Gorleben-Chronik - 2018

Kommt das Aus für die PKA?

Neuer Betreiber will Aus für die PKA, Langzeitlagerung von Castoren rückt in den Fokus, Kritik an der Arbeit des "Nationalen Begleitgremiums".

Januar

Anfang Januar

Nach einer Intervention durch die BI berichtigt das Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) im Januar die Beschreibung der Aufgaben der Pilot-Konditionierungsanlage Gorleben in die Vergangenheitsform.

"Die PKA Gorleben mit ihrer Genehmigungspalette präjudiziert eindeutig die Endlagerwahl, weil das nationale Entsorgungsprogramm NAPRO die Konditionierung der hochradioaktiven Abfälle direkt am Endlagerstandort vorsieht", so Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI. Auch durch die Korrektur sei "der Fall noch lange nicht erledigt".

01.01.2018

Am traditionellen Neujahrsempfang der BI an den Atomanlagen nehmen am 1. Januar etwa 100 Menschen teil. Falko Berkemeier stellt den Plan vor, ein Segment der Bergwerksmauer mit den Anti-Atom-Graffitis stehen zu lassen, als Mahnmal für die verkorkste Endlagersuche, aber auch als "Denkmal-Nach".

20.01.2018

Weit über 20 000 Menschen demonstrieren am 20. Januar am Rande der "Grünen Woche" und einer internationalen Agrarministerkonferenz in Berlin: Nein zu Gentechnik, Tierfabriken und Dumping-Exporten Mit dabei unter der Wendlandfahne sind rund 40 Trecker und zahlreiche Demonstrant*innen aus dem Wendland.

25.01.2018

Am 25. Januar kritisiert die BI Angaben im Tätigkeitsbericht des niedersächsischen Umweltministeriums (NMU): Es gebe fehlende und falsche Angaben zu den Wandstärken der Zwischenlagerhalle in Gorleben. Es müsse auch zwischen "Sicherheits-" und "Sicherungfunktion" unterschieden werden. In einem Artikel in der Elbe Jeetzel-Zeitung vom 30. Januar schreibt das NMU dann, dass die Halle ein "Witterungsschutz" sei.

27.01.2018

Nachdem das schwedische Umweltgericht das geplante Konzept der schwedischen Atommüllgesellschaft Svensk Kärnbränslehantering (SKB) für nicht genehmigungsfähig hält, macht die BI am 27. Januar auf Parallelen zu Gorleben aufmerksam. Dort wurde sich schon sehr früh auf ein Konzept - Atommüll in Kupferkapseln - festgelegt, das nun gescheitert sei. In Deutschland habe man auf Salz und Gorleben gesetzt.

"Die Notwendigkeit von Rücksprüngen drängt sich nach dem schwedischen Desaster auf, auch für die Endlagersuche in der BRD", so BI-Pressesprecher Wolfgang Ehmke. "Sie sind aber nirgendwo gesetzlich oder verfahrenstechnisch geregelt, geschweige denn festgeschrieben. Nicht einmal dem Nationalen Begleitgremium, das zwischen Bundestag, Behörden und der interessierten Öffentlichkeit vermittelt, wurde das Recht zugesprochen, Rücksprünge einzufordern."

30.01.2018

Mit einer satirischen Expertise wendet sich das "Untergrundamt der Freien Republik Wendland, 3131 Gorleben-Solleben, Postfach 1004" am 30. Januar an die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Die Behörde der Freien Republik Wendland habe "einiges zusammengetragen, um Amtshilfe leisten und Ihre Entscheidungen erleichtern zu können", heißt es in einem Schreiben. Die BGE hatte bundesweit sechzig Behörden angeschrieben, um geowissenschaftliche Daten zusammen zu tragen, die helfen sollen, in einem ersten Schritt Regionen von der Endlagersuche auszunehmen. Der Fokus liegt dabei auf Seismik und Vulkanismus.

Februar

Anfang Februar

Anfang Februar fordern bereits 304 Initiativen, Verbände und Parteien die sofortige Stillegung der Brennelementefabrik und des Atomkraftwerks in Lingen, darunter die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.

03.02.2018

Bei einem Bürger*innen-Dailog des Nationalen Begleitgremiums (NBG) am 3. Februar unterbreitet Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI, den Vorschlag, das NBG solle sich um eine "fachliche Expertise zum Problem Salz und Eiszeiten" kümmern. Man habe kein Vertrauen in die Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) von 2009 ("Eiszeitliche Rinnensysteme und ihre Bedeutung für die Langzeitsicherheit möglicher Endlagerstandorte mit hochradioaktiven Abfällen in Norddeutschland"). Diese sei "sehr einseitig auf Gorleben hin erarbeitet worden". Das Impulsreferat für die Geschichtsdebatte hält Birgit Huneke vom Gorleben Archiv. Rund 120 Menschen aus Behörden, Instituten und interessierte Bürger*innen nehmen in der ehemalige Jerusalemkirche teil.

06.02.2018

Insgesamt 150 Menschen von mehreren Anti-Atomkraft-Initiativen, Anti-Braunkohle-Initiativen und Umweltverbänden protestieren am 6. Februar vor der Düsseldorfer Staatskanzlei gegen den schwachen und unverbindlichen Deal der Groko-UnterhändlerInnen zum Atomausstieg, zum Braunkohle-Ausstieg und zum Klimaschutz. Darunter Aktivist*innen der BI Umweltschutz.

09.02.2018

Es gibt keine Atomenergie mehr, so könnte man glauben, als der neue niedersächsische Umweltminister Lies (SPD) 9. Februar in einer Erläuterung seiner künftigen Politik vor dem Umweltausschuss des niedersächsischen Landtags mit keinem Wort auf Atompolitik eingeht.

Das sei ein wirklicher Rückfall, denn immer noch würde auch in Niedersachsen in Grohnde und Lingen Atomstrom produziert, und die bundesweite Debatte um die Atommülllagerung bedürfe einer starken und korrigierenden niedersächsischen Haltung, moniert die BI Lüchow-Dannenberg.

18.02.2018

"Aktiviert euch" heißt es in der Einladung zu einem Vernetzungs-Treffen am 18. Februar im Gasthof Wiese in Gedelitz. Die Auseinandersetzung um die Atomkraft und die Atommülllagerung haben das Wendland geprägt. Immer noch ist "der Widerstand" gefragt, auch wenn keine Castor-Transporte mehr nach Gorleben rollen.

22.02.2018

Am 41. Jahrestag der Standortbenennung Gorlebens, am 22. Februar, findet die Premiere von Helmut Kochs Film "Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie!" im Lüchower Kino statt. Zwischen 1978 und 1980 hielt der damalige Wendland-Neuling Helmut Koch seine Kamera auf die Landschaft, die Folklore und den beginnenden Widerstand.

22.02.2018

Am 22. Februar wird der besetzte Wald bei Bure, dem französischen Atommülllager-Kandidaten, durch ein Großaufgebot von 500 Polizisten geräumt. 1 ½ Jahre war der Wald Bois Lejuc besetzt und verhinderte so die Bauarbeiten für das Projekt.

24.02.2018

Am 24. Februar protestieren rund 400 Menschen in Lüchow gegen einen Infostand der „MVgida“ – einem Ableger der rechtsextremen „Pegida“.

März

04.03.2018

Am 4. März findet in den Trebeler Bauernstuben die Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative Umweltschutz statt. 70 Mitglieder*innen wählten Martin Donat (Vorsitzender), Elisabeth Hafner-Reckers (Stellv. Vorsitzende), Wolfgang Ehmke (Pressesprecher), Klaus Longmuss (Schatzmeister) und als weitere Vorstandsmitglieder: Jutta von dem Bussche, Torben Mävers und Lia Jahrens (fehlt auf dem Foto). Auf der Mitgliederversammlung wird über das französische Endlagerprojekt Bure informiert, solidarische Grüße gingen per Gruppenfoto an die Aktivist*innen in Frankreich.

05.03.2018

Am 5. März folgen 120 Menschen dem Aufruf der Dannenberger Mahnwache, der Bäuerlichen Notgemeinschaft und der Bürgerinitiative Umweltschutz zu einer Kundgebung auf dem Dannenberger Marktplatz und trotzen dem Dauerregen, eskortiert von Traktoren und zu den Klängen der Sambagruppe Xamba. Anlass ist der Jahrestag der Fukushima-Katastrophe.

10.03.2018

Seit dem 10. März ist die Fotoausstellung "Große Geschichten in kleinen Rahmen" von Ingrid und Werner Lowin im Wendlandmarkt in Lüchow zu sehen.