Gorleben-Chronik
2013
Gorleben Chronik 2013
Mit Beluga und Widerstandsmarathon gegen das neue StandAG
Im Januar stirbt Adi Lambke im Alter von 82 Jahren. Er war von Anfang an im Widerstand engagiert und hat vor allem in der Bäuerlichen Notgemeinschaft, aber auch in Kommunalparlamenten gegen die Atomanlagen gekämpft. Bundesweit bekannt wurde er dadurch, dass Polizisten ihn 1996 bei einer Straßenblockade auf seinem Trecker blutig geschlagen hatten.
Am 4. Februar stellt das Amtsgericht Dannenberg das Verfahren gegen einen Landwirt wegen Nötigung ein. Er hatte an einer Treckerblockade gegen die Aufhebung des Moratoriums im Jahr 2010 teilgenommen.
Im März nimmt der Gorleben-Widerstand den MMKW (Mobiler-Musik-Kampf-Wagen) in Betrieb, der von jetzt an als rollende Bühne die Demos begleitet.
Am 9. März gehen aus Anlaß des Fukushima Jahrestages bundesweit rund 30.000 Bürger für den Atomausstieg auf die Straße. Über 20.000 Menschen beteiligen sich an einer „Katastrophen-Simulation“ rund um das AKW Grohnde, eine der größten Demonstrationen gegen das Kraftwerk überhaupt. Auch in Dannenberg findet eine Demo statt.
Es sollen keine Castortransporte mehr nach Gorleben kommen, sondern in andere Bundesländer, so lautet eine Nachricht von Bund-Länder-Treffen zur Endlagersuche am 8. April. Auf dieser Konferenz wird auch eine Neustart der Endlagersuche beschlossen, allerdings bleibt Gorleben weiterhin im Rennen.
Am 12. April besuchen Niedersachsens neuer Ministerpräsidenten Stefan Weil (SPD) und sein Stellvertreter Stefan Wenzel (Grüne) das Wendland. Auf Einladung der BI und der bäuerlichen Notgemeinschaft nach Lüchow und stellten sich dem Gespräch. Dafür gab es von den 200 Menschen im Saal Beifall und Anerkennung. Am Endlagersuchverfahren und der Rolle Gorlebens wird aber heftig Kritik geübt: „So wird ein Standort, der nicht geeignet ist, fortgeschleppt und in einem vergleichenden Verfahren wieder aus dem Hut gezaubert“.
Anlässlich des 27. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe treffen sich am 28. April 60 Menschen vor dem Schwarzbau in Gorleben und nehmen anschließend am Sonntagsspaziergang teil, der seit 2009 noch kein einziges Mal ausgefallen ist.
Es gäbe keine Gründe, „an einer Eignung des Salzstocks Gorleben für ein Endlager zu zweifeln“, heisst es am 16. April von der schwarz/gelben Bundestagsregierung.
In einem 17. April veröffentlichten Sondervotum der Oppositionsfraktionen aus dem Gorleben-Untersuchungsausschuss heisst es: „Der Salzstock Gorleben kann nicht mehr unbelastet auf seine Tauglichkeit für ein Atommüll-Endlager erkundet werden.“ Die frühere Entscheidung für den Standort sei „aufgrund von politischer und juristischer Einflussnahme getroffen“ worden. Die Vernehmung zahlreicher unabhängiger Wissenschaftler habe ergeben, dass „der Standort geologisch nicht geeignet“ sei, so der Bericht der Oppositionsparteien, der damit im Widerspruch zum Bericht von CDU und FDP steht.
Ein Mahnmal gegen verfehlte Energiepolitik
Die „Beluga“ , ein ausgemusterte Greenpeace-Schiff, wird am 13. Mai nach Gorleben transportiert. Für ihre letzte Reise wurde das rund 24 Meter lange und über 30 Tonnen schwere Schiff zerlegt und mit einem LKW-Konvoi ins Wendland transportiert, wo die Teile derzeit wieder zusammen gesetzt werden. Seitdem steht es als Mahnmal für die verfehlte Endlager- und Atommüllpolitik der Bundesregierung vor dem Bergwerk.
„Gorleben darf keine zweite Asse werden“, sagt Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. „Nur auf einem breiten gesellschaftlichen Fundament kann ein langwieriges Suchverfahren zu einem von den Bürgern akzeptierten Ergebnis gelangen“, so Edler zum neuen Endlagersuchprozeß.
Die CDU protestiert, weil es für das Beluga-Mahnmal keine Baugenehmigung gibt. Landrat Schulz erteilt später eine Genehmigung.
Zwischen dem 9. und 20. Mai findet die Kulturelle Landpartie statt. Die BI sammelt 6.000 Unterschriften gegen das geplante Endlagersuchgesetz.
Anfang Juni beendet der Parlamentarische Untersuchungsausschusses Gorleben seine Arbeit. Im Abschlussbericht an den Bundestagspräsidenten wird deutlich: Der Gorleben-Graben zwischen Regierung und Opposition ist tief. Es sei „das falsche Rechtsverfahren“, Bergrecht statt Atomrecht, angewendet worden, schreiben Grüne, SPD und Linke in einer gemeinsamen Schlusserklärung. Dadurch sei eine Bürgerbeteiligung bewusst umgangen worden. Nach drei Jahren Untersuchungsausschuss stehe heute fest: Der Standort Gorleben ist politisch, juristisch und wissenschaftlich delegitimiert. Eine unbelastete Erkundung kann am Standort Gorleben nicht mehr erfolgen.
Im Juni wird der Prozess gegen Landwirte, die 2009 am Treck nach Berlin teilgenommen hatten und vor dem Endlager Morsleben in Auseinandersetzungen mit der Polizei gerieten, eingestellt.
Am 27. Juli tritt das Standortauswahlgesetz (StandAG) in Kraft. Es enthält Vorschriften für die Standortauswahl, die im Jahr 2031 mit der Festlegung des Standorts enden soll, der insbesondere für die Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe die „bestmögliche Sicherheit gewährleisten soll“. An diesem Standort sollen Abfälle „für eine Million Jahre von der Biosphäre getrennt gelagert werden“. Der Standort Gorleben bleibt im Rennen.
Der Rechtsstreit um den veralteten Rahmenbetriebsplan des Bergwerks Gorleben sollte eigentlich Anfang September vor Gericht verhandelt werden, wurde inzwischen aber von der Wirklichkeit überholt. Denn das StandAG stellt klar: „Die bergmännische Erkundung des Salzstocks Gorleben wird mit Inkrafttreten dieses Gesetzes beendet.“ Die Klage der betroffenen Grundeigentümer hat sich damit genauso erledigt wie der Rahmenbetriebsplan selbst. So sehen es jedenfalls die zuständigen Richter am Verwaltungsgericht Lüneburg. Sie erklären schriftlich, dass durch das neue Gesetz die „rechtliche Wirkung“ für den Plan „entfallen“ sei. Diese Einschätzung teilt auch das Land Niedersachsen.
Am 11. August findet der 250. Sonntagsspaziergang um das Bergwerksgelände statt.
Das Free Flow Festival versammelt unter dem Motto „Gorleben soll leben“ am 22. und 23. August viele Freunde flotter nicht-radiotauglicher Musik.
Widerstandsmarathon
Beim Widerstandsmarathon umrunden am 24. und 25. August mehrere hundert sportliche Widerständler per pedes, per MTB, per Pferd und sonstwie 24 Stunden lang die Baustelle des Erkundungsbauwerks in Gorleben.
In Braunschweig und Duisburg demonstrieren am 14. September mehrerer tausend Menschen vor der Bundestagswahl gegen Atomenergie.
Im September erklärt das Landgericht Lüneburg die Einkesselung tausender Menschen bei den Castortransporten 2010 und 2011 durch die Polizei für illegal. Die Initiative Widersetzen, die damals die Bloackden organisiert hatte, ruft dazu auf, auf Schadenersatz gegen das Land Niedersachsen zu klagen.
Mitte September weist der grüne Umweltminister Stefan Wenzel das Landesamt für Bergbau Energie und Geologie (LBEG) an, den umstrittenen Rahmenbetriebsplan offiziell aufzuheben. „Aus Gründen der Rechtsklarheit“, wie es im niedersächsischen Umweltministerium heißt.
Auf Anweisung von Bundesumweltminister Altmaier reicht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Oktober Klage gegen die Aufhebung des Rahmenbetriebsplans in Gorleben durch das (rotgrün regierte) Land Niedersachsen ein. Der CDU-Politiker will unbedingt an den alten Genehmigungsgrundlagen für Gorleben festhalten, obwohl sie dem StandAG ganz offensichtlich widersprechen. Die Wirksamkeit des alten Rahmenbetriebsplans ist durch die Klage des BfS vorläufig wieder hergestellt.
„Sorgenbericht“ nennen die Initiativen an den Atommüllstandorten eine umfangreiche Bestandsaufnahme aller bekannten Orte der Bundesrepublik, an denen Atommüll produziert wird oder lagert, die Anfang Oktober veröffentlicht wird. Über 90 Standorte hat Ursula Schönberger von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. in Form von Datenblättern abgebildet und so den Atommüll „sichtbar“ gemacht.
Im Oktober wird ein weiteres Gerichtsverfahren eingestellt: das gegen die Menschen, die sich beim Castortransport 2011 bei Vastorf an einem Betonblock im Gleisbett festgekettet hatten.
Am 16. November um 5 vor 12 Uhr werden an sechs Atomkraftwerken und dem Forschungsreaktor in Berlin Luftballons aufsteigen lassen. Die Aktion soll zeigen, wie sich radioaktive Stoffe bei einer großen Reaktorkatastrophe ausbreiten würden.
Am 25. November wird im Rahmen eines Laternen-Spaziergangs ein Widerstandsdenkmal „Rahmenbetriebsplan“ gegen das Endlagerprojekt Gorleben an der B216 bei Metzingen enthüllt.
In Berlin findet am 30. November unter dem Motto „Energiewende beschleunigen – Atomausstieg sofort!“ eine Demonstration statt. Die 16.000 Menschen starten am Berliner Hauptbahnhof und umzingeln das Kanzleramt. Gleichzeitig lassen Teilnehmer*innen zig Drachen vor dem Reichstag steigen, die vor einer Woche landauf landab mit Energiewende-Forderungen bemalt wurden.
Mit einem Container-beladenen LKW weist die BI am 4. Dezember in Dannenberg und Lüchow auf die laufenden Transporte schwach-und mittelradioaktiven Abfalls in das Zwischenlager hin.
Am 10. Dezember übergibt die BI Lüchow-Dannenberg mehr als 5.000 Unterschriften an Niedersachsens Umwelminister Stefan Wenzel für die Schließung der „vergessenen Atomanlage“ in Gorleben, die Pilot-Konditionierungsanlage.
1970 – 1980 – 1990 – 2000 – 2010 – 2012 – zur Übersicht – 2014
Die ganze Geschichte:
…und davor – Die Anfänge bis 1972
Die Anfänge: Erste Überlegungen, Atommüll in Salz zu lagern – statt ihn in der Tiefsee zu versenken. Gasexplosion im Salzstock Gorleben-Rambow.

1973 – Zwei AKW für das Wendland
1973 werden die Pläne bekannt, bei Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk zu bauen. In der Debatte um einen Standort für ein Atommüll-Endlager bzw. die Errichtung eines Entsorgungszentrums spielt Gorleben 1973 offiziell keine Rolle.

1974 – Erste bundesweite Endlagersuche
Die Standortsuche für ein Atommülllager beginnt. Das Credo: So lange die Anlage genug Platz hatte und niemanden störte, war alles gut. Der Standort Gorleben hatte damit nichts zu tun.

1975 – Großer Waldbrand bei Trebel
Im August 1975 bricht bei Trebel ein großer Waldbrand aus. Die Bundesregierung geht bei der Standortsuche für ein Nukleares Entsorgungszentrum (NEZ) davon aus, dass mehrere Salzstöcke parallel untersucht werden müssten. Gorleben gehört nicht dazu.

1976 – Der Standort „Gorleben“ taucht auf
(…) In einer zweiten Version der TÜV-Studie wurde handschriftlich der Standort Gorleben ergänzt und als am besten geeignet befunden. (…)

1977 – Das Jahr der Standortbenennung
Die Bedenken sind stark, doch Gorleben wird trotzdem zum Standort für den Bau eines gigantischen „Nuklearen Entsorgungszentrums“ benannt. Daraufhin finden erste Großdemonstrationen statt.

1978 – Ein Koffer voll Geld
Innerhalb von 5 Tagen sammeln Gorleben-Gegner*innen 800.000 DM, um der DWK beim Kauf weiterer Grundstücke über dem Salzstock Gorleben zuvor zukommen.

1979 – Treck nach Hannover – WAA „nicht durchsetzbar“
Im März 1979 findet der legendäre „Treck nach Hannover“ statt. Nach einer Großdemonstration in der Landeshauptstadt verkündet Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht das Aus für die WAA-Pläne in Gorleben.

1980 – „Republik Freies Wendland“
Platzbesetzung der Bohrstelle Gorleben 1004 und Gründung der „Republik Freies Wendland“. Die Räumung nach vier Wochen wird zum größten Polizeieinsatz in der Geschichte der BRD.

1981 – Die Zweifel in Gorleben werden größer, nicht kleiner
Gorleben-Hearing in Lüchow zum Bau des Zwischenlagers und massiver Protest gegen das AKW Brokdorf. Nach Bohrungen werden die Zweifel an der Eignung des Salzstock Gorleben für ein Endlager „größer, nicht kleiner“. Doch Gegner*innen des Projekts seien „Schreihälse, die bald der Geschichte angehören“, meinen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Oppositionsführer Helmut Kohl.

1982 – „Tanz auf dem Vulkan“
Baubeginn des Zwischenlagers wird mit Aktionen im Grenzstreifen zur DDR beantwortet, militante Eskalation beim „Tanz auf dem Vulkan“ und immer schlechtere Bohrergebnisse. Plötzlich ist das Wendland mit Dragahn wieder als ein WAA-Standort im Gespräch.

1983 – Dragahn: Eine WAA wird verhindert
Proteste gegen die Pläne, in Dragahn eine WAA zu errichten. „Gorleben statt Kreta“ und Demos im Grenzgebiet zwischen der DDR und BRD. Das Bundeskabinett unter Helmut Kohl stimmt der „untertägigen Erkundung“ des Salzstocks Gorleben zu.

1984 – Menschenkette und Tag X
„Das Vertrauen hat sehr gelitten“: Menschenkette und Wendland-Blockade gegen die WAA-Pläne. Unter erheblichem Protest erreicht ein erster Atommülltransport das Fasslager Gorleben.

1985 – „Spudok“-Affäre, Probe-Castor und Kreuzweg
Ein erster leerer Probe-Castor erreicht das Wendland. Der erste Kreuzweg führt vom AKW Krümmel nach Gorleben. Nach Anschlägen auf die Bahn werden die Daten von tausenden Gorleben-Gegner*innen von der Polizei gespeichert – und damit eine ganze Szene pauschal kriminalisiert.

1986 – Baubeginn im Bergwerk, Wackersdorf & Tschernobyl
Baubeginn im Bergwerk Gorleben. Heftige Auseinandersetzungen um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und das AKW Brokdorf. Nach dem GAU von Tschernobyl protestieren zehntausende Menschen gegen die Atomenergie.

1987 – 10 Jahre Protest in Gorleben
Schwerer Unfall in Schacht 1 des Bergwerks in Gorleben. „Transnuklearskandal“ betrifft auch Atommüll im Zwischenlager, Proteste gegen den Bau der PKA.

1988 – „Wir stellen uns quer!“
Kreuzweg der Schöpfung führt von Wackersdorf nach Gorleben, Schmiergeldskandal, „Wir stellen uns quer“ – Proteste gegen den ersten Probecastor ins Zwischenlager.
1989 – Castor-Alarm im Wendland
Das Aus für die WAA Wackersdorf, Castor-Alarm: erster Atommülltransport nach Gorleben wird wenige Stunden vor Abfahrt gerichtlich gestoppt.

1990 – PKA-Bauplatz- und Turmbesetzung
„Ein Hauch der Freien Republik Wendland wehte durch den Gorlebener Tann…“, als auf dem Bauplatz der PKA Hütten errichtet werden. Aktivist*innen besetzen im Sommer den Förderturm in Gorleben, zum Jahresende Baustopp und SPD-Versprechen.

1991 – Mol-Skandal & Baustopp
Proteste gegen die Anlieferung von Mol-Container, PKA-Bauplatzbesetzung, erneuter „Castor-Alarm“ und nächster Baustopp im Erkundungsbergwerk.
1992 – Viel Geld für den Landkreis
Resolution gegen und eine Mehrzweckhalle für Gorleben, Erweiterung des Zwischenlagers und viel Geld für den Landkreis.
1993 – CASTOR-HALLE-LUJA und Endlagerhearing
Sitzblockaden gegen Atommüll-Lieferungen, „Wege aus der Gorleben-Salzstock-Sackgasse“, Energiekonsens-Gespräche und hohes Bussgeld gegen Turmbesetzer*innen.
1994 – Pleiten, Pech und Pannen: „Castornix“
Widerstandscamp „Castornix“ und erhebliche Proteste gegen ersten Castortransport, der wegen technischer Mängel dann abgesagt wird. Weiterbau der PKA per Weisung.

1995 – Tag X, Backpulver & Stay rude-stay rebel
Anschläge auf Bahn & Kran, die Aktion „ausrangiert“ will den ersten Castor empfangen, Bundesumweltministerin Merkel macht den absurden Backpulver-Vergleich & der Baustopp im Bergwerk wird aufgehoben.
1996 – „Wir stellen uns quer!“
10 Jahre nach Tschernobyl, „Wir stellen uns quer!“ gegen den zweiten Castor nach Gorleben.

1997 – Stunkparade gegen Sixpack
Gewaltsame Räumung für den dritten Castor, Griefahn knickt ein & mehr Geld von der BLG.
1998 – Castor-Skandal und TagX4 in Ahaus
Einwendungen gegen die PKA, Castortransport nach Ahaus, Transportestopp nach verstrahlten Behältern, Einstieg in den Atomausstieg und Moratorium im Salzstock.

1999 – „Gerhard, wir kommen“ & X-tausendmal quer
„Flickschusterei“ um Atomausstieg & AkEnd, Stunkparade nach Berlin und die Ankündigung, dass sich beim nächsten Castor X-tausend Menschen querstellen werden.

2000 – Atomkonsens & Moratorium
Defekte Brücke und unsichere Behälter verhindern Castorlieferung, Atomkonsens „alles Lüge“, denn er sichert den Weiterbetrieb der AKW und Moratorium im Salzstock.

2001 – X-tausendmal quer & Widersetzen
Zwei Atommülltransporte rollen nach Gorleben, einer im März, ein zweiter im November. X-tausend Menschen stellen sich quer und WiderSetzen sich. Der Betonblock von Süschendorf zwingt den Castor zum Rückwärtsgang. Der Widerstand bekommt ein Archiv, die Bundestagsabgeordneten ein Denkmal, die „Gewissensruhe“.

2002 – Castor im „dreckigen Dutzend“
25 Jahre nach der Standortbenennung künftig keine Wasserwerfer mehr gegen den Widerstand, Freispruch im Süschendorf-Prozess, Ver-rück-te Dörfer gegen zwölf Castorbehälter, Rechenfehler und ein Abschlussbericht des AKEnd.

2003 – Der Castor kommt, wir sind schon da!
Betonklötze für Betonköpfe, „Fest zum Protest“, der Salzstock wird besetzt, der siebte Castor rollt. Atomausstieg: das AKW Stade geht vom Netz – aber die Endlagersuche bleibt weiter unklar.

2004 – Castor-Proteste nehmen dramatische Wendung
Schienensitzen ist keine Straftat, das Einkesseln rechtswidrig, Trash People in Gedelitz, eine Veränderungssperre für den Salzstock zemetiert dessen Sonderstellung. Der Castortransport im Herbst verändert alles: Sebastién wird überfahren und stirbt.

2005 – 10 Jahre Castor, Entsorgungsfrage weiter ungelöst
25 Jahre nach der „Republik Freies Wendland“ und 10 Jahre nach dem ersten Castortransport ist die Entsorgung des Atommülls weiter ungelöst. In die Debatte um die Entsorgung des Atommülls und die Zukunft der Atomenergie kommt Bewegung, die Veränderungssperre für den Salzstock wird verlängert. Container brennen, Bauern ziehen sich aus – und im November rollt der nächste Atommüllzug ins Zwischenlager.

2006 – Seit 30 Jahren Widerstand im Wendland
Geologe Grimmel warnt vor Erdbeben, die CDU kann sich in Gorleben ein Untertagelabor vorstellen. „Wir sind gekommen um zu bleiben“: Castorproteste im Herbst mit einer eigenen „Allgemeinverfügung gegen Atomwirtschaft und Polizeiwillkür“ und ein Offenbarungseid von Umweltminister Sigmar Gabriel.

2007 – Ein Jahr ohne Castor
Der Widerstand feiert 30 Jahre Protest, ein Probecastor im Sommer aber keine „heiße Fracht“ im Herbst, stattdessen Kinderkrebsstudie und G8-Gipfel in Heiligendamm.

2008 – Asse-2 säuft ab
Endlager-Symposium & Probebohrungen in Hamburg, absaufende Asse-2, 1 Millionen Jahre Endlager-Sicherheit und ein nächster Castortransport im November.

2009 – Treck nach Berlin
Brisante Enthüllungen: Gorleben wurde aus politischen Motiven zum Endlagerstandort. Seit Jahren wird nicht nur „erkundet“, sondern ein Endlager gebaurt. „Mal so richtig abschalten“ – ein Protest-Treck aus dem Wendland führt zu einer großen Demo gegen AKW-Laufzeitverlängerung nach Berlin. Kein Castortransport, seit Oktober finden jeden Sonntag Spaziergänge um das Bergwerk statt.