22.2.: "Offener Tag der Archäologie"

Im Rahmen seines Promotionsstipendiums hat Attila Dézsi die Hinterlassenschaften der Freien Republik Wendland archäologisch untersucht. Am 22. Februar stellt er nun erste Ergebnisse vor und lädt zu einer Diskussion u.a. über die „Zukunft des Ortes 1004“ ein.

Es gibt wohl keinen besseren Tag, als den 22. Februar für einen „Offenen Tag der Archäologie – Vergegenwärtigung der ‚Freien Republik Wendland'“. Am 22.2.1979 wandte sich nämlich der damalige niedersächsiche Ministerpräsident Albrecht an die Öffentlichkeit und benannte Gorleben als künftigen Standort für ein „Nukleares Entsorgungszentrum“. Aus Protest gegen diese Pläne besetzten drei Jahre später hunderte Menschen die „Bohrstelle 1004“. Sie riefen die „Freie Republik Wendland“ aus, die identitätsstiftend für den Widerstand gegen die Atomanlagen in Gorleben wurde.

„Aus Holz und Lehm entsteht ein phantasievolles Dorf mit allen notwendigen kommunalen Einrichtungen. Willkommen in Utopia: öffentliche Küche, Sauna, ein Freundschaftshaus, Badehütten, Klos, Gewächshäuser, Gärten, Schweineställe, eine Ponyreitanlage für Touristen, ein mit Windenergie betriebener Tiefbrunnen, eine Solar-Warmwasseranlage, ein Klinikum, eine Einreisebehörde mit Passamt – nicht zu vergessen der Wendländische Frisiersalon. Eine perfekte Infrastruktur der in nur wenigen Tagen aus dem Sand gewachsenen neuen Republik, die natürlich auch über ihre eigenen Medien verfügt: vom Turm des besetzten Platzes sendet der republikeigene Sender „Radio Freies Wendland“ auf UKW 101 MHz sein eigenes Programm. Schlagbäume grenzen die „Republik Freies Wendland“ vom Nachbarland BRD ab. Das Besetzerdorf macht Schlagzeilen. Niemand vermag sich dem Charme und der Faszination dieses selbstbewussten, fröhlichen Zusammenlebens im Dorf entziehen. (…)“

Nach 33 Tagen kamen mit einem unfassbar großen Polizeiaufgebot die Bagger und machten alles platt.

„Trotz der groben oberflächlichen Räumung des Camps haben sich vermutlich tiefere Baueingriffe von größeren Hütten und Türmen sowie aufgelassene Kleinfunde erhalten“, vermutete Attila Dézsi zu Beginn seines Projekts. „Es wird interessant zu beleuchten, wie sich der Wunsch der Aktiven, nicht Geschichte zu werden, mit dem gleichzeitigen Bestreben, didaktische Wege für eine Erinnerungskultur zu finden, vereinbaren lässt und welche Rolle die Archäologie dabei spielen kann“.

In Zusammenarbeit mit dem Gorleben Archiv rekonstruiert er seit Ende 2016 unter anderem, wie das Camp aufgebaut war und vor allem, wie der Alltag dort aussah.

Offener Tag der Archäologie – Vergegenwärtigung der „Freien Republik Wendland“

Am 22. Februar 2019 lädt Atilla mit Unterstützung des Archivs und der BI in den Kulturverein Platenlaase:

  • Ab 14.00 Uhr werden dort in einer interaktive Ausstellung erste archäologische Erkenntnisse und Fundobjekte von 1004 zu sehen sein.
  • Um 18.00 Uhr wird Attila in einem Vortrag „Die archäologischen Ausgrabungen am Ort der Freien Republik Wendland“ erläutern. Er spricht über die Methoden und ersten Erkenntnisse der archäologischen Untersuchungen informieren und Ihre Bedeutung für die Archäologie.
  • Um 19.00 Uhr findet dann eine abschließende Podiumsdiskussion unter dem Motto „Das Hüttendorf 1004 – mehr als nur ein politisches Kulturerbe?“ statt. Diskutiert werden soll, ob die Befunde nicht nur ein archäologisches Bodenarchiv darstellen, sondern vielleicht auch ein Kulturerbe für die Region.
    Eingeladen sind Prof. Dr. Reinhard Bernbeck vom Institut für Vorderasiatische Archäologie FU Berlin, Mario Pahlow M.A. vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Referatsleiter Stützpunkt Lüneburg und Wolfgang Ehmke, Pressesprecher der BI Lüchow-Dannenberg.

Attila Dézsi und seine Kollegin Maren Schlingmann möchten mit diesem Tag der Archäologie eine Möglichkeit bieten, sich zu begegnen und miteinander Gedanken über die Zukunft des Ortes 1004 auszutauschen.

Das war 1004

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