Nach dem Gorleben-Aus: Jochen Stay im Oktober 2020 auf der Kundgebung am Bergwerk. Bild: Andreas Conradt / publixviewing

Jochen Stay

Mit großer Betroffenheit mussten wir am 15. Januar 2022 von Jochen Stay Abschied nehmen.

Jochen hatte sich seit 1992 im Wendland engagiert. Er arbeitete auch im BI Vorstand mit, in den Jahren 2000 bis 2001 und von 2003 bis 2004. Zugleich war er von 1996 bis 2008 Sprecher der Initiative X-tausendmal quer. Deren gewaltfreies Aktionskonzept lud Menschen ein, sich am Protest gegen die Castor-Transporte in Form von Sitzblockaden zu beteiligen. Ziviler Ungehorsam war sein Ding und das politische Feingefühl dafür, welche große Hürde es für viele Menschen bedeutete, sich an derartigen Aktionen zu beteiligen, zeichnete ihn aus.

Dafür ging er selbst auch ins Gefängnis, natürlich unfreiwillig. 2001 wurde er im Vorfeld des vierten Castortransports nach Gorleben für drei Tage in Polizeigewahrsam genommen, um „die bevorstehende Begehung oder Fortsetzung einer Straftat“ verhindern. Stay hätte, so die Begründung weiter, als „Hauptinitiator“ der Aktion X-tausendmal-quer „zum Landfriedensbruch (§ 125 StGB) aufgerufen“ sowie „mehrfach zu Straftaten aufgerufen“. Das Oberlandesgericht Celle erklärte die Ingewahrsamnahme rückwirkend für rechtswidrig. Jochen Stay wurde in der „heißen Zeit“ schlicht aus dem Verkehr gezogen.

Nach dem Tsunami in Japan und der Reaktorkatastrophe von Fukushima-Daiichi organisierte Stay mit seiner neuen Anti-Atom-Gruppe .ausgestrahlt bundesweite Großdemonstrationen, unter anderem die Menschenkette im März 2011 zwischen Stuttgart und Neckarwestheim. Schon im Jahr zuvor war er maßgeblich an der Organisation einer Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken Krümmel und Brokdorf beteiligt – aus Protest gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke. Jochen Stay hat vielen anti-atom-bewegten Menschen Ausdrucks- und Aktionsmöglichkeiten aufgezeigt und auf diese Weise entscheidend zum Atomausstieg beigetragen.

2015 erhielt Jochen Stay die Auszeichnung „Stromrebell des Jahres“ von den Elektrizitätswerken Schönau. In Basel wurde Jochen Stay am 15. September 2017 der Preis „Nuklear-Free Future Award“ in der Kategorie „Besondere Anerkennung“ verliehen.

Jochen starb plötzlich und viel zu früh in Folge einer langjährigen Erkrankung.