 3-tägigen Abschlußblockade vom 3. bis zum 5. September enden die seit Mai stattfindenden Montagsblockaden. Zwei Mal räumt die Polizei die Zufahrten. Zeitweise werden die Gorleben-GegnerInnen für einige Stunden von 600 Schafen unterstützt.
Am 6. September sind 27 der über 1.200 vom "Transnuklearskandal" betroffenen Atommüllfässer im Zwischenlager Gorleben geprüft und für einen Abtransport bereit.
Nach juristischem Streit lässt der Landkreis Lüchow-Dannenberg die auf dem Boden des Grafen von Bernstorff errichtete Schutzhütte am 28. September abreissen. Die Hütte war im Rahmen eines Widerstandswochenendes im Oktober 1989 errichtet worden.
Am 28. September lässt das zuständige Landes-Wirtschaftsministerium über das Bergamt Celle einen Hauptbetriebsplan und drei Sonderbetriebspläne, letztere ausschließlich Schacht 11 betreffend, für das Endlager-Erkundungsbergwerk Gorleben zu, allerdings ohne diese mit "Sofortvollzug" auszustatten.
September: Der Bericht „Die Pilotkonditionierungsanlage in Gorleben“ der Gruppe Ökologie Hannover nennt drei Szenarien, für am wahrscheinlichsten einzutreffende Störfälle während des Betriebes der Pilot-Konditionierunsanlage:
- Brand bituminierter Abfälle, daraus resultierend im Wesentlichen die Freisetzung von radioaktiven Gasen wie Tritium, Krypton oder Jod, für die keine Filtersysteme zur Verfügung stehen.
- Selbsterhitzung von bestrahlten Kernbrennstoffen, hier im Wesentlichen hochaktive Abfälle, auch dabei folgt eine Freisetzung von großen Mengen Radioaktivität in die Umgebung
- Absturz eines Brennelements, z.B. bei der Be- oder Entladung eines Behälters, dabei Beschädigung er Hüllrohre und Freisetzung des radioaktiven Inventars.
Baustopp im Schacht II
Am 5. Oktober 1990 müssen die Arbeiten in Schacht Gorleben II eingestellt werden. Fünf Anlieger*innen hatten mit Erfolg Widerspruch gegen die drei Sonderbetriebspläne eingelegt und so mussten alle darauf beruhenden Arbeiten gestoppt werden. Das Bundesamt für Strahlenschutz stellte noch am gleichen Tag einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht auf Erteilung des Sofortvollzuges.
Am 15. Oktober blockieren Gorleben-GegnerInnen das Bergwerk "um dem Baustopp nachzuhelfen", da dort ohne Rechtsgrundlage weitergearbeitet werde.
Gleich nach der Regierungsbildung besuchen Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und die parteilose Umweltministerin Monika Griefahn Mitte Oktober das Wendland und verkünden "ihre Ausstiegspläne für Gorleben".
Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 17.10.1990:
Die Landesregierung informiert:
Ausstieg aus dem geplanten atomaren Endlager in Gorleben"Zum Endlagerprojekt Gorleben rief Schröder die ursprünglich dafür aufgestellte Sicherheitsphilosophie des Mehrbarrierenkonzepts und deren Entwicklung in Erinnerung. Als sich das Deckgebirge als nicht selbständig funktionierende Barriere und das geologische Sicherheitskonzept als nicht haltbar erwiesen habe, sei nicht etwa die Erkundung eingestellt, sondern die Philosophie geändert worden." (...)
"Zur Aufforderung aus der Versammlung bei der Auswahl alternative Standorte Gorleben nicht fallen zu lassen, sondern die Eignung weiter zu erkunden, bekundete der Ministerpräsident: Dies sei der Versuch, 'hinzukriegen, daß alles so bleibt, wie es ist!'"
Am 11. November demonstrieren ca. 800 Menschen gemeinsam mit 300 ÄrztInnen des IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.) in Gorleben gegen die Atomanlagen und für den Atomausstieg.
Am 06. Dezember blockieren als Nikoläuse verkleidete AktivistInnen die Zufahrten zu den Atomanlagen in Gorleben.
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.

1973 – Zwei AKW für das Wendland
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.
1974 – Erste Standortsuche ohne Gorleben
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut.

1975 – Großer Waldbrand bei Trebel
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.

1976 – Der Standort „Gorleben“ taucht auf
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)

1977 – Das Jahr der Standortbenennung
Nach der Benennung Gorlebens als Standort für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“ finden erste Großdemonstrationen statt.

1978 – Ein Koffer voll Geld
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.

1979 – Treck nach Hannover – WAA „nicht durchsetzbar“
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet der Ministerpräsident das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.

1980 – „Republik Freies Wendland“
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.

1981 – Die Zweifel in Gorleben werden größer, nicht kleiner
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.

1982 – „Tanz auf dem Vulkan“
Der Zwischenlagerbau beginnt, Tanz auf dem Vulkan und plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.

1983 – Dragahn: Eine WAA wird verhindert
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.

1984 – Menschenkette und Tag X
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.
1985 – „Spudok“-Affäre und Kreuzweg
Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.
1986 – Tschernobyl
Heftige Auseinandersetzungen um den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und die Inbetriebnahme des AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.
1987 – 10 Jahre Gorleben
„Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager Gorleben. Schwerer Unfall in Schacht 1.
1988 – „Wir stellen uns quer!“
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989 – Castor-Alarm im Wendland
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.
1990 – PKA-Bauplatz- und Turmbesetzung
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.
1991 – Mol-Skandal & Baustopp
Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992 – Viel Geld für den Landkreis
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993 – CASTOR-HALLE-LUJA und Endlagerhearing
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994 – Pleiten, Pech und Pannen: „Castornix“
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.

1995 – Tag X, Backpulver & Stay rude-stay rebel
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996 – „Wir stellen uns quer!“
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.

1997 – Stunkparade gegen Sixpack
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998 – Castor-Skandal und TagX4 in Ahaus
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.
1999 – „Gerhard, wir kommen“ & X-tausendmal quer
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.

2000 – Atomkonsens & Moratorium
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.

2001 – X-tausendmal quer & Widersetzen
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.