Attila Dézsi (2. v. links) bei der Verleihung des Deutschen Studienpreises für Archäologie im Mai 2024 in Frankfurt. Neben Attilas Doktorvater Prof. Frank Nikulka (ganz links) hielt auch Gabi Haas als Vorsitzende des Gorleben-Archivs eine Laudatio auf den Preisträger. Rechts: Jochen Reinhard von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF)

Archäologe Attila Dézsi für Forschungsarbeit über Republik Freies Wendland ausgezeichnet

Das Gorleben Archiv freut sich, dass der Archäologe Attila Dézsi für seine Dissertation über die „Republik Freies Wendland“ in den letzten Monaten gleich mehrfach ausgezeichnet wurde. Nach dem Deutschen Studienpreis für Archäologie der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF) sowie dem Studienpreis der VGH Stiftung erhält der Nachwuchswissenschaftler nun auch den Barbara-Scholkmann-Förderpreis für Historische Archäologie. Der von der Universität Tübingen sowie vom Verein zur Förderung der Archäologie des Mittelalters verliehene Preis würdigt herausragende und innovative Dissertationen oder Masterarbeiten, die einen Forschungsfortschritt für die Historische Archäologie bedeuten.

In seiner Arbeit mit dem Titel „Zeitgeschichtliche Archäologie des 20. Jahrhunderts an Orten des Protests. Kritische Archäologie und Community Archäologie der Freien Republik Wendland“ untersuchte Dézsi das im Mai 1980 von Atomkraftgegnern errichtete Hüttendorf an der Bohrstelle 1004 bei Gorleben, das nach 33 Tagen von der Polizei geräumt und einplaniert wurde. Für seine Doktorarbeit nutzte er nicht nur klassische archäologische Techniken wie Grabungsschnitte oder die Prospektion des Geländes per Metalldetektor, sondern wertete auch zahlreiche Luftaufnahmen, historische Fotos und Zeitzeugenberichte aus. Dabei wurde der Wissenschaftler vom Gorleben Archiv intensiv unterstützt.

Enge Zusammenarbeit mit den Anwohnern und dem Gorleben-Archiv

Dézsi bezog auch Anwohner, frühere Bewohner des Hüttendorfes sowie an der Räumung beteiligte Polizisten in den Forschungsprozess aktiv mit ein. Sie nahmen an Ausgrabungen teil, gaben Interviews und halfen bei der Interpretation von Funden. Die gewonnenen Erkenntnisse über den Aufbau und Alltag des Protestcamps stellte Dézsi später auf einer öffentlichen Veranstaltung in Platenlaase zur Diskussion. Dézsis Arbeit, die auch die Besetzung und Räumung aus archäologischer Perspektive beleuchtet, hat die wissenschaftlichen Fachjurys besonders in methodischer Hinsicht überzeugt. Die „Vielzahl von Auswertungsansätzen“ und der „fachübergreifende Methodenkanon“ könne zukünftigen Arbeiten in der zeitgeschichtlichen Archäologie als Vorbild dienen, lobten die Gutachter des DGUF. Und in der Begründung für die Vergabe des Studienpreises der VGH Stiftung hieß es, Dézsi habe „ein wichtiges Denkmal der Protestkultur des 20. Jahrhunderts vor dem Vergessen bewahrt und mit Engagement und Kreativität ein neues Verständnis für eine ‚Archäologie der Intervention‘ erschlossen“.

Die Verleihung des Barbara-Scholkmann-Förderpreises findet am Donnerstag, den 18. Juni in Tübingen statt. Interessierte können den Festakt ab 17:30 Uhr sogar im Livestream verfolgen: https://zoom.us/j/92674265426?pwd=JaSHxU1cLqCLv5DZvaObqzAkuGJBsI.1, Meeting-ID: 92674265426, Kenncode: 366822

Linkes Bild: Attila Dézsi (2. v. links) bei der Verleihung des Deutschen Studienpreises für Archäologie im Mai 2024 in Frankfurt.

Gruppenfoto: Attila Dézsi (2. v. links). Neben Attilas Doktorvater Prof. Frank Nikulka (ganz links) hielt auch Gabi Haas als Vorsitzende des Gorleben-Archivs eine Laudatio auf den Preisträger. Rechts: Jochen Reinhard von der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (DGUF).

Alle Fotos: Gorleben Archiv

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