Auf Marianne Fritzens Spuren

Geocaching Rundgang in Lüchow - Station 6

Kreishaus

1990: Protest vor dem Kreishaus. Bild: G. Zint

War der Marktplatz oft Ausgangspunkt von Demonstrationen, so war das Kreishaus nicht selten der Schlusspunkt einer Demo. Vor und im Kreishaus wurden in der Vergangenheit wütende und aufgebrachte Forderungen von Atomkraftgegner*innen, so zum Beispiel im Tschernobyl-Jahr 1986, erhoben. Einmal wurde sogar eine Fuhre Mist abgeladen. Das Kreishaus war Schauplatz von Demonstrationen, manchmal kam es auch zu kurzzeitigen Besetzungen. Wenn nur mehrere Trecker auf das Kreishaus zurollten, wurde umgehend die Polizei alarmiert.

Im Kreishaus wurden politisch nicht unwichtige Entscheidungen getroffen, dort saß von 1978-1996 Oberkreisdirektor Klaus Poggendorf und andere politische Vertreter, die Gorleben als NEZ Standort vorantrieben. Das Kreishaus selbst steht im Zusammenhang mit dem Plan, ein nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) zu bauen. Das Gebäude wurde mit Millionen an Zuschüssen aus dem Bundesetat gebaut, auch die sogenannten Gorlebengelder waren Teil der Forderungen, die die damalige CDU- und SPD-Mehrheit im Kreistag und der Oberkreisdirektor Poggendorf an den Bund als Ausgleich für die Belastungen des NEZ stellten.

Aus der deutlichen Mehrheit der Befürworter wurde Anfang der Neunzigerjahre eine Mehrheit der Gegner: Grüne, UWG, FDP und jetzt auch die SPD bildeten eine Anti-Gorleben-Koalition, die Gruppe X. Seitdem sprach sich der Kreistag mit deutlicher Mehrheit gegen die Atomanlagen und die Castortransporte aus. Und erstmals in der Geschichte stellte nicht die CDU den Landrat. Marianne Fritzen arbeitete daran, dass diese Koalition zustande kam.

Marianne Fritzen war von 1986 bis 1991 für die Grünen Mitglied im Kreistag von Lüchow-Dannenberg und im Samtgemeinderat Lüchow. 1991 bis 1996 zugleich stellvertretende Bürgermeisterin von Lüchow.

Über ihre Tätigkeiten in der Bürgerinitiative hinaus gehörte sie von 1996 bis 2001 allen drei Kommunalkörperschaften an. Sie verließ die Grünen im Jahr 2000 aus Protest gegen den Atomkonsens der rot-grünen Bundesregierung mit den Energieversorgern, weil die Partei ihrer Auffassung nach nicht strikt genug den Kampf gegen Gorleben beibehalten hat.

Wie sehr sich die politische Situation geändert hat, zeigte die Ausstellung zum vierzigsten Jahrestag des Gorlebentrecks 2019: Der Landrat lud das Gorleben Archiv ein, diese im Kreishaus zu eröffnen, hielt selbst die Eröffnungsrede. Und es standen wochenlang Trecker vor dem Eingang des Kreishauses.

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