Pressemitteilung: Gorleben Archiv verzeichnet „Bedeutungszuwachs“
„Idealer Ort zur Verbindung von Dokumentation, Forschung und Bildungsarbeit“
Das Gorleben Archiv hat im vergangenen Jahr einen „spürbaren Bedeutungszuwachs“ erfahren. Das sagte die Vorstandssprecherin Gabi Haas auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des in Lüchow ansässigen Vereins. Einerseits sei das öffentliche Interesse an den vom Gorleben Archiv gesammelten Dokumenten noch einmal deutlich angestiegen. So hat Archivleiterin Birgit Huneke im Jubiläumsjahr der Standortbenennung eine wahre Flut von Anfragen durch Presse, Funk und Fernsehen bearbeitet und etliche Jungforscher bei ihren Jahres-, Bachelor- oder Doktorarbeiten unterstützt. Gleichzeitig sei der Verein auf seinem Weg hin zu einer stärkeren Vernetzung und Kooperation mit Universitäten und anderen kulturellen Institutionen einen Riesenschritt vorangekommen.
Befördert wurde diese Entwicklung aus Sicht des Vorstands maßgeblich durch die Erarbeitung einer umfangreichen Rahmenkonzeption zur Zukunft des Gorleben-Archivs unter der Federführung des Instituts für Didaktik der Demokratie (IDD) an der Leibniz Universität Hannover. Diese vor allem vom Lüneburgischen Landschaftsverband (LLV), aber auch der Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg und anderen Spendern finanzierte Machbarkeitsstudie wurde Ende 2017 fertiggestellt und dient dem Verein als wichtige Argumentationshilfe bei der Einwerbung von Fördergeldern. Ihre Autoren bewerten das Gorleben Archiv als einen „idealen Ort zur Verbindung von Dokumentation, Forschung und Bildungsarbeit“, an dem exemplarisch die Bedeutung sozialer Bewegungen für die Demokratieentwicklung vermittelt werden könne.
Ausstellungsprojekt zum 40. Jahrestag des Gorleben-Trecks
Genau das ist auch das Thema eines für das kommende Jahr geplanten Ausstellungsprojekts, das das Gorleben Archiv in Kooperation mit den Demokratieforschern vom IDD und dem Historischen Museum Hannover entwickelt. Inhaltlich geht es dabei um die Geschichte und gesellschaftliche Bedeutung des „Gorleben-Trecks“, der sich im März 2019 zum 40. Mal jähren wird.
Dazu Haas: „Der legendäre Protestzug der wendländischen Bauern nach Hannover war Impulsgeber und Motor einer sozialen Bewegung, die nicht nur die Atompolitik im Land beeinflusst, sondern auch viele gesellschaftliche Bereiche in der Region geprägt und verändert hat.
Mit zwei Sonderausstellungen in Lüchow und Hannover sowie einem begleitenden Veranstaltungsprogramm soll an dieses markante Ereignis der niedersächsischen Zeitgeschichte erinnert werden. Anekdote am Rande: Anwälte versuchen jetzt, für den beschlagnahmten und seit Jahrzehnten als „Wiederholungstäter“ quasi inhaftierten Trecker des verstorbenen Landwirts Adi Lambke eine „Freilassung“ oder zumindest einen „Hafturlaub“ zu erreichen, um ihn im nächsten Jahr auf der Ausstellung zu präsentieren.
Echtes Teamgefühl, aber prekäre Finanzsituation
Weitere Projekte des Archivs wurden 2017 erfolgreich abgeschlossen. Beispielsweise konnten rund 420 Gorleben-Plakate aus vierzig Jahren Protestgeschichte mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur digitalisiert und mit Erläuterungen versehen werden, die nun über die Webseite vom Kulturerbe Niedersachsen öffentlich zugänglich sind (http://kulturerbe.niedersachsen.de/viewer). Auch die vom Gorleben Archiv eng begleiteten Ausgrabungen des Archäologen Attila Dézsi auf dem Gelände der Republik Freies Wendland, die für ein großes Medienecho sorgten, sind beendet. Dézsi wird seine Fundstücke und Forschungsergebnisse so bald wie möglich der Öffentlichkeit präsentieren.
Durch die größere Publizität des Archivs haben nicht nur die Besucherzahlen, sondern auch die Abgaben aus dem ganzen Bundesgebiet zugenommen.
„Nicht selten sind es wirkliche Schätze, die uns erreichen“, freute sich Archivleiterin Birgit Huneke, wies aber gleichzeitig auch auf die begrenzten Arbeitskapazitäten hin. Immerhin neunzehn Ehrenamtliche unterstützen sie bei der Bearbeitung der Bestände. Durch deren großes Engagement, so Huneke, sei im Archiv „ein echtes Teamgefühl“ entstanden. Viel zu tun gibt es auch für den vierköpfigen Vorstand, der ohne Gegenstimme wiedergewählt wurde (Gabi Haas als 1. Sprecherin, Wolf Römmig als 2. Sprecher, Hans-Werner Zachow als Schriftführer und Konni Ganßauge als Kassenwartin). Grund ist die – wie bei vielen freien Archiven – prekäre Finanzsituation, die den Verein mit seinen 183 Mitgliedern Jahr für Jahr vor große Herausforderungen stellt. Durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und projektbezogene Fördergelder kann sich die Einrichtung gerade so eben über Wasser halten. Der Verein strebt deshalb eine dauerhafte Förderung an. Doch die ist bisher noch nicht in Sicht – trotz des öffentlichen Interesses und der steigenden Bekanntheit des Archivs.
Pressemitteilung vom 28. Juni 2018
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