Gorleben-Chronik - 2010

Atomkraft: Schluss jetzt!

Krümmel-Treck, Ketten-Reaktion, Atomkraft-Schluss!, Castor XXL: die Antwort auf die AKW-Laufzeitverlängerungen sind die größten Anti-Atom-Demonstrationen, die es in Deutschland je gab.

Januar

Anfang Januar

Anfang des Jahres kündigt contrAtom dem Start einer Kampagne an: gemeinsam mit der BI Lüchow-Dannenberg und dem Widerstand im Wendland werden man unter dem Motto "Was wäre wenn.... - Wir machen Druck! Aktionen gegen eine Atommüllkippe in Gorleben!" starten.

01.01.2010

Bei bestem Schneewetter begrüßen am 1. Januar 60 Atomkraftgegner:innen im Rahmen des traditionellen Neujahrsemfang das Jahr 2010. Die Vorsitzende der BI Lüchow Dannenberg verteilt neben Sekt, O-Saft und Häppchen den "Wendländischen Widerstandskalender".

Der Umrundung des "Erkundungsbergwerks" wohnten auch wieder die Polizeihundertschaften bei, die um Sylvester hier Dienst tun müssen.

14.01.2010

Bundesforschungsministerin Anette Schavan (CDU) stellt vor dem Asse-Untersuchungsauschuss fest, dass "man ein ausgedientes Bergwerk nicht zur Einlagerung von Atommüll nutzen kann".

14.01.2010

Sämtlicher Atommüll soll aus dem maroden Atommüllendlager Asse-II herausgeschafft werden. Das empfiehlt ein Gutachten des Betreibers Bundesamt für Strahlenschutz. 126.000 Fässer sollen in das geplante Endlager Schacht Konrad gebracht werden.

15.01.2010

Das Bundesamt für Strahlenschutz(BfS) stellt am 15. Januar das Ergebnis einer Studie vor, die drei Möglichkeiten zur "Abwendung der radioaktiven Gefahren" untersuchte, die sich aus dem drohenden Einsturz des Endlagers Asse-2 ergeben. Die Rückholung der Abfälle und ihre Einlagerung im Endlager Schacht Konrad wäre laut BfS die "bessere Variante gegenüber einer Vollverfüllung der Schachtanlage oder einer Umlagerung der Abfälle in tiefere Schichten der Asse". Zu den Kosten gibt es keine Aussagen.

17.01.2010

Sonntagsspaziergang rund um das Bergwerk Gorleben.

24.01.2010

FotosFilm
Am 24. Januar fahren 140 Menschen am Bergwerk in Gorleben "Schlitten mit der Atommafia" und protestierten damit auch gegen die geplante Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke Neckarwestheim und Biblis.

Merkel, Westerwelle, Röttgen und ein Schlitten voller Atommüll-Schweine. Das Bild, das heute am Gorlebener "Erkundungs-Bergwerk" präsentiert wurde, spricht eine deutliche Sprache.

30.01.2010

In Gronau findet am 30. Januar eine Demo unter dem Motto "Für ein Leben ohne Urananreicherung!" für die sofortige Stilllegung der dortigen Anlage statt.

Februar

07.02.2010

In Hameln wird am 7. Februar von 650 Menschen für den Atomausstieg und gegen Atomtransporte demonstriert.

21.02.2010

120 Menschen feiern am 21. Februar Politkarneval in Gorleben mit Kamelle und Prunkwagen und umrunden den Schwarzbau.

März

15.03.2010

Spontane Kundgebung am 15. März von Bauern mit Treckern gegen die Pläne Röttgens, die Untersuchung Gorlebens als "alternativlos" und "ergebnisoffen" fortzusetzen. Die Zufahrt zum Bergwerk wird zwei Stunden lang blockiert, Aktivist*innen ketten sich an.

15.03.2010

Bei der Entscheidung, Gorleben weiter zu erkunden, habe die Atomindustrie "die Feder geführt", meint der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Kelber am 15. März. Eine Fortführung der Arbeiten habe zumindest solange zu unterbleiben, bis der Abschlußbericht des Gorleben-Untersuchungsausschusses vorliegt.

16.03.2010

Am 16. März wird bekannt, dass Umweltminister Röttgen erwägt, dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Zuständigkeit für die Endlagerung von Atommüll zu entziehen. Es gebe im Bundesumweltministerium Überlegungen, für diese Aufgabe eine neue Behörde zu schaffen oder die Endlagerung zu privatisieren. (taz)

21.03.2010

Sonntagsspaziergang um das Bergwerk in Gorleben. Warmlaufen und letzter Schliff für den Treck zum AKW Krümmel im April.

22.03.2010

22. März – Ein neues Hüttendorf ist die Antwort der Bauern auf die angekündigte Wiederaufnahme der "Erkundung" des Salzstocks Gorleben-Rambow. Nach einem Polizeieinsatz mit Pfefferspray übernimmt der Landrat die Schirmherrschaft der "Undine-von-Blottnitz-Schutzhütte" in Sichtweite des "Erkundungsbergwerks".

23.03.2010

Am 23. März kündigt Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) an, das vor zehn Jahren erlassene – und in diesem Jahr ohnehin auslaufende – Moratorium für die Erkundungsarbeiten in Gorleben aufzuheben. Vor der Einleitung des atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens soll das Konzept für die Einlagerung aktualisiert und die Eignung des Standorts durch Gutachten bekräftigt werden. Röttgen setzt damit den Punkt "Nukleare Endlagerung" um, wie ihn die Koalitionsvereinbarung zwischen Union und FDP vorsieht. Demnach ist Gorleben klarer Favourit für ein Endlager.

26.03.2010

Mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen beschließt der Bundestag am 26. März die Einsetzung eines 15-köpfigen Untersuchungsausschusses. Das Gremium soll bis Ende 2011 klären, ob die Auswahl des Salzstocks Gorleben als Standort für ein Endlager unter politischem Druck und aus sachfremden Erwägungen erfolgte.

31.03.2010

FotosFilm
Drei Stunden lang blockierten mehr als 30 Trecker der Bäuerlichen Notgemeinschaft am 31. März die B191 auf der Dömitzer Elbbrücke, eine der Hauptverkehrsadern ins Wendland. Die Aktivist*innen protestieren damit gegen die Wiederaufnahme der seit zehn Jahren ruhenden und umstrittenen Bauarbeiten im Salzstock Gorleben.

April

Krümmel-Treck & KETTENreAKTION!

21.04.2010

FotosFilm
"Aus Tschernobyl lernen heißt: Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen weltweit!" lautet der Aufruf zum Anti-Atom-Treck nach Krümmel, wo anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages eine Demonstration gegen die Atompolitik der schwarz-gelben Regierung stattfindet. Wendländer, Lüneburger und Uelzener machen sich mit rund 40 Fahrzeuggespannen, ebenso vielen Radfahrern und einem Dutzend Motorradfahrern auf den Weg nach Krümmel. Später werden weitere Landwirte aus dem Kreis Lüchow-Dannenberg mit einem "Schnell-Treck" dazustoßen. 120.000 Menschen bilden eine Kette zwischen dem AKW Brunsbüttel und Krümmel und quer durch Hamburg.

Am 21. April startet der Treck nach einer Auftaktkundgebung in Gorleben, Ziel der ersten Etappe ist Mützingen.

Die Fahrt in Gorleben begann mit einer klaren Ansage der Bauern: Am Samstag sind wir dabei! Trotz Kartoffelplanzen. Denn das war von Anbeginn der Planung das Problem: Frühjahrsbestellung auf den wendländischen Feldern. Und dann braucht es auch noch einen anti-Atom-Treck...

Auf der rund 40km langen Strecke bis zum ersten Camp kamen wir auch am Castor-Verladekran in Dannenberg vorbei: hier wird im November der näXste Atommülltransport erwartet - gegen unseren Widerstand. Es soll der zahlenmäßig größte werden, den das Wendland je gesehen hat.

Das Konferenzrad gab heute den Takt an: 7 wackere Radler strampeln auf einem Rad um die Wette - und fahren an der Spitze des Trecks. Dahinter folgte der Atomschrott-Dinosaurier, von Greenpeace auf die Reise geschickt. Dann folgen 200 Atommüllfässer, Ladewagen mit Bannern geschmückt, Bauwagen ...

22.04.2010

Die 2. Etappe des Anti-Atomtrecks nach Krümmel führt am 22. April in ein Camp in Klein Bünstorf. Nach einer erfolgreichen Kundgebung auf dem Reichenbachplatz vor dem Rathaus in Uelzen fahren die Trecker, Fahrräder und weitere Fahrzeuge auf der B4 in Richtung Bad Bevensen, um mit einem Konzert den Abend vor der 3. Etappe nach Lüneburg zu beschließen.

Die mehr als einen Kilometer lange Karawane, mehr als 35 Fahrzeuge und genauso viele Radfahrer an der Spitze schlängelte sich die Bundesstraße 191 entlang. Und heute tat uns Petrus den Gefallen und liess die Sonne scheinen!

In Uelzen angekommen bekam der städtische Energiversorger SVO, an dem auch AKW-Betreiber E.ON beteiligt ist, Atommüllberge überreicht. Auf dem Herzogenplatz stellten die Trecker einen Kreis direkt vor dem Rathaus. Kaum angekommen wehte vom Dach die 10x10 Meter große Anti-Atom-Sonne. Der Bürgermeister der Stadt bekräftigte: Gorleben stoppen! und bekam von der BI Lüchow-Dannenberg die Sonnen-Fahne überreicht.

23.04.2010

Die 3. Etappe führt den Treck am 23. April von Klein Bünsdorf nach Lüneburg. Um 15 Uhr findet auf dem Markplatz eine Kundgebung statt. In Erbstorf schlägt der Treck am Abend ein Camp auf.

Die Einfahrt nach Lüneburg wird zum Hupkonzert: Kurze Kundgebung vor E.ON/Avacon, der Vorsitzende des Regional-DGB macht deutlich, dass nicht die Arbeitnehmer der Atomkonzerne Ziel unseres Protestes sind, sondern die Entscheidungetagen. Wir rollen auf den Marktplatz von Lüneburg ein, pünktlich um 15.00 Uhr - „Hier ist der Anti-Atom-Treck 2010!“. Es folgten Reden u.a. vom Landessuperintendenten der evangelischen Kirche, dem DGB, einem Bericht aus der vom Tschernobyl-Fallout betroffenen Region Gomel, einem Aktivisten einer weissrussischen NGO und – als kleines Highlight: die Übergabe unseres Mahnmales, dem Wegweiser. Die „Chucks“ und Timon Hoffmann sorgten für den nötigen Hüftschwung und unsere Trommler-Mädels rundeten die Kundgebung, zu der etwa 350 Menschen kamen, ab.

Die Fahrt ging dann weiter bis ins wenige Kilometer entfernte Erbstorf, wo unser dritter Campplatz ist. Bei toller Abendsonne machten wir es uns für die vorletzte Nacht gemütlich – morgen kommt der Tag der Tage. Die wendländische Band ASB, vielen vom letzten Berlin-Treck bekannt, schmetterte „Die Tür ist kaputt“.

24.04.2010

FotosFilm
Die letzte Etappe führt den Treck am 24. April von Erbstorf bei Lüneburg über Geesthacht zum AKW Krümmel. Unterwegs stoßen weitere Traktoren aus dem Wendland dazu. Mit 25 Fahrzeugen waren wir am Mittwoch in Gorleben gestartet, und nicht nur das Wetter wurde immer besser – am Ende auf der letzten Etappe über die Elbe, durch Geesthacht bis zum AKW Krümmel wuchs der Treck auf knapp 100 Fahrzeuge und mindestens 300 Radfahrer.

24. April - KETTENreAKTION!

24.04.2010, 12:00 Uhr

FotosFilm
Mehr als 120.000 Menschen bilden am 24. April anlässlich des Tschernobyl-Jahrestages und aus Protest gegen die Atompolitik eine Menschen- und Aktionskette vom AKW Brunsbüttel bis nach Geesthacht zum AKW Krümmel.

Entlang der 127 km langen Strecke finden in Glückstadt, Elmshorn, Uetersen, Pinneberg, Schenefeld, Hamburg und in Krümmel Redner- und Musikprogramm statt. Zu den Künstlern zählten Jan Delay und Freunde, Das Bo, DJ Mad, Microphone Mafia, Rantanplan, Dota und Abi Wallenstein.

"Es waren bewegende Momente, als die Ansage auf unsere Bühne in Krümmel kam: 150.000 Menschen protestieren gegen den Weiterbetrieb der Atomanlagen! Gegen Gorleben, gegen Atomtransporte und für Erneuerbare Energien. Ein wahnsinnig großartiges Zeichen, 24 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, in einer Zeit in der in Deutschland über die Aufhebung des Atomausstiegs diskutiert wird und weitere „Forschungs-“Arbeiten in Gorleben auf Eignung zur Atommüllkippe anstehen. Wir sagen deutlich: Mit uns nicht!"


Am selben Tag umzingeln etwa 20.000 Atomkraftgegner*innen das Atomkraftwerk Biblis in Hessen und bildeten eine 4 km lange Menschenkette um die Anlage. 7.000 Menschen demonstrieren zudem vor dem Transportbehälterlager Ahaus im westlichen Münsterland.

Es handelt sich damit um die größte Protestaktion seit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 24 Jahren. Ein bombastischer Tag – nicht nur in Krümmel. Die Beteiligten sind sich einig: dieser Tag muss Konsequenzen haben. Für die Stilllegung aller Atomanlagen!

30.04.2010

Der Landkreis Lüchow-Dannenberg feiert am 30. April mit einem Fest die vollständige Versorgung mit Strom aus Erneuerbarer Energie.

Mai

03.05.2010

Am 3. Mai genehmigt das Bundesamt für Strahlenschutz den Transport von 11 Castor-Behältern aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague nach Gorleben.

13.05.2010

Die Kulturelle Landpartie zwischen Himmelfahrt (13. Mai) und Pfingstmontag (25. Mai) nutzen Atomkraftgegner:innen, um mit einem rollenden Kino durch den Landkreis zu touren. Auf vielen Wunderpunkten wird der Protest gegen Gorleben thematisiert.

21.05.2010

Auf dem Gelände des Castor-Verladebahnhofs in Dannenberg protestieren am 21. Mai Aktivist*innen gegen den angekündigten Castortransport.

25.05.2010

FotosFilm
Am Pfingstmontag, 25. Mai, überwinden ca. 100 Aktivist*innen erneut die Zäune des Erkundungsbergwerk Gorleben. Der Protest richtet sich auch gegen neue Sicherheitsmaßnahmen wie zusätzlicher Stacheldraht, die Antwort des niedersächsischen Umweltministeriums auf die angekündigten Proteste rund um dem 30. Jahrestag der Räumung des Hüttendorfes 1004.

27.05.2010

Die vier AKW-Betreiber E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall hatten Ende 2008 insgesamt 27,5 Milliarden Euro für die Stilllegung von Atomkraftwerken und die Entsorgung des Atommülls zurückgestellt. Das geht am 27. Mai aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor.

Juni

04.06.2010

Am 4. Juni, dem 30. Jahrestag der Räumung der legendären "Republik Freies Wendland", wird "das Gestern aus Sicht der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) klein- und das Heute großgeschrieben". Man sei "mittendrin in der Gorleben-Auseinandersetzung", und man habe eine Chance: immer mehr Menschen werde deutlich, "dass Gorleben niemals Ergebnis eines wissenschaftlichen Auswahlverfahrens war, dass die Ergebnisse der Tiefbohrungen desaströs waren – also steht die Erinnerung am kommenden Wochenende nicht im Mittelpunkt unseres Aktionswochenendes, sondern der Startschuss für einen heißen Herbst in Gorleben", heißt es in einer Pressemitteilung der BI.

05.06.2010

800 Menschen fordern, begleitet von 1000 Polizisten, am 5. Juni, anlässlich des Jahrestages der Räumung von 1004, den Abbau des Schwarzbaus Gorleben. Dabei werden 12 Menschen durch die Polizei verletzt, als sie am Zaun rüttelten.

16.06.2010

Weil die Deutsche Bahn die Gleise freischneidet, versammeln sich am 16. Juni rund 40 Menschen am Bahnhof Leitstade zu einer Spontan-Demo. Die Gorleben-Gegner vermuten, dass die Bahn AG mit dem "radikalen Rückschnitt" erste Vorbereitungen für den nächsten Castor-Transport im November trifft.

16.06.2010

Die Frankfurter Rundschau berichtet am 16. Juni von einem Streitfall zwischen der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) und der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH (GNS). Für die Fertigung neuer CASTOR V/19-Behälter sei eine neue Zulassung nach IAEA 96 erforderlich. Dafür sei der Sicherheitsnachweis des gesamten Behälters zu prüfen. Die BAM unterstellt der GNS, notwendige Nachweise bei sicherheitsrelevanten Schweißverfahren nicht liefern zu können.

24.06.2010

Kletteraktivisten versperren am 24. Juni die Hauptzufahrt zum Atomforschungszentrums der GKSS in Geesthacht als Auftakt gegen Atomtransporte nach Lubmin.

27.06.2010

Campact startet am 27. Juni in Berlin 13.000 schwarzgelbe Luftballons als Protest gegen das geplante Wiederanfahren des AKW Krümmel und gegen die Laufzeitverlängerungen weiterer AKWs.

Juli

14.07.2010

126 schwarzgelbe Fässer werden von Aktivisten von "ausgestrahlt" am 14. Juli vor den Amtssitz des baden-württembergischen Ministerpräsidenten in Stuttgart gerollt, um auf dessen massive Unterstützung für die AKW-Laufzeitverlängerungen hinzuweisen.

28.07.2010

Die Klage der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg gegen das Filmen der Demonstration durch die Polizei am 5. September 2009 in Berlin ist erfolgreich. So verkündet es das Berliner Verwaltungsgericht am 28. Juli.

August

Anfang August

Anfang August ruft der Ermittlungsausschuss Wendland dazu auf, eine "informellen Zusammenarbeit mit Polizei und Geheimdiensten" zu verweigern. Es hatte Anwerbeversuche gegeben, Monate vor dem nächsten Castor nach Gorleben suchen die Überwachungsbehörden nach informellen Mitarbeitern in der Anti-Atom-Bewegung. Das Bundeskriminalamt dementiert.

10.08.2010

Am 10. August findet in Platenlaase ein Ratschlag der BI Umweltschutz statt. Das Motto: "Moratorium geht - Castor kommt!"

10.08.2010

Das Ringen um die Verlängerung der Laufzeiten zeige deutlich, der schwarz-gelben Regierung gehe es nicht um die Sicherheit der Bevölkerung, sondern um die zusätzlichen Gewinne der vier großen Stromkonzerne, kommentiert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow- Dannenberg (BI) am 10. August die "Planspiele" der Bundesregierung.

Mitte August

Mitte August warnt Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) vor einer "hohen Gewaltbereitschaft auswärtiger Demonstranten" bei den im Herbst geplanten Castor-Transporten ins Atommüll-Zwischenlager Gorleben. Die BI Umweltschutz spricht von "Atomarem Zündeln".

"Mit Gorleben kommen sie nicht durch"

18.08.2010

Zu einer "Anti-Atom-Manifestation" in Dannenberg ruft am 18. August ein Bündnis von Anti-Atom- und Umweltinitiativen auf, darunter X-tausendmal quer, die Naturfreunde Deutschlands, der DGB Region Nord-Ost-Niedersachsen und die Bäuerliche Notgemeinschaft. Auf einem Treffen der Erstunterzeichner*innen des Aufrufs in Hannover wird herausgestellt, dass mit "Kind und Kegel" am Wochenende vor dem Eintreffen der Atommüllfuhre aus der französischen Atommüllschmiede Cap de La Hague in Sichtweite des Castor-Verlade-Krans in Dannenberg demonstriert wird. Die gemeinsame Forderung lautet: "Mit Gorleben kommen sie nicht durch".

"Die Atommülldilemma ist kein regionales Problem, gerade bei dem Geschacher um verlängerte Laufzeiten wird das Thema gern unter den Tisch gekehrt, wir werden ein grelles Licht darauf werfen und der Atomkraftlobby die Rote Karte zeigen", kündigt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) an.

September

Laufzeitverlängerung für alle AKW

05.09.2010

Am 5. September einigen sich die Bundesregierung und die vier großen Atomkonzerne in einer Nacht- und Nebelaktion auf eine Laufzeitverlängerung für Deutschlands Atomkraftwerke. Im Durchschnitt sollen die AKWs in Zukunft zwölf Jahre länger laufen.

10.09.2010

Am 10. September wird ein abschließender Bericht zum radioaktiven Inventar der Schachtanlage veröffentlicht: Demnach sollen zehnmal mehr mittelradioaktive Abfälle als bisher vermutet im Schacht Asse II lagern.

17.09.2010

Lüchow-Dannenberger Bürger*innen müssen im Vorfeld des nächsten Castortransports damit rechnen, von verdeckten Ermittlern beobachtet zu werden. Das ist am 17. September der Antwort von Innenminister Uwe Schünemann zu entnehmen, die er im Landtag auf eine mündliche Anfrage der Grüne-Fraktion gegeben hat.

18.09.2010

Auf dem Ballhofvorplatz in Hannover errichtet das junge schauspiel x hannover ein Hüttendorf in Erinnerung an 1004. Seit dem 18. September ist jeden Tag „äktschn“. Die Aktion dauert bis zum 26. September.

18.09.2010

FotosFilm
Am 18. September demonstrieren in Berlin mehr als 100.000 Menschen gegen Atomkraft und für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Demonstration startet und endet am Berliner Hauptbahnhof. Die Teilnehmer*innen umzingeln das Regierungsviertel und halten dort eine symbolische Sitzblockade ab. Zahlreiche "Atommüll-Dosen" werden über die Absperrungen in Richtung Reichstag geworfen.

23.09.2010

Der Transport von 18 Castor-Behältern vom Forschungszentrum Rossendorf (Sachsen) nach Ahaus 2005 war überflüssig, heißt es am 23. September. Der Atommüll wird nun doch nach Russland zurück gebracht. Schon die DDR hatte die Rücknahme der abgebrannten Brennelemente zugesagt bekommen.

24.09.2010

Die ZDF Heute-Show veröffentlicht ein Video "Castor County"

24.09.2010

"Erst 2019" soll das geplante Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle im "Schacht Konrad" fertiggestellt werden, heißt es am 24. September vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Wegen dieser Verzögerung wäre es vorläufig nicht möglich, den im Schacht Asse II lagernden Atommüll zurückzuholen und im Schacht Konrad endzulagern, wie dies Anfang des Jahres beschlossen wurde.

28.09.2010

Die Bundesregierung legt am 28. September zwei separate Entwürfe zur Änderung des Atomgesetzes vor (11. Novelle des Atomgesetz). Der eine verankert die ausgehandelte Verlängerung der Laufzeiten für die 17 deutschen Atomkraftwerke im Gesetz. Der zweite entläßt die Länder aus der Haftung bei Atomunfällen. Es handelt sich hierbei um einen juristischen Trick, den zu erwartenden Einspruch des Bundesrats gegen die Verlängerung der Laufzeiten zu verhindern. Weiterhin soll die Novelle die Enteignung widerspenstiger Grundstückseigentümer beim Bau von Endlagern erleichtern. Laut der neuen Paragraphen 9d bis 9f soll eine Enteignung auch ausdrücklich "zum Zweck der vorbereitenden Standorterkundung" möglich werden.

29.09.2010

Am 29. September wird Marianne Fritzen als Mitgründerin der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) den mit 10.000 Euro dotierten Petra-Kelly-Preis der Heinrich-Böll-Stiftung verliehen. Die Stiftung ehrt die langjährige Atomkraftgegnerin als eine Symbolfigur des Widerstands gegen die Castor-Transporte, die seit über 30 Jahren in der Anti-Atom-Bewegung aktiv sei.

Ende September

Ende September erscheinen von X-tausenmal quer unterschiedliche Mobilisierungs-Videos zu den Protesten gegen den angekündigten Castor-Transport.

- Lutz übt für den Castor
- Irmtraud übt für den Castor
- Lisa übt für den Castor

Oktober

Gorleben-Moratorium aufgehoben

01.10.2010

Am 1. Oktober wird nach zehn Jahren Baustopp das Moratorium für den weiteren Ausbau des Salzstock Gorleben aufgehoben.

02.10.2010

FotosFilm
Am 2. Oktober antworten Aktivist*innen auf den Weiterbau im Gorlebener Salzstock mit einem "Unruhetag". An insgesamt zehn Orten werden wichtige Verkehrsadern im Wendland blockiert, Kaffeetafeln auf und an den Straßen organisiert. An den Protesten beteiligten sich etliche Bauern mit ihren Traktoren, Motorräder, LKWs ect. Die Erkundung des Bergwerks sei "lediglich ein Deckmantel für die Errichtung eines Atommüllendlagers", heißt es im Aufruf.

Der Ticker zum Unruhetag:

- 10:29 Uhr - 7 Trecker in Nebenstedt-Straße zu!
- 10:29 Uhr - 15 Trecker, 50 Leute in Pudripp
- 10:34 Uhr - B216 aus Lüneburg zu: 20 Fahrzeuge, 100 Leute in Göhrde
- 10:59 Uhr - Jameln: von einem Trecker soll ein Reifen fehlen
- 11:00 Uhr - Pudripp: Abseilaktion an Bahnbrücke gen Zernien, 20 Trecker, 100 Leute, Straße nach Uelzen ist zu!
- 11:02 Uhr - Wendlandblockade steht - 100derte machen den Landkreis zu.
- 11:12 Uhr - In Bergen machen 300 Leute und Radfahrer die Straße zu
- 11:12 Uhr - Bei der BI in Lübbow sind 300 Leute!
- 11:14 Uhr - Vokü hat in Pudripp aufgebaut, Stimmung super, Polizei macht nichts außer filem und Straße sperren
- 11:14 Uhr - Hitzacker: 30 Leute haben Fahrbahnverengung aufgebaut u. verteilen Flugis
- 11:46 Uhr - Zarenthin: die Straße blockiert mit Mensch + Traktoren
- 12:00 Uhr - Seit 2 Std ist der Landkreis Lüchow-Dannenberg von Atomkraftgegnern blockiert: Gorleben stoppen!
- 12:10 Uhr - Radionachrichten melden: erhebliche Verkehrsbehinderungen im ganzen LK Lüchow-Dannenberg
- 12:29 Uhr - Nebenstedt: Kaffeetafel u. immer mehr Menschen u. Trecker
- 12:20 Uhr - Bauernblockade in Hohenvolkfien haben heiße Getränke - aber keinen Grill
- 12:35 Uhr - Lübbow: Widersetzen blockiert seit 30min mit Sitzblockade die Straße. Gute Stimmung überall
- 12:48 Uhr - Zwischen Pudripp / Zernien weiterhin Blockade durch Kletteraktion + 20 Traktoren an Bahnbrücke
- 12:58 Uhr - Göhrde: Polizeiautoattrappe abgebrannt
- 13:29 Uhr - Auch in Metzingen war die B216 zeitweise blockiert
- 13:36 Uhr - In der Göhrde gibt es Stress mit der Polizei
- 13:48 Uhr - 15.00 Uhr großer Abschluss der erfolgreichen Wendlandblockade am Verladekran Dannenberg!
- 14:17 Uhr - Pudripp setzt sich in Bewegung: Treckerkonvoi gen Verladekran. Nebenstedt steht noch.
- 15:07 Uhr - Verkehrschaos in Dannenberg: Aus allen Richtungen kommen Atomkraftgegner
- 15:25 Uhr - Bundesstraße am Verladekran mit etlichen Treckern blockiert. Hunderte Menschen am Verladekran
- 16:09 Uhr - Abschlusskundgebung vor dem Verladekran - Aktionsorte berichten - erfolgreicher Tag!


"An den Blockadeorten war fröhliches Treiben zu beobachten wie bei einem Familienausflug, der es in vielen Fällen auch war. An den Blockaden hatten sich viele Landwirte mit ihren Traktoren beteiligt, die quer gestellt Straßen oder Kreuzungen für Fahrzeuge unpassierbar machten (z.B. in Dannenberg und Pudripp). In Pudripp seilten sich Mitglieder von contrAtom von einer Eisenbahnbrücke über der B191 ab und entfalteten in luftiger Höhe ihre Transparente. In Göhrde blockierten neben Traktoren auch Baumstämme auf der Fahrbahn ein Durchkommen. Eine sehr ansprechende Aktion gab es in Jameln: Dort hatten AtomkraftgegnerInnen an der Straße eine Mahnwache aufgebaut und produzierten in Teamarbeit fleißig hunderte von großen und kleinen gelben Widerstandskreuzen (X). Die Sägeabfälle landeten dann flugs auf der Straße und mehrere AtomkraftgegnerInnen machten sich mit Besen daran, die Abfälle von einer Straßenseite auf die andere und wieder zurück zu fegen, wobei sich in der Folge natürlich der Verkehr staute..." (Subkontur)

11.10.2010

Vor einer "Eskalation der Gewalt im öffentlichen Raum" warnt am 11. Oktober die Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die innere Sicherheit steht vor dem Kollaps", so GdP-Vorsitzender Konrad Freiberg. Die Demonstrationen rund um das Projekt "Stuttgart 21" und die Castor-Transporte zeigen, dass das Gewaltpotenzial in der Gesellschaft gestiegen sei. In Hinblick auf die erwarteten Proteste beim geplanten Castor-Transport in das Atommüllzwischenlager Gorleben Anfang November forderte Freiberg stärkere Bemühungen der Politik, Konflikte zu schlichten. "Man kann nicht einfach Interessen durchsetzen, auch wenn man glaubt, dass das wichtig ist", so Freiberg. Das sei der falsche Weg. Die Polizei könne nur begrenzt zur Lösung von Konflikten beitragen.

13.10.2010

Traktoren aus dem Wendland unterstützen am 13. Oktober in Stuttgart die Proteste gegen den Bau von Stuttgart 21.

13.10.2010

Am 13. Oktober gibt die Staatsanwaltschaft Lüneburg bekannt, dass überprüft werde, ob allein die Unterzeichnung des Aufrufs zu "Castor Schottern" eine Straftat sei. Es könnten Ermittlungsverfahren gegen die Unterzeichner*innen des Aufrufs angestrengt werden. "Beim G8-Gipfel in Heiligendamm waren sogar noch mehr Einsatzkräfte im Einsatz und dennoch waren die Blockaden ein voller Erfolg. Daher wird uns auch ein erneutes Polizeistaatsmanöver im Wendland nicht am Schottern hindern können. Wir werden die Lücken in der Aufstellung der Polizei suchen und finden", heißt es von der Kampagne "Castor Schottern". Auch 16.500 Polizist*innen werden das Schottern nicht verhindern können.

16.10.2010

Am 16. Oktober werden rund 500 Ermittlungsverfahren gegen Atomkraftgegner*innen eingeleitet, die den Aufruf der Kampagne "Castor Schottern" unterstützen.

16.10.2010

"Wir kennen das aus der Vergangenheit: Vor jedem Castor-Transport werden solche Gewaltszenarien an die Wand gemalt", heißt es in einer Mitteilung der Anti-Atom-Organisation ".ausgestrahlt" am 16. Oktober. Anschließend würde dann die Gewaltfreiheit der Protestbewegung gelobt. Das Nachrichtenmagazin «Focus» hatte unter Berufung auf eine vertrauliche Lageeinschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) berichtet, dass die Polizei mit heftigen Krawallen rechne. Die BI Umweltschutz fordert eine "politische Lösung" für den Atommüll.

16.10.2010

Polizeibeamte mit Familienplanung sollten den Castor-Behältern beim Transport nach Gorleben besser nicht dauerhaft zu nahe kommen. Diese Empfehlung gibt am 16. Oktober in Dannenberg der Strahlenbiologe Prof. Dr. Wolfgang Köhnlein. Auf Einladung der Fachgruppe Radioaktivität ist er nach etwa einem Dutzend Jahren ein zweites Mal für einen Grundkurs über Gefahren radioaktiver Strahlung nach Lüchow-Dannenberg gekommen.

18.10.2010

Die Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen Atomkraftgegner wegen einer geplanten Sabotage der Castor-Bahnstrecke habe der Aktion noch weiteren Zulauf beschert: Alleine am Wochenende hätten weitere 200 Personen die Absichtserklärung im Internet unterzeichnet, teilt Sonja Schubert, Sprecherin der Kampagne "Castor Schottern" am 18. Oktober mit.

18.10.2010

Mehr als 40 Stunden ist die Facebook-Seite der Anti-Atom-Kampagne "Castor Schottern" gesperrt. Die Kampagne kritisiert "Zensur", Facebook äußert sich am 18. Oktober: Grund der Sperrung sei ein Verstoß gegen die "Erklärung der Rechte und Pflichten", keine Zensur. Die Seite der Anti-Castor-Kampagne hat inzwischen mehr als 2.600 Anhänger.

19.10.2010

Am 19. Oktober beginnt die Polizei am Castor-Verladebahnhof in Breese in der Marsch damit, die Anlage mit sogenanntem S-Draht abzusperren. Einheiten der Bundespolizei stellen zunächst Absperrgitter direkt am und um den Verladekran auf und bringen später drei Lagen des gerollten, scharfkantigen Drahtes an.

22.10.2010

Rappelvoll ist der Saal des Dannenberger Schützenhauses am 22. Oktober, als die verschiedenen Anti-Castor-Initiativen ihre geplanten Aktionen vorstellen. So viele Aktionen plant der Castor-Widerstand für die Tage des Atommüll-Transports, dass nur ein Teil des zu erwartenden Geschehens angesprochen werden konnte.

22.10.2010

Die Bundeswehr werde im Rahmen der Amtshilfe beim nächsten Castor-Transport nach Gorleben eingesetzt, bestätigt das Bundesinnenministerium am 22. Oktober auf Anfrage des Grünen Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele. Die erbetene Unterstützung beschränke sich auf das "Bereitstellen von Kasernen und Verpflegung", so ein Sprecher des Niedersächsischen Innenministeriums am 26. Oktober.

23.10.2010

Am 23. Oktober wird die "Allgemeinverfügung" der Polizeidirektion Lüneburg veröffentlicht, mit der die Grundrechte während der Zeit des Castor-Transports eingeschränkt werden.

23.10.2010

Aus Protest gegen den angekündigten Castortransport findet am 23. Oktober findet ein bundesweiter "Schienen-Aktions-Tag" statt. Im Wendland treffen sich mehrere hundert Menschen in Leitstade. Am Lüneburger Bahnhof findet eine Kundgebung mit 600 Menschen statt. Insgesamt beteiligen sich bundesweit um die 10.000 Atomkraftgegener*innen.

23.10.2010

Ab dem 23. Oktober informieren in 50 Städten bundesweit Greenpeace-Aktivist*innen eine Woche lang interessierte Bürger*innen darüber, wie sie sich an den Anti-Atom-Demonstrationen rund um die anstehenden Castortransporte beteiligen können. An Infoständen, die als "mobile Reisebüros" umgebaut wurden, erklären sie den Passant*innen, wie sie zu der Großdemo am 6. November ins wendländische Dannenberg kommen können. "Wir rechnen mit einem großen Zulauf zu den Protestaktionen rund um den Castor", sagt Tobias Riedl, Atomexperte von Greenpeace.

23.10.2010

Im Hamburger "Gängeviertel", eine besetzte Künstlermeile in der Innenstadt, findet am 23. Oktober einen Anti-Atom-Soliparty statt: "Atomausstieg bleibt Handarbeit", heißt das Motto, unter dem es Musik, Vokü und Infos zum Widerstand gibt.

24.10.2010

Unter dem Motto "Atommüll: Zurück an Absender" brechen am 24. Oktober 350 Atomkraftgegner*innen mit einer täuschend echten Castor-Attrappe samt 40-Tonnen-Lastwagen von Gorleben ins Berliner Regierungsviertel auf. Vor dem Zwischenlager in Gorleben findet eine Kundgebung statt.

"Der Salzstock Gorleben ist als Atommülllager völlig ungeeignet. Deshalb beladen wir heute einen "Castor-Transport" mit "Atommüll" und schicken ihn zurück an den Absender nach Berlin", so Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz. "Dort will die Regierung den Bundestag diese Woche längere Laufzeiten für Atomkraftwerke beschließen lassen, wodurch noch einmal tausende Tonnen zusätzlicher Atommüll entstehen würden - obwohl die Endlagerung nach wie vor völlig ungeklärt ist."

25.10.2010

Am 25. Oktober gibt der "Gesellschaft für Nuklear-Service" bekannt, dass bis 2017 jedes Jahr hochradioaktiver Atommüll in das niedersächsische Zwischenlager Gorleben rollen soll. Atomkraftgegner*innen kündigen an, jeden einzelnen Transport zu blockieren.

25.10.2010

"Je weiter weg, desto besser", betont GNS-Strahlenschutzexperte Hartmut Schulze zu der Strahlung aus den Castoren am 25. Oktober. Wenn Polizist*innen näher als fünfeinhalb Meter an die Atommüllbehälter kommen, werde die Aufenthaltszeit in diesem Bereich genau gemessen.

25.10.2010

Im niedersächsischen Gorleben darf kein weiterer Atommüll deponiert werden. Der Castortransport muss absagt werden - und der Atommüll in die Hauptverursacherländer Bayern, Hessen und Baden-Württemberg geschickt werden, fordert Greenpeace am 25. Oktober in einem neuen "Atommüll-Konzept" und verweist auf geringere Transportrisiken.

26.10.2010

Nach dem harten Polizei-Einsatz bei den Stuttgart-21-Protesten befürchtet Amnesty International auch Gewaltexzesse von Beamt*innen bei den bevorstehenden Castor-Demonstrationen. Die Organistation fordert am 26. Oktober eine "generelle Kennzeichnungspflicht von Polizisten im Einsatz". Die Polizeigewerkschaft weigert sich.

26.10.2010

Am 26. Oktober werden die ersten Behälter mit hochradioaktiven Abfällen per LKW von der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague zum knapp 40km entfernten Verladebahnhof Valogne gebracht. Der findet das Umladen auf Bahnwaggons statt.

27.10.2010

In Hannover nimmt die Polizei zwei Atomkraftgegner*innen fest: Sie sollen zur Sabotage der Gleise aufgerufen haben: Die 21 Jahre alte Frau und ihr 30 Jahre alter Begleiter hätten in einer U-Bahn Aufkleber mit einem Internetlink angebracht, unter dem zur Beschädigung der Gleisanlagen aufgerufen werde, teilt die Polizei am 27. Oktober mit. Gegen die beiden sei ein Strafverfahren wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten eingeleitet worden.

28.10.2010

Unter heftigem Protest der Oppositionsparteien billigt der Bundestag am 28. Oktober mit den Stimmen von Union und FDP die beiden Novellen zum Atomgesetz, mit denen die Laufzeit der 17 deutschen Atomkraftwerke verlängert und die Enteignung von Grundstückseigentümern für den Bau von Endlagern erleichtert wird. Mit derselben Mehrheit beschließt das Parlament außerdem die Einführung einer Steuer auf Brennelemente und die Errichtung eines Sondervermögens "Energie- und Klimafonds" aus der mit den Atomkraftwerksbetreibern vereinbarten "Förderabgabe" für den verlängerten AKW-Betrieb.

"Sie eröffnen erneut einen gesellschaftlichen Großkonflikt, den wir schon einmal in mühsamer Arbeit über viele Jahre gelöst hatten. Sie spalten die Gesellschaft, obwohl sie sich in diesem Punkt schon einig war., so Sigmar Gabriel (SPD).

30.10.2010

FotosFilm
Eine Woche vor Beginn des Castor-Transports demonstrieren in Uelzen am 30. Oktober mehrere Hundert Menschen für den sofortigen Ausstieg aus der Atomkraft. Die Redebeiträge kündigten die größten Anti-Castor-Proteste der Geschichte an.

Ende Oktober

Nach zehnjähriger Pause erlaubt das niedersächsische Umweltministerium Ende Oktober die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten in Gorleben. Allerdings wurden die beiden dafür notwendigen bergrechtlichen Genehmigungen, der Rahmen- und ein Hauptbetriebsplan, nicht für sofort vollziehbar erklärt. So konnte die weitere Erkundung zunächst durch die Klagen mehrerer Anwohner gestoppt werden. Die Kläger - darunter Graf von Bernstorff, die Kirchengemeinde Gartow, die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Salinas Salzgut GmbH - wollen verhindern, dass ohne atomrechtliches Planfeststellungsverfahren quasi unter dem Deckmantel der Erkundung das Endlager in Gorleben weiter ausgebaut wird. Konkret richtet sich ihre Klage gegen die Verlängerung des veralteten Rahmenbetriebsplans aus dem Jahr 1983 als Grundlage zur Weitererkundung. Begründung: Der Plan sei überholt und rechtswidrig. Sämtliche Voraussetzungen wie Art und Menge der Abfälle, Erkundungsumfang sowie die Sicherheitsvorkehrungen hätten sich seit 1983 geändert. Außerdem behindere dieser Plan aus Sicht von Salinas das Vorhaben des Unternehmens. Die Klage hat zunächst aufschiebende Wirkung, weil nach Meinung des Lüneburger Verwaltungsgerichts "keine vollendeten Tatsachen" geschaffen werden dürfen. Allerdings reagiert das BfS umgehend und stellt nun einen Antrag auf Sofortvollzug.

November

03.11.2010

Am 3. November schlägt die EU-Kommission die Einführung von europaweit verbindlichen Sicherheitsstandards für die Endlagerung vor. Die Mitgliedstaaten sollen künftig darlegen, wann, wo und wie sie Endlager zu bauen und zu betreiben beabsichtigen, die den Sicherheitsstandards der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) genügen. Energiekommissar Günther Oettinger tritt damit in die Fußstapfen seiner beiden Vorgänger, die ebenfalls eine europaweite Zuständigkeit der EU für die Entsorgung radioaktiver Abfälle anstrebten.

03.11.2010

Unter dem Motto "SCHOTTER gegen den Atomzug - Das Benefiz für den Castor-Widerstand!" stehen am 3. November auf der Bühne der Fabrik Hamburg die Musikbands Slime, Bots, Rantanplan, Abi Wallenstein und Jonkanoo.