Gorleben-Chronik
1987 - 10 Jahre Protest in Gorleben
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. "Transnuklearskandal" betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.
In einer Stellungnahme schreibt die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg im Februar:
"10 Jahre haben wir informiert und demonstriert. (...) Trotz breiter Aktivitäten im Kleinen und Großen über all die Jahre, vom Treck über 1004, Wendlandblockade bis hin zu den Aktionstagen und diversen Sabotageaktionen Unbekannter gegen den Bau von Zwischenlager und Endlager ist es nicht gelungen, den Bau bzw. die Inbetriebnahme dieser Anlagen zu verhindern. Auch wenn die WAA heute in Wackersdorf und nicht in Lüchow-Dannenberg gebaut wird, so ist Albrecht drauf und dran, in einer "Salamitaktik" Gorleben als nach wie vor wichtigsten Bestandteil des Atomprogramms scheibchenweise zu verwirklichen."
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für die Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) wird vom Antragsteller DWK am 25. März der Sicherheitsbericht für die Anlage vorgelegt.
Am 29. März nehmen 40 Trecker und 1.000 DemonstrantInnen an einer Kundgebung in Gorleben gegen den geplanten Bau der PKA teil.
1987 machte Niedersachsens Finanzministerin Birgit Breuel Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg eine Rechnung auf: Von den bis dahin aus Bonn gezahlten 320 Mio. DM an "Gorleben Geldern" hatte das Land ihrer Rechnung nach 160 Mio. DM in Personal- und Sachkosten der Polizei gesteckt. Weitere 64 Mio. DM wurden für Polizeibauten ausgegeben, wie etwa das "Geisterhaus" an Lüchows Saaßer Chaussee, gebaut für 1.000 Gorlebenpolizisten. 1987 drohte der Abzug auch der letzten Hundertschaft. Von 1979 bis 1987 erhielten die Feuerwehren in fünf Orten schöne neue Gerätehäuser mit "Gorlebengeld" finanziert. Anschließend wurden sechs schöne neue Feuerwehrautos gekauft, die in die Häuser passten.
"Sollte die Landesregierung nicht bereit sein, unseren Weg in Sachen Fremdenverkehr zu unterstützen, sieht sich die Samtgemeinde Gartow außerstande, dem Bau der Pilotkonditionierungsanlage positiv gegenüberzustehen", sagte Hans Borchardt, Samtgemeindedirektor der Samtgemeinde Gartow zu Niedersachsens Wirtschaftsminister Walter Hirche bei dessen Besuch in Hitzacker.
Heinz Rathje, Bürgermeister von Gartow, ergänzte: "Wir holen zum ersten Mal in unsere kleine Heimat eine Heiße Zelle - wir wissen nicht, was aus dem 60 Meter hohen Schornstein herauskommt - wir vertrauen auf die Wissenschaftler, aber wir müssen Gartow dem Gast verkaufen." Beide pokern auf weitere finanzielle Unterstützung.
Am 2. April hebt der bayerische Verwaltungsgerichtshof die erste Teilerrichtungsgenehmigung (atomrechtliche Baugenehmigung) der WAA Wackersdorf auf.
Transnuklear-Skandal
Im April beginnen umfangreiche Ermittlungen gegen die "Transnuklear", ein Tochterunternehmen der Nuklear-Chemie und Metallurgie GmbH (Nukem), das Mitte der sechziger Jahre von der Nukem sowie dem französischen Unternehmen Transnucleaire in Paris gegründet worden war. Vorgeworfen wird der Abteilung, rund 100 Mitarbeiter von deutschen Atomkraftwerken und Elektrizitätskonzernen bestochen zu haben, um lukrative Entsorgungsaufträge zu erhalten. Geflossen sein sollen Bestechungsgelder in Millionenhöhe, Bordellbesuche und Reisen sollen finanziert worden sein.
Die Ermittlungen ergeben bis Jahresende:
- Hunderte von Transporten zwischen Deutschland und dem belgischen Atomforschungszentrum Mol, deren Ladung stärker strahlte, als die Papiere aussagten;
- Hunderte von Gegentransporten in die Bundesrepublik, die angeblich behandelten deutschen Atommüll brachten, mit denen in Wirklichkeit aber die Belgier ihren Abfall loswurden;
- Schmiergelder in Millionenhöhe, mit denen Transnuklear fast alle Beteiligten des illegalen Abfallkreislaufs bestochen hatte.
Falsch deklarierte Fässer lagern auch im Gorlebener Zwischenlager. Die Gewerbeaufsicht beschlagnahmt die Gebinde. Alle 1 222 Fässer werden in 34 Auslagerungschargen von 1992 bis 1998 aus dem Zwischenlager zur Nachkonditionierung abtransportiert. Davon wurden 308 Fässer mit "Mol-Verdacht" identifiziert.
Am 1. Mai veröffentlicht die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) Ergebnisse festigkeitsmechanischer Laboruntersuchungen an 43 Proben des Hauptanhydrits aus den Bohrungen GO-1002, GO-1003 und GO-1005 des Salzstocks Gorleben. Trotz hohem Anhydritanteil von ca. 94 Prozent und geringem Salzanteil von ca. 2 Prozent seien die Festigkeitseigenschaften "recht homogen", heißt es in der Zusammenfassung.
Mai: Ursprünglich sollte schon bis zum Januar der erste Schacht bis zu seinem 840 Meter tiefen Fußpunkt gegraben sein. Statt dessen gelangten die rund um die Uhr arbeitenden Endlager-Schürfer bis Mai gerade bis auf 239 Meter Tiefe - bis an den Rand eines auf dem Salz sitzenden "Gipshutes".
Schwerer Unfall im Schacht 1 in Gorleben
Am Morgen des 12. Mai sprengt starker Druck des umliegenden Gesteins den Stahlring Nummer 20 bei Tiefenmeter 234 im Schacht 1 des Gorlebener Bergwerks. 34 der je 30 Zentimeter starken Stahlringe waren eingezogen worden, weil der Außendruck zunahm, obwohl die Ingenieure mit Hilfe von tiefreichenden Kühlrohren das umgebende Gestein auf minus 26 Grad Celsius eingefroren hatten. Bei dem Unfall löst sich der anderthalb Tonnen schwere Stahlring aus dem Verbund und stürzt auf die an der Schachtwand arbeitenden Bergleute. Zwei Bergleute werden schwer verletzt, ein dritter stirbt. Die Schachtsohle - Durchmesser: 11 Meter - ist einsturzgefährdet und wird später 14 Meter hoch mit Beton aufgefüllt.
"Pfusch und falsche Bewertung von Meßdaten haben dazu geführt, daß es im Bergwerk für das geplante Atommüll-Endlager im Gorlebener Salzstock zu einem tödlichen Unfall kam", schreibt der SPIEGEL am 17.08.1987.
Ursache für den Unfall, so erklärt Hans-Werner Tonscheydt, Abteilungsleiter der am Bau beteiligten Firma Thyssen Schachtbau, sei ein plötzlich auftretender hoher Druck des umgebenden Gebirges gewesen. Das habe "niemand voraussehen können", behauptet Tonscheydt kurz nach dem Unfall vor einem Landtagsausschuß. Doch schon vor Beginn der Arbeiten hatte der Kieler Geologe Professor Klaus Duphorn auf die Gefahren des "schwer beherrschbaren" Deck-Gebirges über dem Gorlebener Salzstock hingewiesen und die Erkundung anderer Standorte empfohlen.
Seit dem Unfall ruhen die Arbeiten und die Gorlebener Bergleute sind auf Kurzarbeit gesetzt. Durch eine Strafanzeige der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg und der daraus resultierenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kommt es zum Baustopp für eineinhalb Jahre.
Der Bergunfall bei den Schachtarbeiten zum nuklearen Endlager im niedersächsischen Gorleben hat in der letzten Woche noch einmal schlagartig deutlich gemacht, was nach dem atomaren Desaster von Tschernobyl und der darauf erneut einsetzenden Diskussion über einen Ausstieg aus der Kernenergie in den Hintergrund gerückt ist: Die Entsorgung deutscher Kernkraftwerke ist noch immer nicht gesichert", schreibt "Die Welt" am 29. Mai 1987.
Am 7. Juni kommt es in Wackersdorf am Bauzaun erneut zu schweren Auseinandersetzungen zwischen 30.000 Demonstrant*innen und 3.000 eingesetzten Polizist*innen. Etwa 400 Personen werden verletzt.
Am 23. Juni besetzen 20 Atomkraftgegner*nnen das Bergamt Celle. Anschließend fehlen wichtige Unterlagen, die belegen, daß der Unfall im Schacht fahrlässig zustande kam.
Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen stoppt am 10. Juli die Arbeiten am Schnellen Brüter in Kalkar. Die Bundesregierung hingegen will die Milliardeninvestition retten.
Am 22. Juli demonstriert die "Initiative 60" im Umweltministerium in Hannover für einen Stop in Gorleben.
"In Gorleben schwimmt der todsichere Salzstock davon, eine neue Atomruine ist in Arbeit, ein Produkt jener alle Grenzen überschreitenden Dummheit und Sturheit. Zehn Jahre Gorleben und der Krieg gegen uns und die Natur hat Narben, Krater und Abfallhalden hinterlassen... Das Hart-An-Der-Grenze-Team will: Zeichen setzen!" heißt es in der Einladung zu der Kunstaktion "da müssen wir durch". In einer Vollmondnacht im Sommer "reisen" Besucher*innen zwölf Stunden lang durch zwölf Stationen in einem unwirtlichen Kiesgrubengelände.
Im August besucht Klaus Töpfer nach drei Monaten Amtszeit als höchster bundesdeutscher Atomaufseher das "Erkundungsbergwerk" Gorleben. Die Frage nach einer möglichen Alternative zum geplanten Atommüll-Endlager im Salzstock im Landkreis Lüchow-Dannenberg, so der Minister, "stellt sich derzeit nicht".
"Der Ausbau des Salz-Bergwerks Gorleben ist nach dem bisherigen Konzept unverantwortlich", berichtete ein Ingenieur, der bis vor drei Monaten dort beschäftigt gewesen ist.
Im Oktober errichten Teilnehmer*innen eines Widerstandscamps in Gedelitz einen Beobachtungturm in Gorleben. Schon bald wird mit einem ersten Castor-Transport gerechnet.
Am 4. Dezember wird ein revidierter PKA-Sicherheitsbericht vorgelegt: Die Brennelementlager Gorleben mbH (BLG) tritt dem Genehmigungsantrag bei.
Am 11. Dezember gibt das Niedersächsische Umweltministerium (NMU) die öffentliche Auslegung der PKA-Antragsunterlagen bekannt.
1987 wird die Info-Stelle Gartow aufgegeben.
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.

1973 – Zwei AKW für das Wendland
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.

1974 – Erste bundesweite Endlagersuche
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.

1975 – Großer Waldbrand bei Trebel
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.

1976 – Der Standort „Gorleben“ taucht auf
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)

1977 – Das Jahr der Standortbenennung
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.

1978 – Ein Koffer voll Geld
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.

1979 – Treck nach Hannover – WAA „nicht durchsetzbar“
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.

1980 – „Republik Freies Wendland“
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.

1981 – Die Zweifel in Gorleben werden größer, nicht kleiner
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.

1982 – „Tanz auf dem Vulkan“
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.

1983 – Dragahn: Eine WAA wird verhindert
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.

1984 – Menschenkette und Tag X
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.

1985 – „Spudok“-Affäre, Probe-Castor und Kreuzweg
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.

1986 – Baubeginn im Bergwerk, Wackersdorf & Tschernobyl
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.

1987 – 10 Jahre Protest in Gorleben
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.

1988 – „Wir stellen uns quer!“
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989 – Castor-Alarm im Wendland
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.

1990 – PKA-Bauplatz- und Turmbesetzung
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.

1991 – Mol-Skandal & Baustopp
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992 – Viel Geld für den Landkreis
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993 – CASTOR-HALLE-LUJA und Endlagerhearing
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994 – Pleiten, Pech und Pannen: „Castornix“
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.

1995 – Tag X, Backpulver & Stay rude-stay rebel
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996 – „Wir stellen uns quer!“
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.

1997 – Stunkparade gegen Sixpack
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998 – Castor-Skandal und TagX4 in Ahaus
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.

1999 – „Gerhard, wir kommen“ & X-tausendmal quer
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.

2000 – Atomkonsens & Moratorium
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.

2001 – X-tausendmal quer & Widersetzen
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.

2002 – Castor im „dreckigen Dutzend“
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.

2003 – Der Castor kommt, wir sind schon da!
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.

2004 – Castor-Proteste nehmen dramatische Wendung
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.

2005 – 10 Jahre Castor, Entsorgungsfrage weiter ungelöst
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.

2006 – Seit 30 Jahren Widerstand im Wendland
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.