Joseph Beuys & das TAG-X-Plakat

In Erinnerung an Joseph Beuys, der heute am 12. Mai 100 Jahre alt geworden wäre. Und an Martin Mombaur & eine bewegte Widerstandszeit im Landkreis Lüchow-Dannenberg:

1984 hatte der wendländische Widerstand schon über 10 Jahre intensiven Protest hinter sich. In diesem Jahr wurde die Betriebsgenehmigung für das fertiggestellte Abfalllager in Gorleben erteilt. Am 8. Oktober 1984 rollte der erste Mülltransport mit schwach- und mittelaktivem Abfall, begleitet von massiven Protesten, Richtung Gorleben. Irgendwann musste der Tag X – die Anlieferung des ersten „Castor-Behälters“ mit hochaktiven Abfällen – kommen. Mit Plakaten und Handzetteln wurde zum massenhaften Widerstand dagegen aufgerufen.

Das Plakat mit dem Titel „Tag X“ und dem Untertitel „Verhindert die Atommülltransporte ins Wendland“, sowie Baumstämmen auf einer Landesstrasse gefiel der Staatsmacht so gar nicht. Eine Straftat! Also, neben den sowieso schon fast alltäglichen Hausdurchsuchungen sollte nun die Bürgerinitiative Umweltschutz als Herausgeberin kriminalisiert und damit mundtot gemacht werden. Ein Zufall zementierte die Zukunft dieses eher unscheinbaren Plakates. Martin Mombaur, ehemaliger Pressesprecher der BI und damaliger niedersächsischer Landtagsabgeordneter der Grünen traf den Künstler Joseph Beuys.

Beuys machte das Plakat zur Kunst, indem er der Druckvorlage seine Unterschrift und die Sätze „Menschengemässe Kunst muss 1. die Zerstörung des Menschengemässen verhindern und 2. das Menschengemässe aufbauen. Nur das ist Kunst und sonst nichts.“ hinzufügte.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde das gelbe X zum zentralen Symbol des wendländischen Widerstands.

Unter den 1984 nach Gorleben angelieferten Fässer befanden sich auch einige falsch deklarierte und illegal transportierte Müllbehälter. Das ganze Ausmaß des „Transnuklear“ -Skandals zeigte sich erst später. Systematisch hatte die NUKEM Atommüll illegal verschoben. Dafür musssten sich die Verantwortlichen des Konzerns im Jahre 1990 auch vor Gericht verantworten.

Bis heute lagern oberirdisch in den Hallen in Gorleben über 100 Behälter mit hochradioaktivem Müll, die auf ihre endgültigen Platz in einem „Endlager“ warten.

Beuys und das gelbe X: Erst verboten, dann Kunst
Artikel in der Elbe-Jeetzel-Zeitung vom 14. Mai (nur für Abonennten)

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