Vor 25 Jahren

1990 geschieht viel Juristisches: Gerichte versagen den Endlagerstopp, lehnen einen Rechtsschutz gegen die sofortige Vollziehbarkeit der atomrechtlichen Teilerrichtungsgenehmigung ab, entscheiden gegen den Sofortvollzug der Betriebsgenehmigung des Castor-Lagers. Und täglich rollt Atommüll.

Der Widerstand reagiert: Am 7. Mai wird der Zaun zur Pilotkonditionierungsanlage (PKA) mit selbstgebauten Treppen überwunden. Am 22. Juni besetzen Wendländer die Bergwerkstürme: Die Aktion „Gorleben bebt!“ beginnt. Fünf Monate werden montags ab 6 Uhr die Tore zum Zwischenlager und zur PKA-Baustelle blockiert. Konzerte, Frühschoppen, Malwettbewerbe – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Handwerker mauern das Tor zum Zwischenlager zu, Nicht-Handwerker machen sich mit Meißel an der Mauer um die Endlagerbaustelle zu schaffen. Gäste aus Salzwedel, Bremen, Heidelberg bereichern die Blockaden, Musiker aus Japan, Kinder aus Tschernobyl.

Die Kreisverwaltung moniert, dass eine Verkehrsblockade unrechtmäßig sei, die Presse bezeichnet sie als Dauerplage für die Atomindustrie. Nützt nix. Es folgen Montage mit Holzfällern, einem Friseur, Marktständen der Wendland-Kooperative, sogar 600 Schafen vor der Zufahrt des Zwischenlagers.

Am 5. September endet die Aktion mit einer dreitätigen Abschlussblockade. Die „Ini60“ bringt, wie so oft in den vergangenen Monaten, Brötchen, die Post etwa 50 Briefe und Karten. Der Postbote händigt sie den „Blockadeteilnehmern, Atommüllzwischenlager, Haupttor, 3131 Gorleben“ aus.

erschienen in: Gorleben Rundschau, Ausgabe September / Oktober 2015

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